Erleichterung vs. Belastung
Nicht vorbereitet genug – die 1. Chemo hat zugeschlagen
Die zweite Therapie, hab ich mir gedacht, haut mich nicht um. Ich habe es ja alles schonmal durch. Ich weiß doch worauf ich mich einlasse.
Jeden Tag wollte ich einen Blogpost schreiben. Keine Chance. Meine zweite Therapie hat mich voll im Griff.
Am Freitag bekam ich meine erste Dosis Nab-Paclitaxel und Carboplatin. Geplant sind 4 Zyklen zu je 21 Tagen.
Nab-Paclitaxel gibt es an den Tagen 1, 8 & 15, Carboplatin nur an Tag 1. Blut abnehmen lassen muss ich mir einmal die Woche, immer zwei Tage vor meiner Infusion.
Ich weiß von meiner letzten Chemotherapie, dass mich das Carboplatin sehr viel schlimmer in die Knie zwingt, als Paclitaxel. Ich hoffe deswegen nun auf zwei bessere Wochen.
Blöd sind auch die Filgrastim-Spritzen, die ich immer an Tag 1&2 nach jeder Infusion spritzen muss. Sie sorgen dafür, dass das Knochenmark schnell viele Leukozyten bildet. Leider sorgen sie auch dafür, dass die Knochen weh tun und man sich fühlt, als sei man von einem Traktor überfahren worden.
An manchen Tagen fühle ich mich, als wäre ich 100 Jahre alt.
Direkt nach der Infusion geht es mir nicht so schlecht. Die schlimmsten Tage waren dieses Mal der Sonntag und der Montag. Seit heute geht es zum Glück wieder einigermaßen.
In den letzten Tagen haben sich verschiedene Nebenwirkungen abgewechselt. Am störendsten sind für mich Verstopfung, Durchfall und Blähungen. Behandelt man das eine, bekommt man das andere. Gegen die Übelkeit kann man Medikamente nehmen. Wirklich schlimm ist sie für mich nur morgens, wenn der Magen leer ist. Sich da zu überwinden aufzustehen und etwas zu essen, während einem so schlecht ist, dass man eigentlich nur spucken will, ist eine Herausforderung. Aber nach dem Frühstück ist es meist OK.
Die Müdigkeit und die Knochenschmerzen zwingen mich oft in die waagerechte, aber ich versuche jeden Tag wenigstens eine Weile raus zu gehen. Es ist eine wunderschöne Jahreszeit und, auch wenn es sehr anstrengend ist, es tut gut sich ein wenig zu bewegen und frische Luft zu atmen.
Das schlimmste aber ist, dass keiner mitfühlen kann. Ich möchte und brauche kein Mitleid, aber an der Art, wie die Menschen um einen herum einen behandeln merkt man einfach, dass sich keiner von ihnen vorstellen kann wie es ist seit bald einem Jahr in Therapie zu sein, gefangen im eigenen Körper, der so vieles was eigentlich selbstverständlich sein sollte nicht mehr leistet, die Kraft die es kostet immer wieder um Hilfe zu bitten, wie frustrierend es ist immer wieder erneut in die Knie gezwungen zu werden, wenn man sich gerade aufgerappelt hat. Es ist nicht die Chemoinfusion die mich fertig macht und ich komme auch mit den postoperativen Schmerzen klar. Es ist das nicht enden wollen.
Ich kann nicht ohne Schmerzen liegen, ich kann nicht ohne Anstrengung stehen, ich kann mein Kind nicht alleine versorgen… Ich kann so vieles nicht (mehr).
Ich hoffe aber, und ich glaube daran, dass ich das eines Tages wieder kann.
Und ich werde!