Unter dem Motto „talk about cancer“ beschäftigen wir uns mit den vielen Facetten einer Krebserkrankung.hello@kurvenkratzer.at

Schmökersonntag, der 08.03.2020: wie erklärt man Kindern, dass man an Krebs erkrankt ist?

Im heutigen Schmökersonntag möchte ich einmal auf das vielleicht schwierigste Teilthema eingehen, mit dem man sich im Rahmen einer Krebserkrankung vielleicht befassen muss. Wie erklärt man Kindern, dass Mama, Papa oder vielleicht das Geschwisterchen an Krebs erkrankt ist? Wie ihr ja vielleicht wisst, bin ich selbst Vater zweier kleiner Kinder im Alter von 7 und 9 Jahren. 

Da die Krankheit erst langsam schleichend als Prognose auf uns zukam, dann aber alles Knall auf Fall ging, hatten wir nicht großartig Möglichkeiten, uns über die Aufklärung der Kinder Gedanken zu machen. Wir haben es dann so gut es geht mit eigenen Mitteln in etwa so versucht:

„Mädels, wir müssen euch mal was erzählen. Papa muss in der nächsten Zeit öfters mal ins Krankenhaus. Ich möchte euch auch sagen warum. Jeder Körper besteht ja aus ganz vielen Zellen. Alles, was ihr an eurem Körper seht, ist eine Verbindung ganz vieler Zellen. Haare sind Zellen, eure Zunge, Augen, euer Gesicht, Haut, eure Organe, euer Blut. All das besteht aus Zellen. Ab und zu kann es bei Menschen vorkommen, dass sich die Zellen aber nicht so verhalten, wie sie es sollten und einfach immer weiter wachsen, obwohl sie eigentlich schon fertig sind. Das ist bei Papa der Fall. Ein paar meiner Zellen sind zu groß geworden und deshalb muss ich jetzt ein paar mal ins Krankenhaus. Aber ich bin mir sicher, dass die Ärzte mir da gut helfen können, dass meine Zellen bald wieder gesund werden. Allerdings wird es ein paar Veränderungen an mir geben. Die Ärzte werden mir Medikamente geben, die die kranken Zellen vertreiben sollen und neue gesunde Zellen aufbauen. Diese Medikamente können aber nicht so gut zwischen gesunden und kranken Zellen unterscheiden, so dass es passieren kann, dass auch viele gesunde Zellen verschwinden. Aber keine Sorge, die wachsen ja auch wieder nach. Ich hab euch ja auch eben schon erzählt, dass auch Haare Zellen sind. Es kann also auch sein, dass die Medikamente meine Haarzellen angreifen, so dass die dann ausfallen. Das sieht am Anfang vielleicht ungewohnt aus, aber auch die Haare kommen dann wieder, wenn alle Zellen wieder gesund sind. Für mich ist es wichtig, dass ihr, wenn ihr Fragen habt, oder ihr euch um etwas sorgt, mit mir oder Mama darüber sprecht, ok?“

Diesen Ansatz haben die Kinder für mein Empfinden wohl auch recht gut aufgenommen. Wir haben mit Absicht das Wort „Krebs“ nicht in den Mund genommen. Für unsere Mädels kann das Wort „Krebs“ gern noch eine Zeit lang mit den kleinen Krabbeltieren verbunden bleibt, die wir immer an der Ostsee sehen.

Nun habe ich mich aber zwischenzeitlich aber auch ausgiebig mit dem Thema Aufklärung von Kindern beschäftigt und bin auf drei Bücher gestoßen, die ich als sehr gelungen für die Aufklärung und Sensibilisierung von Kindern halte. Zwei davon sind direkt für den Kontakt mit Kindern gedacht, eins davon ist ein Sachbuch, dass Eltern als Ratgeber dient und eher ausführlich und ohne nennenswerte Bebilderung auskommt.

BUCH FÜR KINDER #1: LEO’S PAPA HAT KREBS

„Leo’s Papa hat Krebs“ ist ein Gemeinschaftswerk von der Gestalttherapeutin und Psychoonkologin Sabine Brütting, der psychologischen Psychotherapeutin Dr. phil. Dipl.-Psych. Claudia Heinemann und der freiberuflichen Illustratorin Anke Hennings-Huep.

Das Buch ist aus der Sichtweise des kleinen Leo geschrieben, der eines Tages von seinen Eltern die Nachricht bekommt, dass sein Papa an Krebs erkrankt ist und dass vieles jetzt „ein bisschen anders wird“. Es beschreibt, in kindgerechter und leicht verständlicher Sprache, was Leo’s Papa in der Klinik durchstehen muss, wie es ihm unter dem Einfluss der Chemomedikamente ergeht, aber auch, dass Leo einfach auch weiterhin Leo bleiben darf, mit Freunden spielen darf und nicht immer nur an den blöden Krebs denken muss. Es erklärt aber auch, weshalb Leo’s Papa ganz dünn ist und keine Haare mehr hat, als er aus dem Krankenhaus kommt. Und wieso er schnell genervt ist, wenn Lisa und Leo sich streiten.

