Erleichterung vs. Belastung
Sauer macht lustig
Geschmacksexplosion
Schon als kleines Kind faszinierten mich Ribiseln. Ich wuchs zum Teil im Zillertal in Tirol auf, und die Nachbarin mit Namen “Moidl” hatte jede Menge Ribiselstauden. Im Juli durften wir Kinder nach Lust und Laune naschen kommen, und dabei ließ ich jede einzelne kleine, rote Beere genussvoll zwischen den Zähnen zerplatzen. Immer wieder überraschte mich die extreme Säure der Früchte.
Den besten Ribiselschaumkuchen machte natürlich meine Oma. Der zuckersüße Eischnee als Abschluss war dabei das allerwichtigste – der extreme Gegensatz von dem süßen Zucker und den sauren Ribiseln glich einer puren Geschmacksexplosion! Außerdem war die Zubereitung jedes Mal eine Menge Arbeit, vom Pflücken der Beeren, über das Abrebeln, den Teig bis hin zum langen Schlagen des Eischnees….
Macht sauer wirklich lustig?
Die Redewendung “Sauer macht lustig” war ursprünglich der Hinweis darauf, dass säuerliche Lebensmittel die Verdauung bzw. den Appetit anregen, also “gelüstig” machen. Eine ausgewogene Balance zwischen sauer und süß rundet den Geschmack ab, daher koche ich beispielsweise gerne mit Essig oder Zitronensaft, weil es Speisen oft den letzten Schliff verleiht. Und wenn es gut schmeckt, dann ist das natürlich auch förderlich für eine gute Stimmung.
Ein bekömmliches Essen kann für Menschen mit Krebs in vielerlei Hinsicht wichtig sein. Einerseits, um so mancher Appetitlosigkeit und somit Gewichts- und Energieverlust entgegenzuwirken. Andererseits aber auch, weil eine wohlschmeckende Mahlzeit in manchen Stadien der Krankheit manchmal der Höhepunkt des Tages sein kann – oder eben eine absolute Qual, wenn sie einfach überhaupt nicht schmeckt.
Derzeit betreue ich eine Betroffene, die schon sehr lange gegen diverse Krankheiten und jetzt auch noch gegen Leukämie ankämpft, und die während ihrer vielen Spitalsaufenthalte in den letzten 8 Jahren sehr unter der mangelhaften und schlechten Ernährung litt. “Ich liebe Essen!” sagte sie mir einmal. “Es ist eines der wenigen Lichtblicke, die mir geblieben sind.”
Ich bin dankbar und froh, dass ich ihr mit meinen Gerichten, die genau auf ihre Bedürfnisse abgestimmt sind, ein paar schöne, genussvolle Momente bescheren kann!