Krebs – Liebe – Punkt NULL
Unterwegs mit dem Strahlen-Taxi
16 Mal Chemotherapie und 28 Mal Bestrahlung macht 88 Taxifahrten. Angesichts meiner recht weiten Anfahrt zu den Ambulanzen werde ich am Ende meiner Behandlungszeit fast 100 Stunden im Strahlen-Taxi verbracht haben. Die Taxifahrten und die Begegnungen mit den Taxifahrern sind ein wesentlicher Bestandteil des krebsigen Teils meines Lebens und deshalb sind sie unbedingt einen Blogbeitrag wert.
Das Highlight der Woche: Die Fahrten im Strahlen-Taxi
Wegen Corona waren Ausflüge oder auch Shopping-Fahrten in eine größere Stadt aus meinem Programm gestrichen. Auch der letzte Urlaub lag bei der Diagnose schon lange, lange zurück. Vor diesem Hintergrund konnte ich mir die Fahrten im Strahlen-Taxi nicht nur schönreden, sondern sie sogar mit einem ganz besonderen Touch versehen und werde ihnen bestimmt zeitlebens einen Platz in meinen Erinnerungen freihalten.
Die Bezeichnung „Strahlen-Taxi“ benutzte meine Ärztin, Frau Dr. F., als es um die Chemotherapie ging. Ich finde ihn so schön, dass ich für mich übernommen habe und auch in diesem Text verwende. Ich assoziiere mit „Strahlen“ einerseits die Sonne, andererseits das Lachen und zusätzlich auch die Wärme. Alles in allem herrlich positiv besetzte Begriffe und von denen kann es in Zeiten von Krebs und Corona doch gar nicht genug geben, oder?
Zahlt die Krankenkasse?
Es gibt eine Krankentransport-Richtlinie vom Bundesausschuss der Ärzte, Kliniken und Krankenkassen. Die legt ganz klar fest, in welchen Fällen die Kosten für eine Fahrt mit dem Taxi zu einer wie auch immer gearteten Behandlung übernommen werden. Dazu zählen Fahrten zu einer Chemo- oder Strahlentherapie, da hier „eine Beförderung zur Vermeidung von Schaden an Leib und Leben unerlässlich ist.“
Heißt im Klartext: Nach einer Chemo oder Bestrahlung bist du so erledigt, dass du nicht mehr imstande bist, dich selbst ans Steuer zu setzen. Das kann ich eindeutig bestätigen und ich rate allen Betroffenen, sich unbedingt an diese Vorgabe zu halten! Selbstverständlich steht es einem frei, die Partnerin/den Partner oder eine andere Person zum Chauffeur zu ernennen. Es ist aber meiner Meinung nach für alle Beteiligten einfacher, wenn man diese Sache, an eine Taxifahrerin oder einen Taxifahrer abgibt. So ist der Transport unabhängig vom Wetter (bei mir gab es einige Schnee-Fahrten), von Krankheit oder sonstigen Unvorhersegbarkeiten. Fällt eine Fahrerin/ein Fahrer aus, gibt es immer Ersatz und du musst nicht mitten in der Nacht nach einer Alternative suchen, wenn dein/e private Fahrer/in dich wegen eines kranken Kindes, eines plötzlichen beruflichen Termins oder sonst etwas versetzt.
Beim Aufklärungsgespräch erhielt ich neben dem Rezept für eine Perücke auch ein Formular zur Beantragung der Übernahme von Fahrtkosten durch die Krankenkasse mit einer entsprechenden Erklärung der onkologischen Praxis. Gesetzlich Versicherte legen diese einfach ihrer Krankenkasse vor. Eine Genehmigung ist in der Regel Formsache. Danach kann die Patientin/der Patient sich ein Taxiunternehmen suchen, das mit seiner Krankenkasse zusammenarbeitet. Dieses rechnet dann ganz unproblematisch direkt mit der entsprechenden Kasse ab. 10-15% der Fahrtkosten (mindestens 5, maximal 10 Euro) müssen allerdings selbst übernommen werden, sofern keine Zuzahlungsbefreiung vorliegt.
Bei mir gestaltete sich das Ganze etwas aufwändiger, da ich als Lehrerin doppelt krankenversichert bin. Ein Teil der Kosten wird über eine private Krankenkasse abgerechnet, der andere über die Beihilfestelle. Eine Direktabrechnung ist nicht möglich. Deshalb muss ich die Kosten erst vorstrecken, die Rechnungen dann einreichen und erhalte das Geld dann im Nachhinein zurück. Dieses Prozedere ist manchmal recht nervtreibend, da ich in einem Belegwust aus Chemo-Medikamenten-Rezepten, Arztrechnungen und sonstiger krebsbedingter Aufwendungen versinke.
