Krebs – Liebe – Punkt NULL
Selbstgefärdung durch Spiritualität?
Hey liebe Influcancers und Besucher_innen,
In diesem Blogbeitrag, mag ich kurz etwas berichten, worüber ich letzte Woche gebloggt habe. Der Titel sagt es ja schon: Es geht um Spiritualität und mögliche Gefahren.
Für diejenigen, die mich oder meinen Blog noch nicht kennen. Ich bezeichne mich selber als spirituell und habe durch meine Krebserkrankung ganz krasse und tiefe, spirituelle Erfahrungen gemacht, die mein Leben seither viel reichhaltiger und schöner machen.
Das Wort Spiritualität ist ja auch sehr aufgeladen und unter diesem Wort finden sich ganz ganz viele Dinge wieder. Von erfahrenen buddhistischen Mönchen und Nonnen, die tausende Jahre alte Techniken kultivieren und unterrichtenden, bis hin zu abgedrehten esoterischen Richtungen, und sogenannten Heiler_innen, die auf ihrer Webpräsenz beispielsweise krebskranken Menschen ausreden sich schulmedizinisch behandeln zu lassen und meinen, sie hätten die wahre Methode gefunden um so ziemlich alles, und auch Krebs zu heilen.
Ich definiere Spiritualität für mich als verkörperte Erfahrung, dass alles Leben und somit auch meines, miteinander verbunden ist und ich und mein Leben in irgendetwas Größerem eingebunden bin.
Ich selber schreibe auf meinen Blog auch viel zu spirituellen Themen, da (ich ja nur einer von vielen) Krebs-überlebenden bin, die durch die Nähe zum Tod und der Beschäftigung mit der Endlichkeit des Lebens auch (wieder) zugang zu einer spirituellen Dimension im Leben gefunden habe.
Was ich aber auch ganz klar schreibe, ist, dass ich vor fünf Jahren ohne Schulmedizinische Behandlung (die bei mir über ein Jahr mit 120 Tagen im Krankenhaus, zwei Operationen und zig Chemotherapien ging), nicht überlebt hätte.
Für mich war und ist Schulmedizin, Komplementärmedizin und spirituelle Ressourcen (wobei mein Schwerpunkt auf Achtsamkeit, Meditation und buddhistischen Praktiken liegt) kein entweder-oder, sondern ein sowohl als auch. Ich habe mir viele Gedanken gemacht, wie ich aktiv an der Behandlung mitmachen kann und ich denke auch, dass das meinen Gesundungsprozess positiv beeinflusst hat.
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Vor zwei Wochen erhielt ich eine Mail mit der Anfrage eines neu mit Hodentumor diagnostizierten jungen Mannes. Er wollte ein Telefonat mit mir führen, um über seinen Weg zu sprechen.
Im Laufe des Telefonats stellt sich heraus, dass er Zweifel hat, sich der schulmedizinisch angezeigten Operation zu unterziehen, da er Angst hat, dass er in seinem spirituellen Weg dadurch vielleicht etwas verpasst oder etwas nicht lernt und die Erkrankung dann vielleicht wieder kommt. Ebenso fühlt er sich durch die Ärzt_innen nicht in seinen existentiellen Fragen ernst genommen, woher und warum er diesen Krebs bekommen hat.
Er erzählte mir, dass er der Überzeugung sei, dass wenn Körper, Geist und Seele im Einklang sind, dann keine Krankheiten entstehen könnten und so weiter.
Ich merkte, wie ich zunehmend Stress bekam und sich mein Bauch vor Sorge zuschnürte. Ich war und bin immer wieder im Austausch mit anderen Hodentumor-Menschen, da mein Blog schon gefunden und gelesen wird.
Jedoch hatte ich noch nie die Situation, dass mir jemand erzählte, dass er dabei war, sich gegen ärztlichen Rat zu entscheiden und meine Einschätzung dazu möchte. Je nach Krebsart und Stadium ist es ja auch oft gar nicht so einfach sich für die richtige Behandlung zu unterscheiden.Bei Hodentumoren jedoch ist es klar. Durch die Entfernung des betroffenen Hodens und eventuell anschließende Chemotherapie liegen die Überlebenschancen bei über 90 bzw.95%.
Jedoch sterben auch Menschen an Hodenkrebs, und zwar besonders diejenigen Patienten, die sich nicht behandeln lassen möchten, oder keinen Zugang zu adäquater Behandlung haben.
Ich war ziemlich gestresst und hatte es aber gut hinbekommen meine Meinung und Haltung klar auszudrücken: Dass er sich gerade massiv selbst gefährdet und ich Angst um ihn habe.
Wenn es Euch genauer interessiert, wie das Gespräch ablief, lest gerne den ganzen Artikel auf meinem Blog healingwithlukas.
Ich bin mir auch wieder bewusst geworden, was für eine krasse Verantwortung ich als Blogger habe, da ich durchaus als eine Art Vorbild gesehen werden kann und Menschen mich mit solchen Entscheidungen um Rat fragen.
Gleichzeitig muss ich auch mich abgrenzen und daran erinnern, dass erwachsene und zurechnungsfähige Menschen selbstverantwortlich für sich und ihr Leben sind. Ich habe keine berufliche Rolle und Auftrag als Berater. Ich möchte mit dem Schreiben über meine Erfahrungen zum Nachdenken anregen und Austausch ermöglichen.
Jedenfalls kamen auch einige Reaktionen nachdem ich den Artikel geteilt habe und einige Menschen meldeten mir zurück, dass sie auch mit solchen Geschichten und Fragen konfrontiert wurden. Wie ist das bei Euch?
- Kennt ihr so Geschichten?
- Wie steht ihr zu Spiritualität? Zu ganzheitlicher Medizin?
- Wart ihr schon mal in einer ähnlichen Situation?
Lasst mich gerne wissen, was ihr dazu so denkt! Ich wünsche allen eine schöne Woche und schönen Sommer!
Lukas