Erleichterung vs. Belastung
Warum “Bauchgefühl” bei Krebs?
Seit meiner Krebserkrankung vor zweieinhalb Jahren höre ich viel lauter die Zeichen, die mir mein Körper gibt. Sowohl auf physischer Ebene als auch “gefühlsmäßig”. Mein Bauchgefühl ist irgendwie stärker ausgebildet und gibt mir oft richtige oder hilfreiche Antworten. Während meine Krankheitsphase war das auch immer wieder so, nur habe ich erst im Nachhinein erkannt, dass ich mich auf dieses ominöse Bauchgefühl tatsächlich verlassen habe und ziemlich viel richtig gut gegangen ist!
Ich hatte keine Chemo… nein, ich bin keine esoterische Verrückte, die der Schulmedizin nicht vertraut. Einiges sehe ich tatsächlich kritisch, aber ohne die moderne Medizin wäre ich längst nicht mehr lebendig! Es war einfach so, dass bis zu meiner Lebermetastasen-Diagnose klar war, dass meine Heilungschancen sehr groß sein würden, wenn ich eine Chemo mache. Ich habe dann auch einen Port bekommen. Doch die Metastasen-OP ein paar Wochen später änderte das. Die Studienlage war unklar, die Risikoabwägung schwierig und ich hatte selbst die Wahl… das war echt nicht schön. Mein Bauchgefühl schrie von Beginn an: “Nein! Bloß keine Chemo, wenn die Chance zu überleben nicht drastisch ansteigt! Lass die Finger davon!” Doch ich, besser gesagt mein Verstand, recherchierte wochenlang, ging zu verschiedenen Ärzten (ich fuhr bis nach Berlin und ließ mich von einem Onkologen an der Charitee beraten… der war allerdings richtig übel und gab mir schlimmste Prognosen, wenn ich keine Chemotherapie machen würde…das aber nur am Rande) und quälte mich sehr mit der Entscheidung für oder gegen die Therapie, vor der ich so viel Angst hatte. Am Ende kam ein Brief ins Haus geflattert, in dem mein Rehaaufenthalt bewilligt wurde, welche ich schon zwei Wochen später antrat. Die Chemao war damit erst einmal vom Tisch. Übrigens wurde ungefähr ein Jahr später die Leitlinie bezüglich der Therapie für meine Krebsart verändert: Fortan bekam man sowieso keine Chemotherapie mehr. Mein Onkologe bestätigte mir mein gutes Bauchgefühl, auf das ich zum Glück gehört hatte. Den Port ließ ich mir dann auch entfernen.
Auch die Wahl meiner Reha war sehr von meinem Bauchgefühl geprägt. Ich war in Kassel in der Habichtswaldklinik, weil es dort kein klassisches Krankenhausessen gab. Man konnte zwischen verschiedenen Ernährungen wählen. Für mich als Darmkrebserkrankte war das wirklich ein Segen, weil ich gekochtes Gemüse einfach am besten vertrug. Mein armer Darm war noch sehr missgestimmt, ich musste bis zu 15x am Tag aufs Klo, aber mit einer angepassten Ernährung klappte alles immer besser. In der Rehaklinik gab es auch eine ayurvedische Abteilung, in der ich mich umschaute. Ich hatte dort z.B. eine Konsultation mit einem Ayurvedaarzt. Seine vielen Tipps beherzige ich zum Teil heute noch und bin ihm sehr dankbar. Durch den Klinikaufenthalt beschäftigt mich der Ayurveda viel. Ich finde diese indische Lehre superinteressant. Sie ergänzt sich ganz toll mit Yoga, was ich sowieso schon lange liebe! Außerdem habe ich die Therapien in Kassel so gern gemacht: Tanz- und Kunsttherapie waren mir am liebsten, obwohl ich beiden vorher skeptisch gegenüber stand!
Dass ich keine “richtige” Therapie bekam, stresste mich von Zeit zu Zeit sehr und während meines Rehaaufenthaltes lernte ich, dass Stress auch auf körperlicher Ebene schwächt, was ich natürlich nicht brauchte. Ich machte also “meine” Therapien, immer dann, wenn mein Bauchgefühl sagte, ich müsse mich nun mal wieder stärken, die da waren: Misteltherapie, Traumatherapie, Vitamin C-Infusionstherapie, Darmaufbau bei meiner Heilpraktikerin, Ernährungsumstellung, Sport, Meditation, Yoga und natürlich meine regelmäßige Nachsorge, die mir immer bescheinigt (bisher zumindest – ich hoffe, das geht so weiter), dass ich auf dem richtigen Weg bin. Fast alles (außer Mistel, Traumatherapie, Vitamin C-Infusionen) mache ich immer noch ganz regelmäßig und es geht mir so gut damit! Also, ein Hoch auf das Bauchgefühl!