Erleichterung vs. Belastung
Meine Krebsgeschichte – Diagnose: Nebennierenrindenkarzinom
Hallo ihr Lieben,
Ich bin Kim, und wurde letztes Jahr mit 29 Jahren mit Krebs in der Nebennierenrinde diagnostiziert. Eine sehr seltne Krebsart, ein schnell wachsender Tumor…. Schock. Es kam aus den Nichts, keine Krebsbezogene Vorgeschichte in der Familie, nichts. 29 Jahre alt, auf meinem Karriereweg, in einer festen Beziehung mit Gesprächen übers Kinder kriegen: Und auf einmal wird dein Leben komplett auf den Kopf geschmissen. Pause.
Ich lebe schon immer sehr gesund, mache bestimmt 5-6 mal die Woche Sport, ernähre mich gerne gut und gesund… Deshalb hat es uns allen, mir, meiner Familie, meinem Freund und ganzen Freunden komplett den Boden unter den Füßen weggerissen.
Meine Symptome waren tatsächlich nur optisch sichtbar, ich hatte keinerlei physische Schmerzen. Was diese Krebsart auch besonders gefährlich macht, da Betroffene erst „zu Spät“ den Arzt aufsuchen. Ich hatte schlechte Haut, einen leichten „Damenbart“ bekommen, vermehrt Blaue Flecken gehabt, habe etwas Haare verloren, ein leicht aufgequollenes Gesicht… Alles Dinge, über die sich eine Frau gerne mal beschwert aber ganz ehrlich: Niemals wär ich damit zum Arzt gerannt. Gottseidank ist meine Mutter Ärztin. Als sie mich nach 3 Monaten das erste mal wieder gesehen hat, hat sie mir die visuelle Veränderung sofort angesehen und da ich mich in den letzten Monaten schon vermehrt bei ihr über meine „Problemchen“ beschwert hatte, hat sie sich sofort schlau gemacht, und mich im Endeffekt direkt zu den richtigen Ärzten geschickt. Meine Mami hat mir das Leben gerettet!
Im Krankenhaus in Hamburg kam dann die schockierende Diagnose: Ein schnell wachsender Tumor in der Nebenniere. Um eine OP wo mir die Nebenniere, Niere und der Eierstock entfernt wurden würde ich nicht drumrum kommen und wie es danach weitergeht, wisse man auch nicht. Das Gewebe wird ja erst nach der OP analysiert und mit dem Histologiebefund wie fortgeschritten der Krebs tatsächlich ist. Meine Familie und Freunde haben alles in ihrer Macht getan und für mich die Uniklinik Würzburg entdeckt – Hier sitzen DIE Spezialisten auf diesem Gebiet, wo ganz Europa für anreist. Ich hatte großes Glück und wurde in Würzburg ganz herzlich und auch direkt aufgenommen. Die Seltenheit der Krankheit, hat mich denke ich auch zu einem spannenden Fall für die Ärzte gemacht. Ich bekam viel Aufmerksamkeit und bei der Visite waren immer mindestens 5 Ärzte dabei… In Würzburg angekommen, war ich fast eine Woche im Krankenhaus bis ich operiert werden konnte, da noch weitere Tests durchgeführt werden mussten. Dieses Waiting Game war eine echte Challenge. Gottseidank sind meine Eltern, meine Schwestern und mein Freund mit nach Würzburg gereist und haben mich jeden Tag besucht und unterstützt diese schwere Zeit durchzustehen. Durch Corona waren wir zwar ziemlich eingeschränkt was Besucherzeiten anging und ich auch nicht raus durfte, allerdings haben sie immer einen Weg gefunden sich irgendwie alle „reinzuschmuggeln“. Wir haben zusammen Yoga gemacht, Keramik gemacht, ich habe jeden Tag frisches Essen bekommen, meditiert, sind auf dem Krankenhausgelände spazieren gegangen… Ich wurde bestens abgelenkt. Dann der Tag der OP. Der Abschied von meiner Familie und meinem Freund an dem Abend davor war wohl der schlimmste Moment meines Lebens… Werde ich sie jemals wiedersehen? Dann alleine in mein Krankenhauszimmer zu gehen… Puh!
Am nächsten Morgen ging es direkt um 7 Uhr morgens los. Gottseidank ist alles bestmöglich verlaufen. Nach einigen Tagen Intensiv und Zwischenintensivstation wurde ich in ein Einzelzimmer auf die Chirurgische Station verlegt. Dort habe ich 2 sehr qualvolle Wochen verbracht. Ich hatte große Schmerzen, konnte mich zu Beginn nicht alleine Bewegen, Aufsetzten, Aufstehen, auf Toilette gehen… Auch in dieser Zeit hätte ich nicht gewusst was ich ohne mein Support System gemacht hätte. Ich habe sehr gekämpft, Atemübungen, Physio Übungen aus dem Bett, irgendwann dann wieder das Laufen gelernt. Schritt für Schritt wurden mir dann diverse Zugänge und Kateter entfernt. Und irgendwann wurde ich entlassen und durfte zurück nach Hamburg. Danach hatte ich noch viele Wochen mit den Nachwirkungen der OP zu kämpfen aber muss sagen, dass ich unfassbar beeindruckt von meinem Körper bin. Er hat so sehr für und mit mir gekämpft, dass ich heute wieder gehen, lachen und Sport machen kann. Dafür bin ich unendlich dankbar.
Zu der Histologie, meiner Chemo und anderen Themen gibt es bald mehr 🙂 Danke fürs Lesen, und falls es hier noch jemanden gibt der am Nebennierenrindenkarzinom erkrankt ist, meldet euch sehr gerne. Alle anderen natürlich auch!
Eure Kim!