Erleichterung vs. Belastung
Rückschläge
Rückschläge – damit kenne ich mich aus.
Ich bin es die kämpft und kämpft und kämpft, neue Strategien entwickelt, Erfolge erzielt und am Ende doch immer vor der nächsten, noch größeren, Aufgabe steht. Auf jede gute Nachricht folgen zwei schlechte.
Wo nehme ich die Kraft her immer weiter zu machen? Manchmal weiß ich es selbst nicht mehr.
Ich möchte nach Hause, zu meiner Tochter. Ich möchte nach einem festen Schema alle paar Tage zur Therapie gehen und ansonsten meine Wunden lecken und dann auch wieder die guten Tage genießen.
Aber das ist mir nicht vergönnt.
Bei mir muss immer alles etwas komplizierter sein.
Ich gehe davon aus, dass ich das Codein nicht vertrage. Codein ist ein Opiat, das lähmend auf das Atemzentrum wirkt. Dadurch ist es ein höchst effizienter Hustenstiller. Leider kann das aber auch zur Folge haben, dass die Atmung schwieriger wird.
Vielleicht vertagen das Codein und ich uns einfach nicht, vielleicht ist mein Husten auch einfach zu stark um sich ohne diese, durchaus bekannte, Nebenwirkung vom Cortison beeindrucken zu lassen.
Wie auch immer…
Das Problem ist: ich brauche das Codein. Mein Husten bringt mich sonst in ernsthafte Schwierigkeiten.
Aber was ist das für eine Wahl?
Ich liege hier im Krankenhaus und bekomme Sauerstoff. Bis gestern war das für mich sehr weit weg, jetzt lege ich die Nasenmaske nur noch zum essen und wenn ich aufs Klo gehe ab.
Das ist kein Zustand.
Aber wenn ich das Codein weglasse kommt der Husten zurück. Er wird so stark, dass ich mich übergeben muss, dass ich die Kontrolle über meine Blase verliere, dass ich anhaltende Bauchschmerzen bekomme von den Muskelkontraktionen beim husten…
Ich kann das Codein nicht ersatzlos streichen.
Auch wenn ich das Cortison verfluche und auf keinen Fall wieder mit einer Cortisontherapie beginnen möchte verstehe ich, warum ich wochenlang mit Cortison therapiert wurde. Auch wenn das nicht von Erfolg gekrönt war, war es doch wenigstens der Versuch das Problem in den Griff zu bekommen. Das Codein ist eine rein symptomatische Therapie und damit eine never ending story. Keine Lösung.
Gerade konnte ich die Ärzte überzeugen meine, absolut notwendige, Therapie nicht abzubrechen, sondern mit Codein den Husten soweit zu unterdrücken, dass ich die Therapie weiter machen kann, da reagiert mein Körper in einer Weise auf das Codein, dass dieser Plan wohl nicht aufgehen wird.
Es gibt ein Medikament das als Alternative in Frage käme. Denke ich jedenfalls. Aber bislang will mir hier keiner zuhören. Ich bleibe dran.
Und woher kommt dieses Fieber?
Ich sehe auch hier einen Zusammenhang zum Codein, aber der steigende CRP spricht eine andere Sprache.
Jetzt bekomme ich verschiedene Antibiotika. Die allermeisten Keime die in meinem Körper für eine bakterielle Infektion verantwortlich sein könnten sollten jetzt platt gemacht werden. Mit den entsprechenden Nebenwirkungen.
Wird wenigstens das Fieber dann weg sein?
Ich hoffe es.
Heute wurden nochmal Blutkulturen abgenommen. Obwohl die von Freitag wohl unauffällig sind. Man vertraut meinem Port nicht.
Ich auch nicht.
Sollte ich eine Portinfektion haben müsste ich auch noch in den OP. Und zwar nicht einmal, sondern zweimal. Denn ich bräuchte auch einen neuen Port.
Nichts was ich jetzt schon zerdenken muss. Aber passen würde es. Zu mir. Zu meiner Geschichte.
Das sind meine Rückschläge. Damit kenne ich mich aus.
Und doch sitze ich jetzt hier in meinem Krankenhausbett und mir geht es ganz gut. Mal wieder werde ich einfach einen Schritt nach dem anderen gehen. Ein Problem nach dem anderen bearbeiten und hoffentlich möglichst bald meine Therapie fortführen. Denn von ein paar kleinen Rückschlägen lasse ich mich nicht aus der Bahn werfen.