Unter dem Motto „talk about cancer“ beschäftigen wir uns mit den vielen Facetten einer Krebserkrankung.hello@kurvenkratzer.at

Schönheitsideale und Akzeptanz

Soll ich’s wirklich machen oder lass ich’s lieber sein?

…Jein…

 

Ich möchte mich heute dem Thema Perfektion widmen.

Zuerst habe ich das Thema nicht direkt mit diesem Blog verbunden.

Bis ich darüber sprach und mir folgendes gesagt wurde: “Vanessa, möchtest du es dir wirklich antun dir auch darum noch Gedanken zu machen? Du hast eine Erkrankung, bei der du nicht weißt, was mit dir passieren kann. Du bist eine gutaussehende Frau warum beschäftigst du dich nun damit? Es hat dich doch sonst nie interessiert….”

Das Gespräch ging noch weiter, warum jetzt weshalb ist es entstanden usw. Aber es ist nicht unbedingt relevant.

Eine definitive Antwort habe ich darauf auch nicht. Ob es am Alter liegt oder an veränderten Lebensbedingungen oder vielleicht waren diese Gedanken auch schon immer irgendwo im Unterbewusstsein vorhanden.

Seit einigen Monaten stehe ich immer wieder vor dem Spiegel und sehe irgendetwas was mir nicht gefällt. Etwas was vielleicht symmetrischer sein könnte oder dünner oder größer oder fester oder weniger oder voller und und und. Und dann fragte ich mich erstmal was stimmt grade nicht mit mir? Was ist in meinem Kopf grade los das ich mir um so einen Bullshit Gedanken mache.

Ehrlich? Ich habe keine Ahnung. Ich fing plötzlich an mich zu vergleichen und mit dem Vergleichen sah ich “Fehler” an mir. Und wie so eine Spirale ist, zuerst stimmt das Aussehen nicht, dann frage ich mich ob ich mich weiblich genug verhalte, ob ich schön genug spreche usw.

Und nun sitz ich grade im Flieger und überlege was ich an mir verändern will und was es wirklich verändert. Fühle ich mich wirklich besser mit größeren Brüsten, volleren Haar oder weiseren Zähnen? Verändert es wirklich etwas oder ist es nur der Anfang von der nächsten Veränderung? Möchte ich anders sprechen, gehen oder mich bewegen? Sollte ich es machen, weil es besser, schöner oder weiblicher ist? Ist es einfach nur rebellisch von mir nicht mit der heutigen Zeit mit zu schwimmen? Sollte ich etwas verändern weil es nicht normal ist, es nicht zu tun?

Stimmt es, dass Männer auf das Äußere so sehr achten, dass es eine reine Illusion ist, daran zu glauben einfach nur wegen meines Selbst geliebt zu werden? Ich habe immer daran festgehalten, dass das Äußere egal ist und die inneren Werte zählen aber wenn ich ehrlich bin, es stimmt, ich spreche niemanden an den ich nicht ersteinmal optisch attraktiv finde. Im Umkehrschluss, lerne ich also nur Leute kennen, die mich optisch ansprechen.

Aber die Schönheitsideale gehen zunehmend höher und höher. Wir sollen schöner und sexy sein, perfekter, symmetrischer, weiblichen, schlanker aber nicht zu schlank, jung aussehen und nicht kindlich sein, usw. Es gibt Vorstellungen wie wir sitzen, gehen, reden sollen. Wie viel Haut wir zeigen damit es sexy aber nicht schlampig ist. Wenn wir nicht perfekt sind sollen wir es verändern aber am besten so, dass es nicht auffällt. Wir sollen uns nicht gehen lassen und nicht künstlich sein.

Und und und ..

Und ja verdammt, in hier dem Blog haben wir doch eigentlich andere Probleme als das. Aber was beinhaltet Krebs? Haarverlust? Brustverlust? Verlieren wir unsere optische Schönheit durch eine Operation? Was genau sollen wir machen? Wir können vielleicht nicht bei den “gesellschaftlichen Idealen” mithalten.

Ich frage mich will ich trotzdem schöner sein oder vorsorglich schöner sein oder weil schöner sein? Wenn ich in diesem Leben lebe will ich es in Schönheit genießen oder will ich es einfach genießen? Kann ich es genießen ohne den Idealen zu entsprechen? Ist es normal die Fehler nicht zu operieren sondern daran zu arbeiten sie zu akzeptieren und sie zu lieben? Kann ich sie einfach akzeptieren und lieben oder mache ich mir dann selber etwas vor?

Wenn ich ehrlich bin, ich fühle mich an manchen Tagen nicht mehr wohl in meiner Haut. Ich sehe das Tumore wachsen auf der Haut wie auch innerlich. Dadurch werden Körperregionen asymmetrisch und die Haut wirkt unebener. Und dann sehe ich andere Ideale denen ich nicht entspreche. Und ich mag mich eigentlich wie ich bin. Ich mag wie ich rede und mich bewege. Ich mag es, dass ich wie ein Dorfkind spreche und mich vielleicht manchmal wie ein Bauer bewege und gammelig rumlaufe. Und wirklich, wenn es keinen interessieren würde, dann wäre ich den ganzen Tag ungeschminkt in Jogginghose. Eigentlich möchte ich nicht in einer Reihe von Frauen stehen von denen ich mich nicht mehr unterscheide.

Aber ich habe Angst. Ich habe Angst mich zu lieben wie ich bin, weil ich Angst habe dann nicht mehr geliebt zu werden. Und mir macht es mehr Angst alleine zu sein, als mich nicht anzupassen.

Warum gibt es mittlerweile Perücken für Haarverlust oder auch einen Brustaufbau? Damit wir uns wohl fühlen. Aber warum fühlen wir uns nur so wohl? Ich denke die Frage wird jeder für sich anders beantworten und ich weiss es gibt super viele taffe Menschen die das ganze mit Würde tragen. Aber es gibt auch die, die etwas verändern möchten.

Und wozu gehöre ich? Ich weiß es noch nicht. Aber ich versuche es herauszufinden. Ich denke es ist beides völlig in Ordnung. Jeder sollte diese Entscheidung für sich treffen aber ich denke, dass es wichtig ist, dass warum zu klären. Und das warum muss man nur für sich selbst verstehen. Aber du solltest es verstehen um für dich klar zu haben, dass Veränderungen oder auch nicht Veränderungen zu deinem gewünschten Ergebnis führen.

Ichh wünsche allen frohe Feiertage und einen guten Rutsch ins neue Jahr

Xoxo

 

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