Erleichterung vs. Belastung
Hat jemand OP gesagt?
Nachdem sich der letzte Schock etwas gelegt hatte, kam der nächste Termin für die zweite OP ganz schnell. Kennst du das Gefühl, wenn du einer Situation einfach ausgeliefert bist? Genau so habe ich mich in dem Moment gefühlt. Ich wollte das alles einfach nur noch hinter mich bringen.
Wieder fuhren mich meine Eltern in die Klinik. Das Aufklärungsgespräch ging schon viel schneller, da ich ja fast alles schon kannte was sie mir erzählt hatte. Nur das Procedere des Sentinel-Lymphknoten war neu. Sie würden einen kleinen Einschnitt in meine linke Achselhöhle machen, den Lymphknoten mit einer blauen Farbe, die sie in den DCIS-Bereich spritzen, markieren. Mit der blauen Farbe kann man den richtigen Lymphknoten finden. Da die Farbe durch den Lymphabfluss genau an den richtigen Lymphknoten fließt. Dann im Schnellschnitt *(von der Gewebeprobe werden Gefrierschnitte angefertigt, die umgehend gefärbt und vom Arzt begutachtet werden. Innerhalb der Operation, dauert etwa 10 bis 15 min.) den Lymphknoten untersuchen um festzustellen, ob noch weitere Lymphknoten befallen sind und entfernt werden müssen. Nachdem ich die Einwilligung unterzeichnet hatte, verließ ich das Arztzimmer.
*Quelle: Wikipedia
OP die Zweite
Ich war an dem Tag gleich an erster Stelle auf dem OP-Plan, somit habe ich mir den Wecker auf 6 Uhr gestellt. Damit ich mich morgens duschen, nochmal seelisch und moralisch auf die nächste OP vorbereiten konnte.
Als ich komplett für den OP angezogen war, kam auch schon die Schwester und brachte mir die Beruhigungstablette. Ich nahm sie mit einem kleinen Schluck Wasser und legte mich wieder ins Bett. Minuten später kam der Transport-Fahrer und brachte mich wieder durch die ganze Klinik in den OP-Bereich. Wie bei der ersten Operation wünschte mir die Anästhesistin einen schönen Traum.
Ich wachte im Aufwachraum auf, die Schwester war gerade am Blutdruck messen, als ich wieder richtig zu mir kam. Sie gab mir einen Schluck Wasser und sagte, dass ich alles überstanden hätte. Der Fahrer würde gleich kommen und mich zurück ins Zimmer bringen. Ich war noch etwas benommen, aber auch froh das hinter mir zu haben.
Der Fahrer schob mich quer durch die Klinik zurück auf die Station. Ich spürte wieder das rattern der Räder auf dem Fußboden, besonders zwischen dem Eingang zum Fahrstuhl.
Im Zimmer angekommen kam die Schwester vorbei hängte die Infusionsflasche an den Ständer, misste Blutdruck und fragte mich, ob ich auf die Toilette musste.
Ich setzte mich an die Bettkante und ging dann zusammen mit der Schwester und meinen ganzen Flaschen ins Bad.
Ich stand auf und wollte mir die Hände waschen. Als ich in den Spiegel sah, war ich komplett blau! Ich sah aus wie ein Schlumpf! Die Farbe verteilt sich im Gesicht, auf den Armen und am ganzen Körper. Als ich zur Tür kam, sah ich die Schwester erschrocken an. Sie sagte mir, dass das noch eine Weile anhalten würde und ich viel trinken sollte, damit die Flüssigkeit ausgespült werde. Ich lief langsam zurück ins Bett und verspürte Hunger. Etwas später bekam ich dann mein Mittagessen, dass ich mit großer Freude verschlang.
Am Nachmittag kam die Ärztin vorbei. Wieder sagte sie, dass die Operation gut verlaufen sei und das mein Sentinel-Lymphknoten auch entfernt wurde. Die blaue Färbung hätte gezeigt, dass der Lymphknoten nicht befallen war und sie somit keine weiteren entfernen musste.
Ich war glücklich über diese Nachricht. Sie sagte mir noch, dass sie am nächsten Morgen zur Visite vorbeischauen würde. Ich solle mich ausruhen und langsam machen.
