Unter dem Motto „talk about cancer“ beschäftigen wir uns mit den vielen Facetten einer Krebserkrankung.hello@kurvenkratzer.at

Endlich geht es los! – Ich bekomme meine erste Therapie

Am 28.6.2022 startete mein erster Zyklus und ich war voller Vorfreude. Sieglinde wird mir den Bösewicht in meinem Körper zerstören, davon war ich überzeugt.

Vorfreude auf die erste Antikörper- und Chemotherapie mag für dich etwas eigenartig klingen. Aber für mich war es der Weg in Richtung leben. Meiner Therapie gab ich den Namen Sieglinde. Ich wusste, damit werde ich den Krebs besiegen. Davon war ich von Anfang an überzeugt ohne auch nur ein bisschen daran zu zweifeln.

Ich war sehr nervös, aber eindeutig war es positive Nervosität. An dem Tag bekam ich viel Besuch. Das hat mir auch geholfen mich etwas abzulenken.

Den ersten Antikörper bekam ich über die Venen. Dieser wurde mir über Nacht verabreicht. Es dauerte fast 12 Stunden, bis ich die gesamte Dosis in mir hatte. Es wurde bewusst langsam verabreicht um die Nebenwirkungen so gering als möglich zu halten. Dann der nächste Antikörper, zwei Chemotherapeutika über die Venen und auch eine Lumbalpunktion wurde gemacht. Bei der Lumbalpunktion bekam ich auch noch eine Chemo in das Liquor verabreicht. Die Lumbalpunktion tat mir nicht weh.

Diese zwei Tage, an welchen ich meine erste Therapie bekam waren für mich sehr aufregend. Ich bin dem Tod entwischt. Mehr als dankbar bin ich, diese Therapien bekommen zu haben. Es ist nicht selbstverständlich so ein gutes Gesundheitssystem wie in Österreich zu haben. Das wurde mir immer mehr bewusst.

Mir war klar, dass ich viele Nebenwirkungen haben werde und auch die gesunden Zellen zerstört werden. Aber all das konnte ich gut in Kauf nehmen, denn ich wusste es werden dadurch auch die schlechten Zellen umgebracht und das war mein Ziel. Mein Kampfgeist war groß. Ich wartete schon etwas auf die Nebenwirkungen.

Während der ersten Therapie habe ich nicht allzu viel gespürt. Ich beobachte meinen Körper ganz genau, weil ich sehr gespannt war, wie sich so starke Medikamente anfühlen. Mir wurde etwas übel, dafür bekam ich dann Medikamente. Aufgrund der Lumbalpunktion, musste ich einige Stunden flach am Rücken liegen. Wegen dieser Punktion bekam ich oft ziemlich starke Kopfschmerzen, wenn ich meinen Oberköper etwas aufrichtete.

Schlafen konnte ich nicht wirklich, da ich einfach etwas Angst hatte, mit welchen Nebenwirkungen mein Körper reagieren wird. Es gingen mir viele Gedanken durch den Kopf. Die erste Therapie hatte ich noch stationär und danach durfte ich das Krankenhaus, nach 30 Tagen, endlich verlassen.

Als ich erfuhr, dass ich nach Hause gehen darf, weinte ich vor Freude. Ich konnte es gar nicht glauben, dass der Krankenhauswahnsinn, zumindest mal für kurze Zeit, Pause hatte.

Es war auch ein ganz komisches Gefühl, als meine Eltern mich abholten und meine Sachen packten. Meine Koffer selbst zu packen hätte ich nicht geschafft, da ich möglichst still liegen musste.

Die Entlassung war dann etwas chaotisch. Ich hatte noch ein Gespräch mit den Ärzt*innen meines Vertrauens. Mein betreuender Professor sagte mir auch noch, dass ich sehr tapfer war. Das machte mich stolz, dass ein Arzt sowas zu mir sagte. Unter anderem erwähnte er auch noch, dass er sich freuen würde, wenn ich mich immer wieder mal blicken lasse, wenn ich im AKH bin. Das habe ich auch eingehalten. Ich kam regelmäßig zu Besuch. (Nur kurz zur Erklärung: Ich wurde dann weiter auf der hämatologischen Ambulanz und Tagesklinik behandelt, weshalb ich andere Ärzt*innen bekam.)

Der Entlassungsbrief dauerte ewig. Es kam mir zumindest lange vor, weil ich endlich nach Hause wollte. Rezepte für Medikamente wurden auch vergessen. Da war ich wieder sehr froh, dass ich vom Fach bin und genau wusste, welche Medikamente ich noch benötigte.

Damit ich zum Auto kam, benötigte ich einen Rollstuhl und auch im Auto musste ich eine eher liegende Position einnehmen, weil es anders nicht machbar war. Zu Hause freute ich mich dann wieder sehr auf ein gutes Essen. Endlich konnte ich wieder das essen, worauf ich gerade Lust hatte. Ich habe mir einen Salat mit Feta und Wassermelone gemacht, darauf habe ich mich schon lange gefreut. Dass diese Mahlzeit nicht allzu lange im Magen bleiben wird, wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

Es war einfach wieder so schön, das gewohnte Umfeld um mich herum zu haben. Ich weiß manche Patient*innen müssen noch viel länger im Krankenhaus bleiben, aber für mich waren 30 Tage am Stück schon mehr als genug.

Auf die Nebenwirkungen von meinem ersten Zyklus gehe ich im nächsten Beitrag ein…

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