Leider war somit bei nur im Falle der Krankenkasse das Fahrtkosten-Prozedere ine Formsache. Die Beihilfestelle weigerte sich zunächst, die Kosten für die Chemo-Taxifahrten zu übernehmen! Es wurde bemängelt, dass der Ort, an der sich die onkologischen Praxis befindet, zu weit entfernt von meinem Wohnort sei.
Tipp von mir: Bekommt nur dann Krebs, wenn ihr nicht in einer ländlichen Gegend wohnt! Dann könnt ihr im Optimalfall zu Fuß zur Therapie gehen oder seid mit dem Auto in einem Viertelstündchen dort.
Spaß beiseite: Bei mir handelte es sich um rund 60km (einfacher Weg), die zur Ambulanz zurückgelegt werden mussten. Erst in den letzten beiden Dritteln der Therapie konnte ich einzelne Sitzungen auch in der Klinik absolvieren, in der ich operiert worden war. Aber auch dorthin sind es noch rund 20km.
Ich musste mich mehrmals für die Wahl des Ortes rechtfertigen. Als ob ich mir erstmal Prospekte besorgt hätte, um mir das schönste Ambiente für meine Chemo-Cocktails auszusuchen und der Beihilfestelle dann das 360km entfernte Köln vorgeschlagen hätte. Da ich dort aber auf die Schnelle wahrscheinlich sowieso keinen Therapieplatz bekommen hätte, blieb ich dann eben bei der von meiner Herzensärztin vorgeschlagenen Ambulanz im Ländle.
Schlussendlich erhielt ich dann tatsächlich ein Schreiben, indem mir bestätigt wurde, dass die Kostenübernahme für die Fahrten im Strahlen-Taxi erfolgen würde. Halleluja!
Die Diskussionen mit der Beihilfe waren damit aber leider nicht abgeschlossen. Denn nachdem ich die ersten Rechnungen des Taxiunternehmens vorgelegt hatte, erhielt ich die Nachricht, dass die Kosten für die Fahrt zwar übernommen, die für die Wartezeiten des Taxis aber nicht übernommen werden würden!
Man stelle sich vor: Die Fahrt zur Ambulanz dauert je nach Verkehr 1 Stunde, mitunter 15min länger. Die Behandlung dauerte rund drei Stunden. Wäre der Taxifahrer also von der Ambulanz wieder zum Ausgangspunkt zurück gefahren, hätte er dort direkt wieder umdrehen müssen, um mich dann pünktlich von der Therapie abzuholen. Nicht zuletzt aus Umweltschutzgründen völliger Schwachsinn!
Es kostete mehrere Emails von mir und ein Schreiben des Taxiunternehmens, bis genehmigt wurde, dass diese Kosten auch übernommen werden würden. Das Versprechen auf der Homepage, mir als Kranke, “den Papierkram und die Diskussionen über die Kostenübernahme zu erleichtern und mich darin, so gut es geht zu unterstützen” wurde in die Tat umgesetzt, vielen Dank dafür. Und Halleluja zum Zweiten!
Ihr werdet es nicht glauben, aber je nach Sachbearbeiterin oder Sachbearbeiter wurden in der Folgezeit die Wartezeiten erneut als „nicht beihilfefähig, da nicht notwendig“ abgelehnt! Ich hätte den werten Herr- oder Frauschaften gerne mal meine chemo-kribbelnden Hände ausgeliehen, dann hätten sie keine Ablehnungsbescheide mehr tippen können! Je nachdem, in welchem Chemo-Nachnebel du dich befindest, kann dich so eine Nachricht echt aus der Bahn werfen, weil sie dich so komplett auf deine Krankheit reduziert und du nicht einfach drüberstehen oder es unkommentiert lassen kannst, sondern dich mit diesem Verwaltungskram rumschlagen musst.
