Krebs – Liebe – Punkt NULL
Profi-Tipps einer Chemotherapiepatientin
Zwei Zyklen noch, dann werden die letzten Chemoinfusionen in mich hineingelaufen sein. Ich habe einige der Nebenwirkungen mitgenommen, von denen mir im Vorfeld berichtet wurde. Manche waren leichter, andere schwerer zu ertragen. Was mir gegen die Chemotherapiezipperlein geholfen hat, habe ich in diesem Blogbeitrag zusammengestellt. Vielleicht hilft es auch der einen oder dem anderen Betroffenen hier?
Die allererste Chemotherapie
Am 11.12. wurde mir unter Vollnarkose der Port eingesetzt, am 12.12. wurde ich aus dem dem Krankenhaus entlassen und am 15. Dezember 2020 begann mein „Abenteuer Chemotherapie“. Nachdem ich am Vorabend heulend zusammengebrochen und den Ehemann für all meine Qualen verantwortlich gemacht habe (Verzeih mir mein Schatz für alle, was da oft ungefiltert aus mir herauskommt und du voll abbekommst!), hatte ich erstaunlich gut geschlafen.
Obwohl an diesem Tag weder Schule noch Kindergarten noch Homeoffice war, standen schon um 6.40 Uhr der Göttergatte und die drei Goldschätze an der Tür Spalier, als ob ich zu einer großen Reise aufbrechen würde. Jeder gab mir nochmal einen dicken Drücker. Ich stieg ins Taxi und hatte eine Stunde Zeit, mich in einer seltsamen Gefühlsmischung aus Angst, Aufregung und einer Art negativer Vorfreude, geistig auf die erste Chemotherapiesitzung einzustellen. Im Gepäck hatte ich eine Flasche Wasser, aus der ich schon im Taxi ständig trank („Viel trinken!“; hatte mein Onkologe mir aufgetragen), eine Banane, ein Buch, mein Handy, mein Tagebuch, einen Füller und Taschentücher.
In der Chemo-Ambulanz angekommen, durfte ich mir einen Platz aussuchen. Ich fühlte mich angesichts der schicken weißen Ledersessel, dem schönen Holzboden, der aparten Deckenleuchten fast an eine Hotellobby erinnert. Allerdings ließen die Cocktails, die mir dann später serviert wurden, zu wünschen übrig. Schön, dass ein Fensterplatz gegenüber eines Kunstdrucks mit Meeresthema frei war. Ich hatte also die Chance, mich in die Schwarzwälder Berge oder an die Nordsee (mein Sehnsuchtsort schlechthin) hinwegzuträumen.
Ich erhielt eine ausführliche Erklärung der „Chemo-Schwester“ über das Medikamentensammelsurium für zu Hause, das aus Tabletten für verschiedene Nebenwirkungen (Spoiler: Die liegen noch immer unbenutzt neben einem Eimer und Waschlappen für eventuelle Spuckattacken in einer verschlossenen Kiste in meinem Kleiderschrank) plus Spritzen und Medikamente für die ersten beiden Nach-Infusionstage sowie Mundspülung und sensitiver Zahnpasta bestand. Und dann ging es los: Erst wurde mir Blut abgenommen, dann kam der Vorlauf, die Chemotherapie in Kombination mit Eiswürfeln zum Lutschen und zum Schluss noch eine Kochsalzlösung.
Die ganze Zeit über saß ich in Habachtstellung auf meinem Stuhl und wartete auf… Ja, auf was eigentlich? Auf irgendeine Reaktion meines Körpers auf den Eintritt des Medikamenten-Cocktails. Würde mir plötzlich schlecht werden? Würde ich plötzlich Bauchweh bekommen? Würde es kribbeln? Um ehrlich zu sein: Ich spürte beim ersten Mal nicht viel. Ich las, irgendwann wurde ich leicht müde und döste etwas. Port durchspülen und nach knapp vier Stunden war ich fertig, saß wieder im Auto und fuhr nach Hause.
