18.11.2024
Erleichterung vs. Belastung
Weihnachten-Matrix Reloaded
Stimmungsvoll, ruhig und besinnlich sollte sie sein, die Weihnachtszeit, doch das hektische, stressige Zeitalter, in dem wir leben, scheint uns immer schneller voran zu treiben. Was wäre, wenn wir öfter innehalten, unsere Sinne schärfen und auf unseren Körper hören würden, der eindeutig sagt: “Weniger ist mehr, und langsam ist das neue Schnell.” und “Wer nicht hören will, muss spüren!”. Die Rute steht eigentlich schon im Fenster, und alles deutet darauf hin, dass die Geschwindigkeit einfach zu viel für uns ist.
Schon klar, es hat mit dem herannahenden Ende des Jahres zu tun, man glaubt, noch schnell das Geschäft des Lebens machen zu müssen. Gleichzeitig machen sich Verspannungen breit, immer öfter entsteht ein unangenehmer Druck im Magen, Kopfschmerzen und Müdigkeit gehören zur Tagesordnung…. Weihnachtsstimmung? Keine Spur! Besinnlichkeit? Lächerlich! Einen Gang zurückschalten? Wie bitte? Dann schon lieber noch einen Gang zulegen!
Wie können wir jemals Zeit haben, wenn wir uns niemals Zeit nehmen?
So wie im Film “The Matrix Reloaded” von Lilly und Lana Wachowski, in dem die Wächter der Maschinen planen, die letzten Zufluchtsorte der Menschheit auszulöschen, und aller Hoffnung auf einen erwählten Retter projiziert wird, so scheint sich auch unser Leben aktuell zwischen kaum auszuhaltender Realität und fantasievoller Zufluchtswelt aufzusplitten. Die Augen sehen, doch der Kopf will nicht wahrhaben, und richten sollen es die anderen. Und bevor die Endzeit beginnt, jagen wir noch schneller einer Spaß-Erlebnis-Konsum-und-Gewinnmaximierungswelt nach, weil es ja eh kein Morgen mehr zu geben scheint.
Einen Keanu Reeves gibt es im wahren Leben nicht – oder doch? Vielleicht steckt er in jedem von uns drinnen und wäre jederzeit bereit, alles neu zu starten. Ein kleiner Neo in jedem Menschen, denn eigentlich spielt sich ja alles eh vor allem im Kopf ab. So wie die Lust oder Unlust vor Weihnachten, diese Zeit, in der es so gut tun würde innezuhalten, sich zu besinnen, aber stattdessen noch einen Gang zugelegt wird. Die Besinnung verschieben wir dann lieber doch auf nach Weihnachten, oder vielleicht gleich besser ins nächste Jahr? Nein, es ist an der Zeit! Räuchern wir sie aus, die düsteren Gedanken, und starten wir jetzt in eine neue, positive Weihnachts-Matrix!
Mehr von Birgit
Wanderkoechin mit Herz
Über meinen Blog
Ich bin ein kommunikativer Mensch und stelle mich neugierig und offen neuen Herausforderungen. Als Angehörige und Freundin von KrebspatientInnen musste ich erleben, dass es für viele nicht einfach ist, in so einer Situation Hilfe anzubieten und auch anzunehmen. Es ist schwierig, denn das Leben der Betroffenen stellt sich von einem Tag auf den anderen auf den Kopf – diese Situation ist häufig für beide Seiten, also auch für Angehörige und Freunde geprägt von Ratlosigkeit, Angst, Unsicherheit bis hin zu Panik.
Kochen und Essen verbindet Menschen auf der ganzen Welt in vielen Situationen. Egal welches Alter, welche Kultur oder welche gesellschaftliche Ebene – Essen bringt die Menschen zusammen. Nahrungsaufnahme kann für KrebspatientInnen vor allem während und nach einer Chemo fast unmöglich werden. Der damit verbundene extreme Gewichtsverlust schwächt und kann sich zu einem echten, zusätzlichen Problem auswachsen.
Hier setze ich an, und zwar nicht wie bei ErnährungsberaterInnen oder DiätologInnen üblich, nämlich in beratender Weise, was bzw. welche Nahrung jetzt für die an Krebs erkrankte Person gerade wichtig oder gut wäre, sondern genau umgekehrt: Die/der Erkrankte teilt mir mit, was sie glaubt essen zu können. Die Rollen sind sozusagen vertauscht, der Blickwinkel geändert. Ich höre zu, frage weiter nach und lasse mich von der/dem Betroffenen beraten. Dann koche ich genau das, was sie/er glaubt, bei sich behalten zu können.
Ich habe selbst erlebt, wie dadurch Kontakt zum/zur Erkrankten gehalten werden und man einen kleinen Beitrag leisten kann, um mit der neuen Lebenssituation besser zurecht zu kommen. Als Köchin und Lebensbegleiterin möchte ich diese Erfahrung weitergeben und so einen Beitrag zu einem achtsameren, liebevollen Umgang mit KrebspatientInnen leisten.