Ich bin schon gespannt, wie sich das Ganze gestalten wird, wenn ich in zwei Wochen die Erklärung des 30 Kilometer entfernten Strahleninstituts vorlegen werde, dass Frau Holl für die Dauer von sechs Wochen täglich eine Hin- und Rückfahrt mit dem Taxi benötigt. Ich erwarte mindestens die Nachfrage: „Warum machen Sie denn jetzt auch noch eine Bestrahlung? Sie hatten doch schon eine Chemotherapie?“ Die Antwort habe ich schon parat: „Wenn ich coronabedingt schon nicht in den Urlaub kann, dann möchte ich wenigstens ein paar Taxifahrten genießen.“
An alle Krebserkrankten: Du hast Anspruch auf die kostenlose Mitnahme einer Begleitperson. Ich selbst habe davon nie Gebrauch gemacht. Das lag allerdings – wie so vieles – an Corona. Warum hätte mich jemand zur Therapie begleiten sollen, wenn sie oder er dann vor der Ambulanz auf mich hätte warten müssen weil außer Patientinnen und Patienten ja keiner dort hinein darf. Es wäre sicherlich nett gewesen wäre, wenn ab und zu während der Therapie jemand neben mir gesessen und mit mir geredet hätte.
Ich machte nur ein einziges Mal und das auch nur für höchstens zehn Minuten Gebrauch von diesem Privileg. An einem eiskalten Wintermorgen durfte der Mittelstürmer ein Stück mit dem Taxi mitfahren, da er zufällig zur selben Zeit wie ich das Haus verlassen musste. Das war ein spannender Moment für ihn – wie ein Profi mit einem Chauffeur umherzudüsen, das hat schon was – und ein schöner Moment für mich, weil ich so wieder mal eine Erinnerung an die Krebs-Zeit der Mama säen konnte
Zwischenwelt Strahlen-Taxi
Beim ersten Mal fühlte ich mich etwas komisch, als ich ins Taxi einstieg. Irgendwie hatte das einen komischen Touch von „Ich bin etwas Besseres.“, sich auf die Rückbank zu setzen und von einem anderen Menschen herumkutschieren zu lassen, der sich dann auch noch nach meinem Befinden erkundigte, fragt, ob die Temperatur angenehm sei und ob ich gerne Radio hören oder es lieber ausgeschaltet haben möchte.
Mit der Zeit wurde das alles aber ganz normal und ich akzeptierte den Umstand, dass ich nun mal diesen Status hatte und für den Taxifahrer mit meiner Diagnose absolut keine Sensation darstelle. Ich bin eine unter vielen Menschen, die täglich im Taxi unterwegs zur Chemotherapie, Bestrahlung oder Dialyse sind.
Die Zeit im Taxi stellte für mich eine Art rollende Zwischenwelt dar. Auf der einen Seite mein Zuhause, auf der anderen die Ambulanz. Ein bisschen so wie der Bahnsteig 9 ¾, wo Harry Potter auf den Hogwarts Express wartet, der ihn aus dnem muggeligen London hinaus und in die Zauberwelt hineinfährt. Zum Glück konnte ich anders als die Inernatsschülerinnen und –schüler ohne durch eine Säule rennen zu müssen in meine Zwischenwelt gelangen. Meist verschwand kurz nachdem ich die Autotür geöffnet, ich mich angeschnallt hatte und wir losgefahren waren, recht schnell die seltsame, manchmal auch schlechtgelaunte oder traurige Stimmung, die ich zu Hause vor einer Behandlung verspürte und verblassten die Erlebnisse in der der Ambulanz. Der Duftflakon, der am Rückspiegel hängt, erinnerte mich immer an Aladins Wunderlampe, und ließ mich in eine märchenhafte Atmosphäre eintauchen, bevor ich dann in der wenig zauberhaften, sondern sehr realistischen Chemo- und zukünftig in der verstrahlten Welt ausstieg bzw. aussteigen werde.
Der Empfang vor meiner Haustür in der Strahlen-Taxi-Zwischenwelt war immer freundlich. Da ich auf sehr vielen Fahrten denselben Taxifahrer hatte und wir uns immer besser kennenlernten, kann ich sogar sagen, dass der Empfang herzlich wurde. Auch wenn es für den Taxifahrer bestimmt nicht immer schön war, wenn er mich beispielsweise schon um sieben Uhr in der Früh abholen musste und zuvor schon das Auto hatte freikratzen müssen. Bestimmt war es auch nicht immer spaßig, stundenlang vor der Chemo-Ambulanz im Auto herumzusitzen. Denn coronabedingt konnte er sich für diese Zeit ja nicht mal in ein Café setzen, sondern saß stattdessen im Taxi vor dem Haus die Zeit ab. Dennoch wurde ich nach den – in der Chemozeit sehr langen – Wartezeiten immer sehr freundlich begrüßt und sofort nach meinem Befinden befragt (Meist war die Antwort: „Sehr müde.”). Die Rückfahrt in der rollenden Zwischenwelt verlief in der Regel recht schweigsam, da ich entweder schlief oder sehr erschöpft zum Fenster hinausschaute.