Dort öffnete der Göttergatte mir gespannt die Tür, die Kinder waren bei Freunden untergebracht. Mir war zwar etwas flau im Magen, aber ansonsten ging es mir gut. Fast enttäuschend eigentlich. Hatten wir Zwei doch den ganz große Chemo-Knall erwartet! Irgendwann entschied ich, dass ich einen Spaziergang machen würde. Ich versprach, dass ich sofort anrufen und mich abholen lassen würde, wenn denn der Chemo-Knall käme. Um es abzukürzen: Der Chemo-Knall kam nicht, ich kochte später noch ein warmes Abendessen, ging erschöpft ins Bett, wachte mit leichtem Schwindel auf und hielt dann bis gegen halb elf am nächsten Tag durch. Dann war ich plötzlich sehr müde, eine latente Übelkeit setzte ein, die Lippen schmerzten. Ich legte mich aufs Sofa und blieb dort gefühlt drei Tage lang liegen, nur von einem kurzen Spaziergängchen an der frischen Luft unterbrochen und dem abendlichen Standortwechsel ins Bett.
Die erste Chemo-Runde: 4 Zyklen Docorubixin und Cyclophosphamid
In der Anfangsphase erhielt ich zweiwöchentlich ein buntes Potpourri an Medikamenten. Am Dienstag war mein Infusionstag. Am Mittwoch musste ich mir dann eine Leukozytenspritze verpassen sowie 1 Tablette Dexamethason schlucken. Diese besondere Pille gab es auch am Donnerstag.
Mein Onkologe hatte die ersten Sitzungen mit sehr harter körperlicher Arbeit verglichen. Das trifft es gut, wenn man bedenkt, dass sie mich jeweils drei Tage komplett ausknockten, dann weitere zwei Tage leicht verblendet durch die Welt gehen ließen. Dann war ich wieder halbwegs zurechnungsfähig, autofahrtauglich, aufnahmebereit für Informationen aus der Zeitung und wieder imstande warme Nahrung in größeren Mengen und häufiger als ein Mal am Tag zu mir zu nehmen. Insgesamt wurden die Beschwerden von Mal zu Mal anstrengender.
Die zweite Chemo-Runde: 8 Zyklen Paclitaxel und Herceptin
Diese Infusionen erhielt ich wöchentlich. Am Mittwoch war Infusionstag, ansonsten blieb ich medikamentenfrei. Wichtig waren an diesem Tag eine Decke sowie ein warmer Pulli, da mir während der Infusion immer sehr kalt geworden war. Diese Zyklen legten mich im Prinzip nur am Infusionstag lahm, da ich durch das unter anderem verabreichte Antiallergikum sehr müde war und den restlichen Tag meist komplett verschlief und am Abend früh zu Bett ging. An den Tagen danach war ich zwar noch neben der Spur und erfreute mich diverser Nebenwirkungen, aber so heftig wie die erste Chemo-Runde verliefen sie nicht. Leider verlor ich das Gefühl in meinen Füße und der rechten Hand, was sehr unangenehm und beängstigend war.
Dritte Chemo-Runde: 4 Zyklen Docetaxel und Herceptin
Da das taube Gefühl in den Füßen und der rechten Hand nicht nachließen, wurde ein Medikamentenwechsel vorgenommen. Was soll ich sagen? Aus der Taubheit wurde ein Kribbeln, die Cortison-Augenschwellung blieb mir erhalten die Kälteschauer während der Infusion auch und es traten andere Nebenwirkungen auf. Nun denn: Eine Chemotherapie ist ja schließlich kein Spaziergang, sondern eine Bergtour.
Mit welchen Nebenwirkungen hatte ich zu tun und was tat ich dagegen?
Nachfolgend stelle ich euch sämtliche Chemo-Zipperlein vor, die im Laufe meiner 16 Chemo-Zyklen aufgetreten sind und beschreibe, wie ich dagegen vorgegangen bin.
