Unter dem Motto „talk about cancer“ beschäftigen wir uns mit den vielen Facetten einer Krebserkrankung.hello@kurvenkratzer.at

CT-Befundbesprechung

Jetzt sitze ich hier im Wartebereich und warte. Worauf warte ich eigentlich genau?

Letzte Woche hatte ich ein Thorax-Abdomen-CT. Meine Angst war groß. In den Tagen zuvor habe ich mir nichts anmerken lassen. Habe mich selbst und die Welt um mich herum belogen, habe die Angst beiseite geschoben und die Hoffnung mit aller Kraft am Leben erhalten.

Nicht ganz einfach, wenn die Tumormarker durch die Decke gehen, Husten und Atemnot einem vor Augen führen wie schlecht es einem doch geht, der auffällige Lymphknoten unterm Arm gerade von den Pathologen als krebsbetroffen befundet wurde und man mit einer Auffälligkeit in der Wirbelsäule das erste Mal eine Verlaufskontrolle bekommt. Aber ich habe es ganz gut gemeistert glaube ich, und mir die Tage vor der Untersuchung nicht verderben lassen.

Nach der Untersuchung war ich dann aber doch sehr beunruhigt und auf die Befunde zu warten ist einfach nur Anstrengend. Man weiß es könnte absolut entscheidend sein. Es könnte das (baldige) Ende bedeuten.

In Absprache mit der Radiologin rief ich kurz vor Feierabend in der Radiologie an und erbat mir eine Aussage zum vorläufigen Befund. Auskunft wollte mir keiner geben und glücklich war man über meinen Anruf auch nicht gerade. Aber zumindest teilte man mir mit, dass der Befund tatsächlich schon fertig sei und meinen behandelnden Ärzten vorläge.

Ich bin ja ein kleiner Sturkopf und so telefonierte ich das Brustzentrum, die gynäkologische Station und die onkologische Ambulanz ab um am selben Tag noch einen Arzt ans Telefon zu bekommen und tatsächlich rief mich zwanzig Minuten später eine Ärztin an.

Was soll ich sagen?

Alles gut. Keine neuen suspekten Befunde, kein Anhalt für Metastasen. Die Geschichte in der Wirbelsäule bleibt bestehen und bereitet Sorgen, aber es gibt keinen Progress und das ist sehr sehr gut so.

Nach dem Telefonat erlitt ich mehr oder weniger einen Zusammenbruch. Die ganze Anspannung fiel von mir ab, ich brach in Tränen aus. Ich war einfach nur erleichtert. Wirklich erstaunt hat mich aber etwas anderes: die Freude stellte sich zwar ein, aber keine Leichtigkeit. Mein geschwächtes Nervenkostüm brauchte Tage um sich zu erholen und ich war eine Schreckschraube nach diesem Restaging (Entschuldigung an dieser Stelle an meine Familie, die das aushalten musste).

 

Trotzdem sitze ich heute im Krankenhaus und warte auf mein Befundgespräch. Das war von Anfang an geplant und ich wollte den Befund ja auch schwarz auf weiß haben.

Der Professor, der mir den Termin gegeben hatte, hat sich heute allerdings keine Zeit für mich genommen. Vermutlich hatte er mit weit dramatischeren Befunden gerechnet und jetzt keine Notwendigkeit gesehen dieses CT nochmal konkret mit mir zu besprechen. Soll für mich ok sein.

Was ich wollte habe ich inzwischen bekommen. Der Befund ließt sich super (bis ich was in den Händen halte ist da immer eine Restunsicherheit) und ich habe auch ansonsten einige Dinge erfolgreich geklärt.

 

Morgen bekomme ich meinen neuen Port (den dritten). Ich weiß, dass man mich hier für eine Memme hält, weil ich auf die Vollnarkose bestehe und das ein riesen Aufwand ist, weil ich deshalb über Nacht bleiben muss (das verstehe ich übrigens nicht, aber was solls).

Was hier keiner versteht ist, dass ich bereits zwei Mal mit lokaler Anästhesie auf dem OP-Tisch (wegen eines Ports) lag und zweimal echt unschöne Erfahrungen gemacht habe. Beim letzten Mal hat das ganze anderthalb Stunden gedauert und am Ende ging die Höchstmenge Lokalanästhetikum zur Neige. Ganz ehrlich? Das war Folter.

Ich möchte mich nicht dafür rechtfertigen, dass ich mir diesen kleinen “Luxus” erbitte für mich selbst sicher zu gehen, dass mir das nicht nochmal passiert.

Morgen früh muss ich also stationär in die Frauenklinik, wo ich allerdings gar nicht operiert werde. Irgendwie muss ich dann in die Crona kommen und auch wieder zurück. Am Mittwoch bekomme ich hoffentlich noch ein Konsil in der Pneumologie. Das habe ich mir mehr oder weniger erbeten, weil ich gerne weiterkommen würde mit der Behandlung meines Hustens (oh mein Lungenbefund hat sich laut CT auch verbessert 💪🏼).

 

Am Mittwoch bin ich auch verabredet mit meinem Papa und darauf freue ich mich sehr. Ich hoffe also, dass alles am Mittwoch unkompliziert und schnell und vor allem möglichst früh klappt.

 

Donnerstag habe ich dann ein wenig Zeit meine Wunden zu lecken. So ganz ohne Schmerzen geht so ne Port-OP ja auch nicht vonstatten.

 

Freitag geht es dann endlich los mit der Therapie auf die ich seit Monaten warte.

 

Meine Emotionen dazu sind sehr gespalten. Ich habe großen Respekt davor, aber ich setze auch unglaublich viel Hoffnung in diese Therapie. Deshalb freue ich mich sehr darauf!

 

Ich werde meine Haare wieder verlieren und ich werde sicher an Kraft und Kondition einbüßen, aber ich werde mich sicher nicht unterkriegen lassen.

 

Ich bin jetzt wieder Zuhause und verbringe den Abend mit meiner Tochter und kann ganz ehrlich sagen: mir geht es gut. Heute Abend geht es mir gut.

Ich fühl mich gut, ich habe ein Lächeln im Gesicht, mein Husten ist einigermaßen unter Kontrolle und sogar meine Haut ist wieder besser.

Ich bin der modernen Medizin sehr dankbar, dass ich all diese Möglichkeiten überhaupt habe, dass ich weiter auf mein Wunder hoffen kann und darf und ich wünsche allen da draußen Gesundheit! Die wissen wir leider oft gar nicht richtig zu schätzen solange wir sie haben.

Jetzt teilen