Krebs – Liebe – Punkt NULL
Wie geht’s dir denn?
Was antwortet man eigentlich auf die freundliche Frage: „WIE GEHT’S DIR DENN?“
Hmmm …?
GUT?
Nun ja, geht’s einem jemals gut mit einer unheilbaren Krebserkrankung? Irgendwas tut doch immer weh – die Therapienebenwirkungen hinterlassen schließlich Spuren. Dazu kommt die immense psychische Dauerbelastung. Die Angst ist ständig präsent – man zittert nicht nur vor der nächsten Untersuchung, sondern auch ganz generell vor der Zukunft. Und auch die tiefe Traurigkeit hat einen gewissen Stellenwert. Kann man diese Frage dann voller Überzeugung mit einem „Gut“ beantworten? Ja, durchaus. Wenn man sich gerade in einer Hochphase befindet, die Krankheit weit ins Abseits gedrängt hat und einfach genussvoll im Hier und Jetzt lebt. Doch oft steht ein kurzes, knappes „Gut“ auch nur für ein verstecktes „Jo, siehst eh – ich lebe noch. Aber frag jetzt bitte nicht weiter.“
NICHT SO GUT?
Das ist die vorsichtig formulierte, für andere zumutbare Umschreibung von „Mir geht’s eigentlich grottenschlecht“. Nur spricht man Letzteres offen und ehrlich aus? Das tun wohl die wenigsten. Und wenn, dann auch nur wenn ein gewisses Vertrauensverhältnis zum Gegenüber besteht. Anders als beim „Gut“ lässt sich die Krankheitskommunikation an diesem Punkt nicht charmant beenden. Nein, man legt quasi dem anderen ein „Was ist denn los?“ in den Mund. Dann herrscht Erklärungsbedarf. Manchmal ist es erleichternd, an dieser Stelle seinen Kummer in vollem Umfang loszuwerden; manchmal ist es aber auch schwierig, jemanden zu erklären, wie’s grad tief drinnen aussieht.
MITTELPRÄCHTIG?
Das ist meine persönliche Lieblingsantwort. Die macht klar, dass nicht alles in bester Ordnung ist; kann es auch nicht – in dieser schwierigen Situation. Sie zeigt aber, dass noch Motivation, Hoffnung und Lebensmut existieren. Das Dasein mit einer fortgeschrittenen Krebserkrankung ist wahrlich kein Zuckerschlecken. Aber: Es hält – abseits des Gesundheitsdebakels – zahlreiche erhellende Momente bereit. Nicht alles ist schlecht; nicht alles ist gut. Krebs fühlt sich wie eine Achterbahnfahrt an: Mal geht’s steil bergauf und dann wieder rasant nach unten. Ich finde, ein „Mittelprächtig“ fängt da ein großes Befindlichkeitsspektrum ein. Das geht als universal gültige Antwort durch und passt immer.
Wie reagiert Ihr auf ein „Wie geht’s Dir denn?“
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