Für die Chemo-Neulinge oder interessierte Nicht-Krebsler und –Kreblserinnen: Die Nebenwirkungen waren nicht immer alle zur selben Zeit in gleicher Intensität vorhanden. Manche ließen mit der Zeit oder unter anderer Medikamentengabe nach, anderen hielten sich hartnäckig. Gegen manche musste ich mehr, gegen andere weniger angehen, je nachdem wie sehr sie mich und meinen Alltag beeinträchtigten. Gegen manche Zipperlein habe ich Hilfsmittel gefunden, die ich mir auf eigene Kosten angeschafft habe, da die Krankenkasse lediglich die „richtigen Medikamente“, die zur Chemotherapie gehören, übernimmt. Der Rest ist sozusagen Privatvergnügen der Betroffenen.
Die Nebenwirkungen der Chemotherapie sind nicht nach dem Grad ihrer Intensität aufgelistet, sondern in der Reihenfolge ihres zeitlichen Auftretens. Wobei viele Beschwerden parallel abliefen oder sich über den gesamten Zeitraum der Chemotherapie gehalten haben und wohl auch noch halten werden.
1 Ich habe einen entzündeten Mund, rauen Gaumen.
Chemo-Profi-Tipps :
- Ich verzichtete an den ersten Tagen nach der Chemotherapie komplett auf warme Speisen oder Getränke.
- Rohkost mit Kräuterquark und Jogurt mit Früchten waren meine Lieblings-Chemo-Speisen. Erstere wurde teilweise gepimpt mit kalter Fleischwurst, zweiterer mit gesunden Nüssen.
- Putze dir unbedingt weiterhin, auch wenn das teilweise wirklich schwerfällt, die Zähne!
- Ich verwende eine sanfte Zahnpasta (elmex sensitive).
- Besorge dir eine weiche Zahnbürste. Denke daran, sie nach der Chemotherapie durch eine neue zu ersetzen.
- Ich verwende eine alkoholfreie, geschmacklich recht neutrale Mundspülung aus der Apotheke.
- Ich habe von meiner Hausärztin Mundspray-Pröbchen mit antibakteriellen und antivirallen Inhaltstoffen bekommen. Diese waren mir zu „scharf“. Anderen Patientinnen oder Patienten helfen diese aber ggf.
- Verzichte auf Südfrüchte und stark gewürzte Speisen.
- Absoluter Geheimtipp: Ananas einfrieren und lutschen! Klingt komisch, aber das fruchteigene Enzym wirkt entzündungshemmend und die Kühle tut gut.
2 Ich habe rissige und schmerzhafte Lippen.
Chemo-Profi-Tipps:
- An den ersten Tagen reichte ein normaler Lippenpflegestift nicht aus, weil die Lippen viel zu sehr weh taten. Ich holte mir nach Beratung durch die Apothekerin eine teure Creme, die mir gut tat („Cicalfate – Baume réparateur“ von Avène).
- In sämtlichen Jackentaschen hatte und habe ich Lippenpflegestifte deponiert, um nie akutes Lippen-Aua zu haben. Besonders toll: „Lippengold“ von Dr. Hauschka)
3 Ich nehme Gerüche verändert wahr oder kann sie nicht ertragen.
Chemo-Profi-Tipps:
- Ganz simpel: Ich bleibe dem Esstisch der Familie fern, wenn ich es gar nicht ertragen kann.
- Ich verzichte (tageweise oder ganz) auf Dinge, die ich eigentlich mag, mir aber gerade nicht schmecken. So ist sichergestellt, dass ich sie später auch noch gern zu mir nehme.
4 Mir ist übel.
Chemo-Profi-Tipps:
- Ich bevorzuge Rückenlage.
- Ich mummle mich dick ein und öffne das Fenster sperrangelweit.
- Manchen hilft es, über den Tag verteilt, kleine Portionen zu essen. Ich selbst brachte fast nichts hinunter
5 Ich habe einen schalen, metallischen Geschmack im Mund und das Essen schmeckt fad.
Chemo-Profi-Tipps:
- Ich lutsche fruchtige Bonbons. Manche bevorzugen solche mit Salbeigeschmack.
- Würze auf keinen Fall dein Essen nach!
