Erleichterung vs. Belastung
(B)LOGBUCHEINTRAG VOM 30.01.2020: CandyCrush-Jackpot, die Zweite! Und Ananas. Jede Menge Ananas.
Es ist doch unglaublich. Seit 2013 spiele ich Candy Crush, relativ regelmäßig und mittlerweile bei Level 1941 (Tendenz steigend). In 7 Jahren habe ich niemals den Booster-Rad-Jackpot geknackt und jetzt direkt an 2 Tagen in Folge? Was soll jetzt noch schiefgehen?
Heute gab es die letzte Flüssiggabe des ersten Chemozyklusses. Vincristin und Bleomycin. Dazu Paracetamol und Fenistil. Abgesehen davon, dass ich vom Fenistil sehr müde wurde, habe ich bislang noch keine Nebenwirkungen erwischt. Jetzt endlich scheint es sich mal auszuzahlen, dass ich mir ein ordentliches Polster über dem Sixpack angefuttert habe. ABER: das ist jetzt für alle Mitlesenden auf keinen Fall eine Aufforderung oder ein Freibrief dafür, sich gehen zu lassen. Denn man muss wissen: auch wenn ich an allen Seiten gut abgepolstert bin, steckte auch immer eine Menge Power in mir, seitdem ich beim Bund mal ein solides Grundmuskelskelett aufgebaut habe. Also geht mein Tipp eher in die Richtung! Bewegt euch regelmäßig und treibt Sport. Getreu dem Motto: „Train your Body today, you’ll not know what you need him to do tomorrow!“ (zu deutsch: trainiere heut, denn Du weißt nicht, was dein Körper morgen durchstehen muss!“
Zum Durchstehen braucht der Körper halt eben Kraft. Und die kommt aus der Muskelmasse und dem, was du deinem Körper zum verhackstücken gibst.
So gab es bei uns dann zuhause, knapp eine Woche, bevor die Chemo startete noch schnell einen gebrauchten Entsafter von eBay Kleinanzeigen. In dem haben wir dann Samstag, Sonntag, Montag, Dienstag und Mittwoch noch alles entsaftet, was gut für den Körper ist. Dazu werde ich in Kürze auch noch eine separate Rubrik hier einbauen, wo ich dann nochmal auf die einzelnen Rezepte und die Superheldenfähigkeiten ihrer Bestandteile eingehen werde.
In Zuge dieses kleinen Ernährungsumstellungsbausteins habe ich auch eine alte Liebe wiederentdeckt. Eine Liebe, die viel zu lange erloschen war, nach dem ersten Konsum aber sofort wieder loderte. ANANAS. Okay. So ganz erloschen war sie nie, hat meine Süße mich doch in den letzten Monaten vermehrt zur Pizza Hawaii bekehrt.
So habe ich auf jeden Fall auch viel Ananas geschreddert und entsaftet. Aber auch hier in der Klinik ist Ananas ein fester Bestandteil meines Ernährungsplans. Ich hole mir täglich 1-2 Portionen fertig geschnitten beim Frischobst-Kiosk vorm Haupteingang.
Aber keine Sorge: wer jetzt denkt, dass der alte Alex jetzt alles über Bord wirft, was ihn vorher ausgezeichnet hat. Ich kann euch beruhigen. Auch im Klinikalltag existieren Süßigkeiten und „Junk-Food-Sünden“. Man muss halt nur drauf achten, dass es ausgewogen ist. Wenn die Bewegung nicht zu kurz kommt, Obst und Gemüse auf dem Speiseplan stehen, dann ist es auch vollkommen legitim, nach den Transfusionen auch mal zum Dönerwagen zu laufen oder sich vom Besuch ein paar kleine Burger mitbringen zu lassen.
Denn eins dürft ihr alle nicht vergessen: Chemo ist Arbeit für den Körper. Euer System versucht, jede Zelle umzubauen. Und das kostet Kraft. Und Kraft bedeutet Anstrengung. Und Anstrengung bedeutet Arbeit. Und Arbeit muss auch Spaß machen. Sonst wird es ein Schuss in den Ofen. Also: schwingt eure Ärsche hoch und belohnt euch auch mal für was!
Um 14:30 Uhr wird dann auch endlich die Portnadel entfernt. Die Flüssiggaben sind somit offiziell für den ersten Zyklus beendet. Ein gutes Gefühl soweit.