Am späten Nachmittag kamen meine Eltern vorbei. Meine Mutter half mir die braune Farbe, von der Desinfektion, von meinem Bauch und meinem Arm abzuwaschen. Ich zog mir mein eigenes Shirt an und eine leichte Hose. Dann gingen wir ein wenig auf dem Gang auf und ab, damit mein Kreislauf besser in Schwung kam. Ich konnte in ihren Gesichtern lesen, dass sie froh waren mich wieder auf den Beinen zu sehen. Ich erzählte ihnen von meiner blauen Färbung, die zum Glück schon fast weg war.
Der Redonschlauch drückte mal wieder an meine Rippen. Er fördert nur leicht Wundsekret, was mich freute, da ich wußte das das Ding dann bald entfernt werden würde. Abends ging ich müde zu Bett und schlief mit leichten Schmerzen irgendwann ein.
Am nächsten Morgen kam die Ärztin mit einem ganzen Tross an verschiedenen Ärzten und Schwestern an mein Bett. Sie begutachtete die Redonflasche und meinen Verband. Da nachts nicht so fiel nachgelaufen war, befreite sie mich von der Flasche. Es zog wieder ganz schön, aber es war auch ein befreiendes Gefühl diesen Schlauch endlich wieder los zu sein. Sie wechselte den Verband an meiner Brust. Da ich neugierig war schaute ich mir meine Brust kurz an. Jetzt war da eine noch größere Narbe als zuvor und ich hatte eine Delle. In meiner Achselhöhle hatte ich eine weitere kleine Narbe, durch die Entfernung des Lymphknotens, auch dort wechselte sie das Pflaster. Alles sah gut aus und sie versprach mir, dass ich in zwei Tagen die Klinik verlassen könnte.
Die Tage konnten gar nicht schnell genug vergehen. Jeden Tag kamen zur Unterhaltung meine Eltern vorbei. Dafür war ich sehr dankbar. Am letzten Tag war morgens Visite, die Ärztin schaute sich meine Narben noch einmal an. Alles sah gut aus, somit stand der Entlassung nichts mehr im Wege. Ich packte meine Sachen, sie bat mich auf den Brief zu warten und mal wieder zwei Tage später in die Sprechstunde zu kommen, um den Verband zu wechseln. Die Befundbesprechung würde wahrscheinlich dann ein bis zwei Wochen später stattfinden.
Ich rief meine Eltern an und vor dem Mittagessen fuhren wir nach Hause.
Zwei Tage später fuhren wir zum Verbandswechsel in die Klinik, danach auch gleich wieder zurück. Alles sah gut aus und der Befund war noch nicht zurück.
Einen Tag später spürte ich unter meiner Brust eine leichte Verhärtung. Ich machte mich lang und es fühlte sich wie ein langer Faden an, der sich unter der Haut befand. Ich fuhr mit dem Finger weiter runter in Richtung meines Bauchnabels, auch da war dieser Faden noch ca. 2 bis 3 cm zu spüren. Erst war ich leicht erschrocken, machte mir aber keine weiteren Sorgen darum, da ich wußte, wenn es Faden von der Operation sei, dann würde er sich auch wieder auflösen.
Anderthalb quälende Woche später kam dann der ersehnte Anruf.
Wir sollten zur Befundbesprechung mal wieder in die Klinik kommen. Wieder saßen wir in diesem Arztzimmer und die Ärztin sah nicht glücklich aus. Ein weiteres Mal sagte sie mir, dass der Resektionsrand *(der Sicherheitssaum in der endgültigen histologischen Untersuchung) nicht frei sei. Ich müßte ein weiteres Mal operiert werden, damit auch der letzte Rand entfernt werden könne. Der DCIS sei doch größer als erwartet.
Ich war fassungslos. Dieses Mal überwog der Ärger und die Frustration. Ich bat sie mir meine Papiere alle zusammenzustellen. Ein paar Tage vorher hatte ich einen Entschluss gefaßt, wenn es wieder so sein sollte das nicht alles Gewebe entfernt sei, dann würde ich die Klinik wechseln. Und genau das tat ich dann auch!
Mein Appell an dich: Wenn du das Gefühl hast, dass du dich von deinem Ärzteteam nicht richtig verstanden oder vertreten fühlst. Dann hole dir bitte eine zweite Meinung ein!
*Quelle: DocCheck