Unter dem Motto „talk about cancer“ beschäftigen wir uns mit den vielen Facetten einer Krebserkrankung.hello@kurvenkratzer.at

Poetry des Lymphoms und was man über Krebs wissen sollte.

Poetry des Lymphoms

So ein Lymphom ist wie ein Phantom, nicht greifbar und unsichtbar ist das eine oder andere Symptom. Nicht wie ein Hämatom, mehr wie eine große Portion Emotion, die dich warnt – es ist leider keine Illusion.

Die Diagnose ist wie eine Explosion, hier hilft kein Silikon und genauso wenig wie bei Vodafone erhältst du eine Reaktion, denn die Erde dreht sich weiter, nur nicht mehr ganz so heiter. Bei dieser Krebs Variation brauchst du in der Regel nicht mal eine Operation und dabei gibt es kein Pardon bei dieser Mission gesund zu werden, auch wenn du denkst dein Leben liegt in Scherben.

Nach meiner Version ist die Zeit mit der Chemoinfusion wie eine Exkursion durch sich selbst, mit einer ständigen Option auf die Endstation – es ist noch nicht das “letzte Mahl“, aber schon mal eine Tisch Reservation. Von hier an hat die Reise mehr Höhen und tiefere Tiefen und die ständige Diskussion mit Versicherungen, Behörden und der Alterspension, lässt mich kotzen vor lauter Administration!

Hätte ich eine Million, startete ich eine Aktion den Menschen zu helfen, klarzukommen in dieser schweren Situation, das wäre sinnvoll und eine schöne Passion. (Ich glaub ich geh damit nach Washington.)

Wenn dann die Ärztekommission sagt, dass alles überstanden ist, braucht es Zeit, viel Zeit zu glauben es ist keine Fiktion, denn die ständige Kollision mit der Angst ist eine Last, mit der sich auch die Rehabilitation befasst. Heilen lässt sich das Lymphom mit Glück, jedoch lässt es eine Wunde auf der Seele zurück.

Wovon eine gute Portion Humor dich schützen kann, ist vor einer Depression und bei jeder Station, die dich das Alles schwer ertragen lässt, denke daran, dass du lebst und du mit etwas Selbstkoordination es schaffen kannst daran zu glauben, dass sich das alles schon lohnt.

Darum gib Acht auf dich und gehe es langsam an, deine Integration in die Welt der Gesunden-Sektion und gönne dir eine gute Portion von allem was du brauchst denn es ist wichtig, dass du deinem Gefühl vertraust.

Polli D C D C B D A FC F Aspect Ratio
Polli D C D C B D A FC F Aspect Ratio

Viele meiner Verwandten, Bekannten und Freund*innen fragten mich: „Wie hast du es bemerkt?“, „Welche Symptome hattest du, du warst doch gar nicht krank?“

Hier teile ich ein paar Informationen über meine Krebserkrankung mit Ihnen und erzähle, welche Symptome mich gerade noch rechtzeitig in die Arztpraxis brachten. Eine grobe Kenntnis davon zu haben, was eigentlich bei der Schockdiagnose Krebs passiert, hilft, mit der Angst, selbst daran zu erkranken, umzugehen und eine gesunde Haltung zu diesem Thema zu entwickeln

Was ist die Ursache für Krebs?

Die Weltkrebsorganisation (UICC) ruft dazu auf, sich über die Möglichkeiten der Krebsprävention und der Krebsfrüherkennung zu informieren, denn die traurige Tatsache ist: Mittlerweile erhält fast die Hälfte aller Deutschen im Laufe ihres Lebens die Schreckensdiagnose Krebs. Die andere Hälfte ist dann als Elternteil, Ehefrau- oder mann, als Freund oder Freundin davon mitbetroffen. Ein angstmachender Gedanke, der nachvollziehbarerweise lieber weggeschoben wird. Keiner rechnet damit, an Krebs zu erkranken – die Patienten taten das genauso wenig …

Laut der Deutschen Krebshilfe schätzen Fachleute, dass etwa die Hälfte dieser Krebsfälle durch einen ungesunden Lebensstil verursacht werden. Dazu gehört das Rauchen, zu wenig Bewegung und Übergewicht, ein zu großer Alkoholkonsum, die UV-Strahlung der Sonne sowie ständiger Stress.