- Wenn du für deine Familie kochst, dann würze wie bisher und lass eine andere Person das Essen abschmecken, um es nicht zu überwürzen.
- Versuche dich abwechslungsreich zu ernähren, auch wenn du nichts oder nicht viel schmeckst. Dein Körper braucht die Nährstoffe und Kalorien.
6 Ich habe seltsame Essensgelüste oder zu seltsamen Zeiten Hunger.
Chemo-Profi-Tipps:
Gib deinen Gelüsten nach und vertrau darauf, dass dein Körper schon weiß, was er gerade benötigt. Ich hatte plötzlich Lust auf Fleischwurst und rote Paprika stand ganz, ganz weit oben auf der Liste. Außerdem überkam mich ein paar Mal der Heißhunger auf Hackbällchen und vom Emmentaler Käse aus einer Käserei hier in der Region konnte und kann ich nach wie vor locker 150g am Stück und mehr verdrücken.
7 Ich kann nur sehr wenig trinken, weil mir schlecht wird oder ich selbst den Geschmack von Wasser unerträglich finde.
Chemo-Profi-Tipps:
- Da hilft nichts: Du musst dich zum Trinken zwingen! Teste verschiedene Teesorten (Evtl. lauwarm oder kalt trinken, falls du Probleme mit Lippen oder Mund hast.) oder Säfte. Bei mir war Mangosaft recht annehmbar.
- Teilweise war nur Cola Zero möglich, aber immer hin war das Flüssigkeit.
- Lass dich ggf. mit einer App ans Trinken erinnern (z.B. „Wasser Trinken Aquarium“ oder optisch nett „Wasser trinken Water Llama“) und zum Trinken zwingen.
8 Ich verliere die Haare („Alopezie“).
Chemo-Profi-Tipps:
- Ich habe mir vor der ersten Chemo einen Vorrat an Beanies, Mützen, Turbane und sonstige Kopfbedeckungen zugelegt.
- Es ist ratsam sich prophylaktisch auf jeden Fall auch eine Perücke zuzulegen (Rezept gibt´s vom Onkologen).
- Teste Bindetechniken und kombiniere deine Mützlein mit verschiedenen Kleidungsstücken.
- Mache Selfies oder lass dich fotografieren, um dich an dein neues Aussehen zu gewöhnen.
9 Meine Augenbrauen und Wimpern werden weniger, manche verlieren sie ganz („Alopezie“).
- Ich zeichne den Augenbrauenbogen nach.
- Dabei verwende ich einen Augenbrauenstift mit auffüllendem Puder.
- Für die Wimpern habe ich mir eine Volumen-Mascara besorgt. Seit Neuestem besitze ich eine Mascara mit Wachsstumsserum („Strength und Lengts Srum-Infused Mascara von bareMinerals).
- Ich empfehle, dir einen künstlichen Wimpernkranz zuzulegen, falls du alle Wimpern verlieren solltest.
- Zum Wiederaufbau der Wimpern habe ich mir ein Wimpernserum besorgt, mit dem ich jetzt im Anschluss an die letzte Chemo starten werde („Natural Lash Extension“ von Santé).
10 Mein Gesicht spannt und ist trockener als bisher.
Chemo-Profi-Tipps:
- Verwende Produkte für sensible und trockene Haut.
- Achte auf die Inhaltsstoffe. Sie sollten unbedingt ohne Duftstoffe auskommen und ph-neutral sein.
- Vielleicht wendest du dich der Naturkosmetik zu?
- Ich verwende eine fetthaltigere Creme aus derselben Pflegeserie wie bisher.
- Nacht benutze ich eine extraintensive Lotion.
- Besorge dir ein sanftes Gesichtsreinigungsmittel.
- Hast du sehr irritierte Haut und/oder plötzlich Hautunreinheiten, kann es sinnvoll sein, dich von einer Kosmetikerin beraten zu lassen.
