Erleichterung vs. Belastung
Wie viel brauche ich, um glücklich zu sein?
Oder auch nur das, was ich am Leib trage. Meinen Defiausweis, Schlüssel und etwas Geld. Einen Strand und Blick aufs Wasser.
Was tut sich bei mir im Moment, wie schaut mein Leben aus? Es gibt ein Wort, das es perfekt beschreiben kann. Chaotisch. Und auch ein zweites. Traurig. Ein drittes. Herausfordernd.
Es gibt so viel zum schreiben, dass ich keine Ahnung habe, wo ich anfangen soll. Oder auch wie. Ich halte mich auch in letzter Zeit etwas zurück damit, weil ich nicht sicher bin, ob ich tatsächlich darüber schreiben will, dass meine Klage, die im Oktober eingereicht wurde, immer noch läuft. Immer noch keine Entscheidung darüber gibt und ich immer noch nicht weiß, wie geht es jetzt weiter. Beruflich, meine ich. Falls es so etwas überhaupt noch für mich gibt.
Und das belastet mich sehr. Mehr als ich mir selbst gegenüber überhaupt zugeben will. Da bin ich. Diejenige, die immer sagt, denke nicht zu weit in die Zukunft, denke nur auf heute und das, was jetzt ist.
Ja eh. Es ist heute. Wie solltest du jemanden begreiflich machen, wie belastend das ist, wenn du ins Ausland auf Urlaub fahren willst, dich abmelden musst und für die Zeit, die du nicht da bist, keine Bezüge bekommst? Also fragst du dich schon im Vorhinein, brauche ich das? Brauche ich einen Urlaub? Muss ich ans Meer fahren?
Und die Antwort ist JA. So laut sie nur sein kann. Weil du nur noch heute hast und nicht weißt, was morgen bringen wird. Oder ob ich noch da bin. Deshalb melde ich mich ab, fahre für 14 Tage weg, und weiß, dass ich im Folgemonat nur noch 650 Euro auf mein Konto überwiesen bekomme. Und ja, ich weiß, dass ich den Staat einiges koste, und dass es deutlich schlimmer sein könnte.
Dennoch frage ich mich, ist es gerecht? Ist es ok jemanden gegenüber, der drei morbide Erkrankungen hat, so zu behandeln? Reicht es nicht diesen Schlamassel zu durchleben, zu dem sich mein Leben entwickelt? Jede Untersuchung bringt etwas neues ans Licht und ich denke mir dann, ok, zumindest habe ich jetzt eine Diagnose.
Aber es ist belastend. Ich hatte im letzten halben Jahr zweimal Gürtelrose. Schon alleine diese Tatsache spricht für sich, und wie es um meine Nerven steht. Auch deshalb halte ich mich vom Schreiben zurück. Einerseits fehlt mir die Lust dazu, und andererseits habe ich angst, dass ich dabei nur jammern würde. Das will ich aber nicht.
Weil, trotz allem, es gibt auch schöne Momente in meinem Leben. Ich weiß, dass ich nicht das ganze Unglück der Welt gepachtet habe. Es wäre nur schön, diese Last ab und zu abzulegen.
Zu wissen, ok, darüber brauche ich mir im Moment keine Gedanken machen. Das habe ich erledigt, jetzt kann ich mich dem zuwenden.
Krank zu sein reicht schon. Ich brauche keine zusätzliche Sorgen meiner Existenz betreffend. Und doch gibt es da Leute, die denken, ich wäre nicht krank genug (oder alt genug) für eine Berufsunfähigkeit.
Also was brauche ich zum glücklich sein? Nicht viel. Einen Strand und Blick aufs Wasser, damit ich das alles vergessen und die Aussicht genießen kann.