Bist du selbst im Moment häufig Strahlen-Taxi-Insassin oder -Insasse und erlebst eine weniger zauberhafte Zeit als ich? Wenn dir die Gesprächsfreudigkeit der Taxifahrerin oder des Taxifahrers zu anstrengend ist oder dir die Musikauswahl nicht gefällt, dann versuche das sanft zur Sprache zu bringen. Alternativ kannst du dir Kopfhörer in dein Handy stecken und dich mit eigener Musik verwöhnen. Ist dir der Fahrstil vielleicht zu rasant oder wurdest du schon mehrfach zu spät abgeholt. Dann rate ich dir, dich mit dem Taxiunternehmen in Verbindung zu setzen und deine Beschwerden sachlich vorzubringen. Es handelt sich bei den Taxifahrten selbstverständlich nicht um eine Urlaubsfahrt, die dir sämtlichen Komfort oder Luxus bieten soll. Aber da du – je nach Wohnort – sehr viel Zeit im Taxi verbringst, steht dir zu, dass die Fahrten zumindest in einem sicheren und halbwegs angenehmen Rahmen verlaufen.
Jeder Mensch hat seine Geschichte
Meine Krebsreise fand zu einem großen Teil im Taxi statt. Aufgrund meiner sehr reduzierten Kontakte aufgrund der Verquickung meiner Chemotherapie und der Corona-Pandemie wurde der Taxifahrer in den sehr engen Kreis derjenigen Personen aufgenommen, mit denen ich Livekontakte hatte. Wohlgemerkt: Nicht mal meine Eltern, Geschwister oder Schwiegereltern habe ich zwischen meiner Krebs-Diagnose und der letzten Chemotherapie gesehen! Den Taxifahrer hingegen wöchentlich und bald sogar täglich.
Die Taxifahrer wurden zu treuen Reisebegleitern, mit denen ich sehr viel Zeit verbracht habe. Wir kamen miteinander ins Gespräch und ich lernte mein Gegenüber (oder besser mein „Vorderüber“) immer besser kennen. Bei mancher Fahrt knüpften wir an ein Gespräch der vorherigen an, sponnen einen Gedanken weiter, den wir gemeinsam entwickelt hatten. Ich fragte nach, wie sich eine Sache entwickelt hat, von der mir berichtet worden war. Ich erzählte von meiner Familie oder auch von meiner Krankheit. Andersrum wurde auch mir Persönliches berichtet, ich lernte über Erzählungen Familienangehörige der Taxifahrer kennen, erfuhr vom einen von sehr schicksalhaften Ereignissen oder wurde unbekannterweise von der Gattin des anderen gegrüßt.
Ein besonderes Taxi-Schmankerl war es, als ich nach über zehn Fahrten mit Herrn H. am Steuer ganz beschwingt die Autotür öffnete und dann plötzlich einem anderen Herrn entgegenblickte. Dieser trug zum einen keinen Mundschutz (Er berichtete dann während der Fahrt, warum das so war, und zeigte mir auch sein Attest.), hatte zum anderen das Radio an und benötigte ein paar Anweisungen, um von meiner Wohngegend auf die Hauptstraße zu kommen, da sein Navi unsere Straße nicht kannte (Seien Sie unbesorgt, der DPD-Fahrer findet die nach über Jahr im neuen Haus noch immer nur bei jeder dritten Paketlieferung”). Außerdem verfuhr er sich dann auf derselben Fahrt auch noch, weil er in der Chemo-Stadt eine falsche Ausfahrt genommen hatte. Sein tausendfaches Entschuldigen war herzerweichend und eigentlich gar nicht nötig. Schließlich war ja kein Unfall passiert und ich kam pünktlich bei der Chemo-Ambulanz an. Das ist doch die Hauptsache.
Es ist egal, dass ich nicht jede Ansicht der Taxifahrer gutheiße. Es ist ok, wenn ich ihre Radiosenderwahl nicht teile (Wobei es manchmal lustig ist, welche Lieder ich da zu hören bekomme.). Es tut nichts zur Sache, dass ich nicht jede Geschichte bis ins letzte Detail spannend finde. Es ist in Ordnung, dass sie manche meiner Ideen vielleicht als lächerlich bezeichnen und manche Erzählung sterbenslangweilig finden.