11 Die Haut an meinen Händen und Füßen ist sehr trocken, eingerissen, verhornt.
Chemo-Profi-Tipps:
- Ich verwende nur noch sehr intensive Handcremes für sehr trockene, strapazierte Hände
- Sinnvolle Inhaltstoffe sind Urea und Panthenol,
- In jeder Toilette, im Badezimmer sowie in der Küche stehen Handcreme-Tuben, damit ich mich nach jedem Händewaschen und/oder Desinfizieren (Corona, Corona) oder einem akuten Anfall von Cremebedürftigkeit schmieren kann
- Auch in jeder Hand- oder Jackentsche findet eine Cremetube Platz.
- Meine Füße creme ich mit speziellen Fußcremes für sehr trockene Füße mit Verhornungen oder Schrunden ein.
- Optimal ist ein schnell einziehender, sehr intensiv pflegender Fußschaum mit Urea, den mir meine Fußpflegerin empfohlen hat (Fresh. Schaum Balsam Intense von Camillen).
- Ich selbst hatte das Glück, eine professionelle Fußpflege genießen. Vielleicht gönnst du dir das auch?
- Möglicherweise hilft dir (zusätzlich) auch eine Maniküre.
12 Ich habe täglich mehrmals intensives Nasenbluten, die Nase ist ständig verstopft und vom vielen Naseputzen sehr gereizt.
Chemo-Profi-Tipps:
- Hab unbedingt immer einen Vorrat an Taschentüchern im Haus. Gönne dir die dickeren Marken-Taschentücher. Deine Nase wird es dir danken!
- Am besten stellst du an verschiedenen Stellen im Haus Taschentücher-Boxen auf. Dann hast du immer ein Tuch parat, wenn die Blutstropfen fallen.
- Besorge dir die „Augen-Nasen-Salbe“ von Bepanthen in der Apotheke. Damit kannst du deine gereizte Nase eincremen.
- Der HNO-Arzt empfahl mir im Falle sehr heftigen Blutens, ein abschwellendes Nasenspray (z.B. “Otriven“) zu verwenden, da das helfen, die Blutung zu stoppen.
13 Meine Füße und die rechte Hand sind taub oder kribbeln („Periphere Neuropathie“).
Chemo-Profi-Tipps:
- Während der Chemoinfusionen ziehe ich mir Handschuhe und dicke Wollsocken an. Dann stecke ich die Hände in Kühlhandschuhe und die Füße in Kühlschuhe. Das lindert die Beschwerden angeblich. Da ich Taubheit und später Kribbeln verspürte, kann ich nicht bestätigen, ob bei mir diese Vorsichtsmaßnahmen geholfen haben? Aber wer weiß, vielleicht wäre dann ein Finger oder ein Zeh komplett abgestorben? Vorsicht ist hier wohl besser als Nachsicht.
- Mir wurde empfohlen, einen Igelball unter den Fußsohlen hin- und her zu rollen. Ich fand das recht mühsam und mir rutschte der Ball ständig weg. Aber vielleicht kommst du damit klar?
- In der Hand knetete ich gern einen Radiergummi (Dank Homeschooling war immer ein Federmäppchen parat) oder Softknete meiner jüngsten Tochter. Toll ist auch der Holz-Handschmeichler, den meine Schwester mir geschenkt hat.
- Am meisten half es mir, mich zu bewegen (radfahren, joggen, spazierengehen).
- Saß ich auf dem Sofa, am Schreibtisch o.ä., bewegte ich permanent die Zehen.
- Der absolute Geheimtipp im Internet lautet „Föhnen der kribbelnden Füße!“. Bei mir brachte es keine Linderung. Aber vielleicht hilft es dir?
14 Ich habe gereizte Augen sowie stark geschwollene Tränensäcke.
Chemo-Profi-Tipps:
- Ich habe in eine sehr teure Augencreme investiert, die kühlt und die Schwellung etwas abmildert („100 – Hydra Lift Yeux“ von Maria Galland)´.
- Auf Anraten einer Kosmetikerin solltest du die Creme mit deinem kleinen Finger sanft einklopfen. Das reduziert die geschwollenen Tränensäcke.
