7. April 2021

Ich sitze das letzte Mal mit Kühlhandschuhen und -füßlingen im Chemosessel.
An diesem Tag schrieb ich bis dahin nur facebookaktives Wesen meinen ersten Instapost. Kurz und knapp teilte ich mit: „Chemo 16/16. Zweiter Teil meiner Herausforderung geschafft.“ Dazu die Hashtags #chemotherapie #stolz und #erschöpft.

Zwischen diesen wenigen Zeilen steckte so viel: Meine Leukozyten waren in der letzten Phase sehr, sehr niedrig gewesen. Ich hatte mich mit Spritzen gedopt und es geschafft, dass keine Therapie ausfallen musste. Um den Port sah es recht angestrengt bläulich aus. Ich litt schon seit Wochen unter täglichem heftigem Nasenbluten. Ich schlief sehr schlecht. Meine Verdauung zickte. Mein Geschmackssinn war zwei Wochen vor der letzten Infusion plötzlich weg und blieb es noch eine ganze Weile. Meine Lippen ständig entzündet. Meine Füße taub. Meine Fingernägel verfärbt, brüchig. Mein Kopf war kahl.

Aber zwischen dem ganzen Wust an körperlichen Beschwerden war ich stolz. Ich war zufrieden. Ich war glücklich. Geschafft 💪!

27. April 2022

Meine Füße kribbeln weiterhin tageweise oder sind kalt. Ich habe rheumatische Beschwerden in den Händen, manchmal verkrampfen sich Finger. Es gibt weiterhin viele Nächte, in denen ich zigfach aufwache. Hitzewallungen lassen ab und an auch grüßen. Die Verfärbungen an Fingern und Zehen sind noch leicht vorhanden (mit Nagellack geht‘s…). Ich habe ein paar hohle Nägel. Der Port nervt, wenn er am Badeanzug reibt. Die Haare sind wirbelig zurück.

Aber: So what?! Ich bin krebsfrei. Die Chemomedikamente haben hoffentlich die allerallerallerletzte noch irgendwo schlummernde Krebszelle beseitigt. Ich bin froh über jeden Tag, über jedes Erlebnis, über jedes Gefühl, über jeden Moment. Ich bin überglücklich über das Leben, das ich leben darf und das mir ein zweites Mal geschenkt wurde. Mein Bonusleben! 🎉🥳🎊

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