Erleichterung vs. Belastung
Afterparty
In meinem persönlichen Weltbild muss ich jetzt klar kommen mit den veränderten Gegebenheiten, den Fakten, die das Überleben der schweren Erkrankung mit sich bringen.
Altern ist in der Regel ein langsamer Prozess, in den man hineinlebt, sich mehr oder weniger gut damit arrangiert, den man hie und da verlangsamen kann. Nun, mein Dilemma ist, dass dieser Prozess einen großen Sprung gemacht hat. Es klafft ein tiefer Spalt von gefühlt zehn bis fünfzehn Jahren. Der will erst einmal angenommen sein und im aktuellen Leben einen geeigneten Platz bekommen.
Eine ältere, gebrechliche Frau stand zögerlich vor der Treppe im Bahnhof. Die Rolltreppe wurde, wie so oft, gerade repariert. Der etwas weiter entfernte Aufzug ist auch nicht ständig funktionsfähig. Sofort hätte ich ihr Hilfe angeboten, was dann auch eine andere Frau in meinem Alter tat. Die Ältere hielt sich nun am Geländer fest, untergehakt bei der Anderen. Wenn auch im eigentlichen Sinne nicht gebrechlich, sind Treppen dennoch für mich eine Herausforderung. Mit Taubheitsgefühl in den Beinen und der Unsicherheit, wenn wieder ein kurzer Aussetzer im Bewegungsablauf spürbar ist, gehe ich dicht am Geländer. Tippe immer wieder mit den Fingerspitzen an, gebe mir das Signal, Halt haben zu können.
Der älteren Frau im Bahnhof ist sofort geholfen worden, und doch macht es was in mir, mit erst Neunundfünfzig nicht mehr dazu in der Lage zu sein. Das ist ein kleiner Teil in einem großen Mosaik.
P.S. Der youtube-Link in meinem vorherigen Beitrag war aus Facebook heraus kopiert und führte nicht direkt zum Video. Hier noch einmal der direkte Link https://youtu.be/yVsSYtzs98E (mich hört und seht Ihr ab Minute 10)