- Ich habe darauf verzichtet, aber manche schwören auf das Verwenden von kühlenden Augenmasken.
- Hilfreich sind außerdem „Euphrasia“-Augentropfen.
- Alternativ die „Augen-Nasen-Salbe“ von Bepanthen in den Lidsack geben (nachts).
15 Ich habe Schmerzen in den Ellenbogen und Kniegelenken,
Chemo-Profi-Tipps:
- Ich reibe die schmerzenden Stellen mit „Aconit-Schmerzöl“ von Wala ein.
- Ich versuche die Gelenke immer warm zu halten (Strickjacke parat halten, warme Decke im Bett).
- Mir wurde “Aufbaukalk 1 und 2” von Weleda empfohlen, ich habe das besorgt, aber noch nicht ausprobiert.
16 Meine Waden spannen.
Chemo-Profi-Tipps:
- Mir hilft das „Lavendel-Zypressen-Öl“ aus der Bahnhof-Apotheke Kempten.
- Alternativ bietet sich auch eine Venencreme, z.B. mit rotem Weinlaub an.
- Auch hier half mir Bewegung auf dem Hometrainer. Joggen ist eher kontraproduktiv für den Venenbereich.
- Ich mache Wechselduschen mit heißem und kalten Wasser.
17 Mein Brustkorb verspannt sich sehr schmerzhaft.
Chemo-Profi-Tipp:
- Ich setze mich ganz aufrecht hin und atme ganz bewusst aus und ein.
- Ich halte mich warm (Strickjacke).
18 Ich bin vom Cortison plötzlich sehr aufgedreht und unruhig.
Chemo-Profi-Tipp:
- Dagegen ist kein Kraut gewachsen. Ich habe mich einfach damit abgefunden, dass ich urplötzlich, gern mitten in der Nacht wach und voller Tatendrang war. Ich habe dann gelesen, Podcasts gehört oder etwas geschrieben.
- Möglicherweise hilft dir das altbewährte Hausmittel von Oma, nämlich eine heiße Milch mit Honig zu trinken?
19 Ich habe Konzentrationsschwierigkeiten, habe Wortfindungsstörungen oder vertausche Namen („Chemobrain“ oder „Krisenhirn“).
Chemo-Profi-Tipps:
- Diese Nebenwirkung lässt sich leider nicht beheben. Sie wird im Laufe der Therapie immer stärker werden und hält oftmals noch eine ganze Weile über die Chemotherapiezeit hinaus an.
- Ich behelfe mir durch das Notieren von wichtigen Dingen auf meinem Smartphone-Notizblock, dem Eintragen sämtlicher Termine im Handy- sowie Papierkalender an der Wand.
- Ich gehe nur mit Einkaufszettel in den Supermarkt.
- Ich treibe Sport, achte auf meine Ernährung und einen gesunden Lebensstil ohne Zigaretten und mit sehr wenig Alkohol.
20 Ich habe Kreislaufbeschwerden (Schwindel, Flimmern vor den Augen, Kopfschmerzen).
Chemo-Profi-Tipps:
- Ich lege mich mit erhöhten Beinen auf den Rücken.
- Nasser, kühler Waschlappen auf die Stirn.
- Fenster öffnen.
- Ich muss darauf achten, genügend zu trinken.
- Wechselduschen pushen den Kreislauf.
21 Ich habe Hitzewallungen.
- Ich praktiziere den Zwiebellock (T-Shirt unterm Longsleeve, Longsleeve unterm Pulli), um mich schnell ausziehen zu können.
- Ich ziehe mein Beanie ab (Vorteil, wenn du eine Glatze hast!).
- Ich schlafe bei gekipptem Fenster.
- Ich habe immer eine Wasserflasche parat. Auf dem Nachttisch, neben dem Laptop usw.
Ein paar Anregungen für deine Chemo-Psyche.
