Erleichterung vs. Belastung
Hast Du Dich gut erholt?
“Und, hast Du Dich gut erholt?”
Ich war gerade aus einer dreiwöchigen onkologischen Reha zurück. Die Kollegin, so wie ich in der Rehabilitation neurologischer Erkrankungen tätig, hatte wohl meinen verdutzten Blick auf ihre gutgemeinte Frage bemerkt. “Ja, eh, ja, war gut”, stammelte ich. Wann hatten wir je die Patientinnen und Patienten unseres Therapiezentrums gefragt, ob sie sich gut erholt hätten? Doch eher, ob sie Fortschritte gemacht hätten oder sich im Alltag besser zurechtfinden würden.
Eine onkologische Reha ist keine Kur und schon gar kein Urlaub. Sie ist vielmehr eine intensive Auseinandersetzung mit der Erkrankung Krebs und ihren körperlichen, seelischen und psychosozialen Folgen. So war ich auch drei Wochen im Krankenstand. Spätestens 22 Uhr schlossen sich die Türen zum Rehazentrum und am Wochenende durfte ich nicht nach Hause. Ich hatte ärztliche Untersuchungen, therapeutische Leistungstests, Vorträge zu verschiedenen Themen, Kraft- und Ausdauertraining, Entspannungsübungen, Massagen, psychoonkologische Gespräche und Sexualberatung.
Ich musste mich überwinden, bin an meine Grenzen gegangen und habe mich danach wieder besser gespürt. Ich habe geschwitzt, geweint und ganz viel gelacht. Ich habe mich verbessert und Ziele erreicht. Manches ist auch eine Baustelle geblieben. Aber das gehört wohl zum Leben dazu. Und bei all dem habe ich die Ruhe dazwischen genossen, fernab familiärer oder beruflicher Sorgen und Verpflichtungen. Und so wurde meine onkologische Reha zu einer unbeschreiblich wertvollen Zeit in meinem Leben!
Wenn Du all das in Deiner Frage gemeint hast, liebe Kollegin, dann antworte ich Dir voller Freude und Dankbarkeit: “Ja, ich habe mich auch erholt!”