Erleichterung vs. Belastung
Wie eine große OP mein Leben rettete
Die OP
Meine große Narbe erinnert mich täglich daran, was mein Körper alles schaffen kann und wie wichtig gute Operateure sind.
Drei von vier Eierstockkrebserkrankungen werden erst im späten Stadium diagnostiziert. Ich selbst wurde mit Figo IVb eingestuft. Die höchste Stufe. Das liegt zum großen Teil an den unspezifischen Symptomen und der fehlenden Früherkennungsmethoden/-vorsorge.
Die Narbe, die ihr auf dem Foto seht, ist bezeichnend für die Behandlung von Eierstockkrebs.
Meist hat sich der Krebs schon im Bauchraum ausgebreitet. Ich meine mein Onkologe sagte mal: “Und dann, wie eine Bombe, verteilt der Eierstockkrebs seine Zellen im Bauchraum.
In einem online “meet the expert”-Treffen des Eierstockkrebs e.V. hat eben dieser Onkologe uns mit Fotos und Videos durch die OP geführt.
Das war ziemlich spannend und beeindruckend und gleichzeitig etwas ekelig und gruselig. Schließlich könnte ich das auf den Fotos sein.
Nachdem die Bauchdecke vom Brustbein bis zum Schambein aufgeschnitten wird, wird die Bauchdecke aufgespannt, damit die Operateur*innen den ganzen Bauchraum untersuchen können.
Ich lag also komplett offengelegt im OP. So krass!!! Erst jetzt können die Opertateur*innen das Ausmaß des Krebes erfassen.
In meinem Fall wurde das Bauchnetz komplett entfernt, sowie Teile vom Bauchfell, die Eierstöcke + Gebärmutter und ein Teil vom Dickdarm. Die medizinischen Geräte die dafür verwendet werden sind der Hammer!
Der Onkologe nannte sie “Meisterwerke der Ingenieurskunst”.
Es hat mir tatsächlich nichts ausgemacht die Bilder und Videos zu sehen. Es hat die Lücke gefüllt, was genau mit mir passiert ist, mit meinem Körper passiert ist. Doch ich muss sagen die gezeigten Tumore sahen schon gruselig aus. Vor allem mit dem Gedanken, dass es bei mir auch wohl so aussah. Da fragt man sich kurz wie man das nicht spüren konnte.
Post OP
Nach der OP kommt man meist min. für eine Macht auf die Intensivstation. Dort war ich auch: zwischen all dem grellen Licht, Pflegepersonal, Ärzt*innen und Geräten lag ich im Narkose-Nebel.
Kurzzeitig hatte ich große Schmerzen, da mein Scherzkatheter am Rücken nicht richtig saß.
Als ich dann auf meinem Zimmer war, hatte ich einen Blasenkatheter, den Schmerzkatheter mit Schmerzpumpe und pumpende Beinkompressen gegen eine mögliche Thrombose.
Ich musste gewaschen werden, was sehr ungewohnt war, aber ich war dankbar für die Hilfe. Ich habe kaum geschlafen, wenig gegessen und konnte nicht auf die Toilette. Täglich kommen ständig Leute ins Zimmer: Schichtwechsel, Visite, Informationen, Essen, Ernährungsberatung, und und und. Endlich etwas Ruhe und ein Stück Kuchen, da kommt der Physiotherapeut. Man, hatte ich manches mal gar keinen Bock auf ihn. Aber er hat mich immer auf die Beine gestellt und jeden Tag mit mir Laufen geübt. Denn nach der großen OP war das verdammt schwer auch nur zu stehen, geschweige denn sich fortzubewegen. Aber er war hartnäckig und motivierend, sodass ich jeden Tag ein bisschen mehr konnte als am Tag davor.
Und so könnte ich nach 11 Tagen das Krankenhaus verlassen und durfte nach Hause.
Es ist so wichtig sich bei Eierstockkrebs in einem zertifizierten Eierstockkrebs-Kompetenzzentrum operieren zu lassen. Dort ist z.B. die Wahrscheinlichkeit ohne Stomata aus der OP zu kommen bei 95%. Und geübte Ärzte trauen sich auch an Fortgeschrittene Krebserkrankung wie meine. Ich weiß nicht, ob ein anderes Krankenhaus vielleicht gesagt hätte es sei inoperabel. Auch wurde ich nicht als palliativ geführt, sondern wurde auf Heilung behandelt.
Aufklärung ist so wichtig!
Jetzt ist meine Narbe schon zwei Jahre alt und ist gut verheilt. Sie zeigt mir täglich wie stark mein Körper ist wenn es drauf ankommt.