Ich würde mich sehr freuen, wenn für manch eine/n Leser/In der ein oder andere brauchbare Tipp dabei war, um eins oder gar mehrere deiner Chemozipperlein erträglicher zu machen. Erfahrungsgemäß muss ich realistisch sein und kann dir nicht versprechen, dass du völlig nebenwirkungsfrei durch deine Chemotherapie kommen wirst. Vielleicht helfen dir meine abschließenden Tipps, um sie als gegeben, aber durchaus aushaltbar zu akzeptieren?
Alles hat ein Ende.
Ich weiß, wie lange eine Krebsreise ist und dass man oft genug meint, nicht mehr weitermachen zu können oder auch zu wollen. Halte dir unbedingt vor Augen, dass deine Chemotherapie ein (relativ) absehbares Ende hat. Mir hat z.B. der Chemo-Kalender, den meine Kinder mir gebastelt hatten, sehr geholfen. Dort hatten sie 16 Infusionsbeutel aufgezeichnet und nach jedem Infusionstag konnte ich einen davon anmalen. So kam ich dem Chemotherapie-Ende ganz bewusst näher. Vielleicht malst du dir einfach Kreise in deinen Kalender, die du dann Sitzung für Sitzung ausmalst?
Die Chemotage werden planbarer.
Mit jeder Therapie wirst du dich besser mit den Reaktionen deines Körpers auskennen. So konnte ich mit der Zeit recht genau planen, wann ich mit welchen Beschwerden zu rechnen hatte. Setz deine Familie/ein Umfeld darüber in Kenntnis. Dann kann sie/kann es Vorkehrungen treffen, die dir helfen können, wie z.B. die Kinder anderswo unterbringen, Kühlschrank mit entsprechenden Lebensmitteln füllen.
Highlight-Tage setzen.
Genieße die Tage, an denen es dir wieder besser geht, ganz bewusst. Ich setzte und setze mir dann ganz bewusst Akzente. So gab es bei uns immer eine große Portion Fleisch, wenn ich wieder richtig und gewürzter essen konnte: Cordon bleu mit Salat und Zucchini-Bolognese waren feste Menüs. Tatort-Abende mit einem Glas Sekt und dem Göttergatten nebendran sind fest ritualisiert und dank Mediathek auch an anderen Wochentagen als dem Sonntag möglich. Auch ein Familienausflug auf eine Burg war ein schöner Highlight-Tag für mich.
Lach-Yoga nutzen.
Probiere diese Therapieform mal aus: Beginne dazu gekünstelt zu lachen, wenn dir absolut nicht zum Lachen ist. Meistens wird ganz schnell ein echtes Lachen daraus, das herrlich befreiend ist.
Sein “inneres Lächeln” aktivieren.
Schließe hierzu die Augen und atme ganz bewusst. Lasse in deinen Mundwinkeln ein Lächeln entstehen. Stell dir vor, wie es sich in deinem Inneren vom Bauch ausgehend ein Lächeln in deinem Körper ausbreitet
Die Chemo beginnt erst am Infusionstag.
Ich kenne es von mir: Meistens überkam mich am Vorabend der Chemo die schlechte Laune oder auch Angst. Das versuchte ich schnell abzustellen und schaffe es zwischenzeitlich auch recht gut. Vermiese dir den Vorabend der Chemo nicht mit schlechten Gedanken, an das, was auf dich zukommt. Zelebriere ihn mit einem schönen Bad, einer leckeren Tafel Schokolade oder bei (Unschlagbar: Milka Triolade oder Belgische Schoko-Meeresfrüchte) und mit etwas, das dir guttut und dir Kraft gibt für den kommenden nächsten Chemo-Meilenstein.
Über sich selbst lachen.
Nimm dich selbst und deine Zipperlein ab und zu auf die Schippe. Das zaubert sie nicht weg, macht sie aber kurzzeitig erträglicher. So mache ich mich z.B. gern darüber lustig, dass die Frisuren meines Umfeldes morgens eindeutig schlechter sitzt als meine. Und hey, wer kann es mir verübeln, dass in diesem Beitrag ein paar Rechtschreibfehler zu finden sind? Ich leide ja immerhin unter dem Chemo-Brain.