Mir zeigten diese Begegnungen, wie manch andere Begegnung mit Menschen, die ich ohne meine Diagnose nie getroffen hätte, dass jeder Mensch seine ganz eigene Geschichte hat. Dass jeder seine speziellen Vorlieben hat. Dass jeder seine Visionen hat. Dass jeder seinen persönlichen Rucksack mit sich herumträgt. Dass jeder einzigartig und besonders ist.
Ich bin dankbar, dass ich diese Begegnungen auf engstem Raum in der bisher intensivsten Phase meines Lebens machen durfte und bin gespannt, wie sich das ein oder andere weiterentwickeln wird (Ich glaube ganz fest an Ihre App-Idee, Herr H.!).
Ein dreifaches Hoch auf meine beiden Taxifahrer und deren Chef!
Parallel zum Schreiben dieses Textes habe ich mir im Internet ein paar Texte durchgelesen, in denen Menschen von ihren Taxi-Erfahrungen berichteten. Teilweise recht negativ. Bei mir ist das absolut nie der Fall gewesen! Auch wenn der Anlass meiner Fahrten nie schön war, war die Zeit im Taxi für mich nie unangenehm. Es roch weder nach Urin oder Alkohol (So gelesen!), sondern nach einem angenehmen Duft-Fläschchen, das am Spiegel über der Mittelkonsole hing. Kein Fahrer ließ das Radio laufen, wenn ich das nicht wollte. Mir war nie zu kalt oder zu warm. Und ich bangte auch nie um Leib um Leben, sondern fühlte mich immer sicher, egal ob wir im Schneechaos im „Höllental“ (Es heißt wirklich so!) feststeckten oder durch die schmalen Kurven im Schwarzwald slideten.
Ich musste auch nie auf einen Fahrer warten, im Gegenteil: Oft stand das Taxi schon vor der Tür, als ich mir erst die Schuhe überstreifte. Die Terminfrage ließ sich unkompliziert über WhatsApp klären. Auf sämtliche Fragen erhielt ich passend zum Namen des Taxiunternehmens „schnell wie der Blitz“ und immer sehr freundlich eine Antwort. Außerdem gab es nie ein Problem, wenn ich einmal eine Fahrt verschieben oder ganz absagen musste.
Angesichts der Corona-Pandemie, während der ich durch die Gegend kutschiert werden musste, möchte ich mich ausdrücklich dafür bedanken, dass die Fahrer jedes Mal das Risiko einer Corona-Infektion in Kauf genommen haben, damit ich meine Behandlungstermine wahrnehmen konnte. Taxifahrerinnen und Taxifahrer sind absolut systemrelevant!
Vielen Dank an meine beiden Taxifahrer und den Chef des Taxiunternehmens für die immer freundliche, sichere, wohlriechende Fahrt, das unkomplizierte Abwickeln aller Termin- und sonstigen Fragen, die freundliche Kommunikation trotz Mundschutz, die Pünktlichkeit bei jeder Abholung und die menschliche und persönliche Art, die ich im Taxi und auch im schriftlichen Umgang erfahren durfte. Die Taxifahrten waren eine strahlende Erfahrung für mich!
Lieber Herr Y., wenn meine Krebsreise vorbei ist, werde ich einmal live bei Ihnen in der Taxi-Zentrale vorbeischauen, um zu sehen, mit wem ich die ganze Zeit so nett getextet habe!
Taxifahren auf Buchseiten
Mir ist im Laufe meiner Krebsreise der Roman „Die Antwort auf Vielleicht” von Hendrik Winter (z.B. hier https://www.thalia.de/shop/home/artikeldetails/A1050469653) untergekommen. Dieser ist – basierend auf einer wahren Begebenheit – aus der Sicht eines Taxifahrers geschrieben. Adam fährt darin eine Krebserkrankte mehrmals die Woche zur Bestrahlung. Dieses Buch ließ mich, selbst täglich im Taxi sitzend, lachen, nachdenken und nicht zuletzt auch weinen. Der Taxifahrer lernt, dass für ein „Vielleicht” im Leben kein Platz sein sollte. Diesen Gedanken finde ich so wunder-wunderschön. Er ist in der Bestrahlungszeit immer mehr zu meinem Credo geworden.
Ich wünsche mir, dass ich es schaffe, diesen fest in meinem Gehirn verankern und weit über meine Krebsreise hinaus in meinem Leben umzusetzen. In diesem Sinne gebe ich euch – wie den Leserinnen und Leser des Brustkrebsmagazins MamaMia, in dem ich ein Statement abgeben durfte – mein krebsiges Lebensmotto abschließend mit auf den Weg.