Erleichterung vs. Belastung
(B)LOGBUCHEINTRAG VOM 30.03. BIS 01.04.2020: Abschied, Anstrengungen und automobile Übernahmen.
In Ermangelung an Abwechslung und spektakulärer Ereignisse folgt nun erneut ein Wrapup der letzten drei Tage.
Die Blutwerte und mein Befinden der letzten 3 Tage waren allesamt im grünen Bereich. Am Montag habe ich Besuch (draußen vor der Klinik) von meiner Schwester bekommen. Zusammen haben wir eine kurze Wanderung (jeweils 700 m zum Supermarkt und zurück) unternommen und über alles mögliche gequatscht. Mehr zur Wanderung zum Mount Rewerest später noch einmal.
Ansonsten wurde mein bisheriger Zimmergenosse Klaus heute (01.04.2020) entlassen – kein Aprilscherz. Schade. Ich hab mich gut mit ihm verstanden und wir konnten über alle möglichen und unmöglichen Themen reden. Um der Langeweile in meiner Einzelsuite zu entgehen, beschloss ich, heute erneut eine Besteigung des Mount Rewerest zu wagen. Dieses Mal allein. Der Mount Rewerest in Hamburg ist zwar nur ein 700er und liegt im direkten Einzugsbereich meines Basislagers im AK Barmbek. Aber auch die 700 m Distanz reichen derzeit aus, um sich anzufühlen wie ein HIIT. Nach 2x 700m Spaziergang bin ich durch das ganze Chemogift in meinem Körper derart durchgeschwitzt, dass ich mich duschen muss. Mein „Vollschutz“, bestehend aus Mundmaske, Mundtuch und Einweghandschuhen macht diesen Umstand nicht viel besser. Ich komme mir vor wie ein saftiges Steak… – ich mariniere im eigenen Saft…
Ziel meines heutigen Shoppingtrips zum Mt. Rewerest ist die Versorgung mit getrocknetem Rindfleisch. Ich möchte in diesem Zyklus testen, ob das getrocknete Rindfleisch, ob des Eisengehalts, in Kombination mit Vitamin C und roten Säften das Absacken des Blutbildes verringert. Alles im Sinne der Wissenschaft – selbstlos als Versuchskarnickel. Ich werde über die Ergebnisse meiner Testreihe hier auf diesem Wissenschaftsblog berichten.
Á propos (Wissenschafts-)Blog. Seit Beginn dieser Woche bin ich auch offizieller Teil des ehrenamtlichen Blogteams von Cancer Unites (www.cancerunites.de) und vorerst für die Bearbeitung und Verschriftlichung der CU-Thementalks zuständig, die immer freitags auf dem Instagram-Kanal von CU stattfinden.
Nach meiner Rückkehr vom Mt. Rewerest werde ich „umgebettet“. Ich ziehe in ein neues Zimmer, da ansonsten eine Misch-Belegung aus jungem 35-jährigem Männchen (mir) und einem etwa 50-jährigen Weibchen (nicht ich) unvermeidbar gewesen wäre, was in den Statuten einer regelkonformen Onkologiestation anscheinend nicht vorgesehen ist. Ich fühle mich dessen allerdings auch wie ein Basketball – ich bin „dunkbar“ – sorry, der musste sein! Ich ziehe also nun von Suite 19 in Suite 25. Mein neuer Zimmergenosse ist auch nett, aber selten ansprechbar. Er bekommt das volle Programm – Chemo- und Bluttransfusionen und schläft daher viel. Erneut bin ich froh, dass mir das erspart bleibt. Man entwickelt eine ungeheure Dankbarkeit für Dinge, die vormals nie im Fokus auftauchten.
Eine Sensation scheint sich auf dem Automobilsektor anzubahnen. Mehrere Quellen berichten, dass Tesla eine Mehrheitseignerschaft an Daimler übernommen haben soll. Spannend. Viele Skeptiker sagen: „Daimler würde sich nie verkaufen lassen!“. Das habe ich mal zum Anlass genommen und mir die Aktionärsstruktur von Daimler angesehen. Und siehe da: Daimler gehört augenscheinlich schon längerem einem chinesischen Investor. Nun anscheinend einem Amerikanischen. Bleiben wir gespannt. Ich werde noch ein wenig durchs Marvel Universe pilgern und die Rettung der Welt durch Agent Carter verfolgen. Bis später!