Das Buch umfasst insgesamt 40 Seiten, die durchweg schön illustriert und verständlich geschrieben sind. Der von den Autoren empfohlene Altersbereich für dieses Buch liegt bei 3 bis 7 Jahren. Die ISBN zum Bestellen lautet: 

Erhältlich ist das Buch in jeder Buchhandlung oder als Kindle- und Buchversion beim großen Onlineversender mit A. Da ich Buchhandlungen nicht verlinken kann, bleibt mir hier also nur die Empfehlen via AMZN.

Link zur Kindle- und gebundenen Fassung: Leo’s Papa hat Krebs


BUCH FÜR KINDER #2: WIE IST DAS MIT DEM KREBS?

Das zweite Buch, dass ich euch vorstellen möchte, ist schon etwas ausführlicher. Auf 96 Seiten richtet sich die Autorin Frau Dr. Sarah Herlofsen an Kinder ab 6 Jahren. Das Buch ist somit gut für alle Kinder geeignet, für die „Leo’s Papa hat Krebs“ vielleicht schon zu verspielt ist. In unfangreichen Kapiteln behandelt „Wie ist das mit dem Krebs?“ ausführlich Themen wie:

  • Zellen
    • Was ist eine Zelle?
    • Woher kommen Zellen?
    • Wie lange lebt eine Zelle?
    • Was machen Zellen?
    • Woher wissen Zellen, was sie machen sollen?
  • Kranke Zellen
    • Was ist eine Krebszelle?
    • Wo im Körper kann man Krebs bekommen?
    • Wie entstehen Krebszellen?
    • Wo kommen diese Fehler her?
    • Wer kann Krebs bekommen?
  • Der Körper verteidigt sich
    • Was sind Abwehrzellen?
    • Was ist der Unterschied zwischen Krebs und anderen Krankheiten?
    • Wie können wir Krebs bekämpfen?
  • Der Körper braucht Hilfe
    • Was passiert bei einer Operation?
    • Was ist eine Chemotherapie?
    • Was passiert bei der Strahlentherapie?
    • Was ist eine Immuntherapie?
    • Was ist eine Stammzellentherapie?
    • Woher kommen die neuen Stammzellen?
  • Gesund werden
    • Wie lange dauert eine Krebserkrankung?
    • Kann man wieder gesund werden?
  • Kann man an Krebs sterben?
    • Was passiert mit dem Körper, wenn wir sterbern?
  • Nachwort für die Erwachsenen
  • Hilfreiche Adressen
  • Über die Autorin

Ausführlich bebildert und mit leicht verständlichen Texten fällt es Kindern im Grundschulalter recht leicht, die Texte zu verstehen. Am besten ist es jedoch immernoch, das Buch gemeinsam mit dem Kind zu lesen. So können Fragen direkt gestellt und beantwortet werden.

Auch dieses Buch solltet ihr in jeder Buchhandlung bekommen oder eben bequem via AMZN.

ISBN-Daten:

Link zur Kindle- und gebundenen Fassung: Wie ist das mit dem Krebs?


BUCH FÜR KINDER #2: WAS MACHT DER KREBS MIT UNS?: KINDERN DIE KRANKHEIT IHRER ELTERN ERKLÄREN

Rund 200.000 Kinder und Jugendliche sind jedes Jahr allein in Deutschland mit betroffen, wenn ein Elternteil an Krebs erkrankt. Für die Eltern kommt zu all dem persönlichen Stress im Umgang mit der Erkrankung noch das Problem, die Kinder einzubeziehen, ihnen all das zu erklären, was nun kommt und kommen kann.
Das Buch „Was macht der Krebs mit uns?: Kindern die Krankheit ihrer Eltern erklären“ orientiert sich am Verlauf der Krankheit, macht Eltern die Wahrnehmung der Kinder deutlich und gibt viele Anregungen, wie und wann was getan werden sollte. Dabei geht es hauptsächlich darum, eine familiäre Kommunikation zu ermöglichen, um Kindern bei der Bewältigung der elterlichen Erkrankung zu helfen – und zwar bis hin zum Versterben des Elternteils.
Frau Brütting hat zudem Kinder und Jugendliche ihrer Gruppenangebote eingeladen, zu bestimmten Aspekten selbst etwas zu schreiben. Diese O-Töne geben dem Buch eine besondere Note. Sehr offen werden hier sowohl die Nöte als auch die Wünsche und Sichtweisen der Kinder und Jugendlichen ausgedrückt.

Das Buch umfasst 168 Seiten und ist als Kindle- oder broschierte Version erhältlich.

ISBN-Daten:

Link zur Kindle- und broschierte Fassung von „Was macht der Krebs mit uns?: Kinder die Krankheit ihrer Eltern erklären“

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