Ehrlicherweise muss dazu gesagt werden, dass nach Aussagen der Experten, die ich während meiner Krebslaufbahn kennengelernt habe, achtzig Prozent reiner Zufall sein soll, ob man an Krebs erkrankt oder nicht. Auch ich habe in meinem Leben seitdem einiges umgestellt. Das Allerwichtigste ist, bewusster zu leben.

Keiner von uns weiß, was morgen ist, und das ist gut so. Doch wenn wir immer darauf bedacht sind, uns zu hüten, uns zu sorgen und das Morgen zu planen, verpassen wir das wirklich Gute – den Moment im Heute.

Wie macht sich Lymphdrüsenkrebs bemerkbar?

Wie meine Ärzte erklärten, sind die wichtigsten Symptome des diffusen, großzelligen B-Zell-Lymphoms geschwollene Lymphknoten. Daneben können auch Fieber, häufige Infekte oder Nachtschweiß auftreten. Auch Erschöpfung und anhaltende Müdigkeit werden oft beschrieben sowie ein eigentliches Durchschnittsalter von über sechzig Jahren – aber keine Regel ohne Ausnahmen. Auch ich hatte manchmal Nachtschweiß, aber verbunden mit meinem leicht erhöhten Blutdruck wurden mir Blutdrucksenker für den Abend verschrieben. Die Lymphknoten an den erkennbaren Stellen wie Hals, Achseln und Leisten waren bei mir nur minimal geschwollen, sodass das nicht auffiel. Extrem vergrößert waren sie im Bauch, doch durch die Schwangerschaft mit genügend Platz und komplett schmerzfrei bemerkte ich das lange nicht. Die beiden Infekte, die ich innerhalb von drei bis vier Monaten hatte, beunruhigten weder meine Hausärztin noch mich. Dazwischen stellte sich allerdings eine Druckempfindlichkeit am Oberbauch ein, was wiederum erst auf mein wiederkehrend auftretendes Sodbrennen zurückgeführt wurde. Als jedoch der zweite Infekt und das Sodbrennen vergingen, aber die Druckempfindlichkeit am Bauch und laute Darmgeräusche blieben, wusste ich: Irgendetwas stimmt da nicht.

Am Abend vor dem nächsten Arztbesuch legte ich meine Hände auf meinen Bauch, da wölbte sich, begleitet von Blähungen und Darmgeräuschen, eine kleine Beule (ähnlich einem kleinen Baby-Ellbogen während der Schwangerschaft) heraus. Verunsichert tastete ich meinen Bauch ab und spürte „bewegliche“ Blasen bzw. Knoten. Das waren die bereits auf über sieben Zentimeter angeschwollenen Lymphen, die meine Organe im Bauchraum umgaben. Doch das ahnte zu diesem Zeitpunkt niemand. Nach einem Ultraschall und Blutbild wurde aufgrund des erhöhten Entzündungswertes vorläufig eine Gallenblasenentzündung diagnostiziert. Meine Ärztin verschrieb mir ein Antibiotikum und bestand auf einem Folgetermin, weshalb ich zehn Tagen später wieder bei ihr im Behandlungszimmer saß. Da sich an meinem diffusen Druckgefühl im Bauch nichts veränderte, führte die Ärztin eine weitere Ultraschalluntersuchung durch und holte die Zweitmeinung ihrer Kollegin ein. Am Ende des Behandlungstermins reicht sie mir die Überweisung für die Notaufnahme. „Sie tragen das ja schon länger mit sich herum. Sie sollten da heute noch hin und sich gründlich durchchecken lassen.“

Wie fühlt sich ein Lymphom an?

Das diffuse, großzellige B-Zell-Non-Hodgkin Lymphom, Abkürzung DLBCL, zählt zu den sogenannten malignen (bösartigen) Lymphomen. Trotz der Bezeichnungen „aggressiv“ und „bösartig“ ist es Tatsache, dass viele Patienten gute Chancen auf Heilung haben. Wichtig ist eine rechtzeitige Behandlung, da sich „aggressiv“ vor allem auf die Geschwindigkeit des Fortschreitens der Krankheit bezieht. Das Lymphsystem ist neben dem Darm der wichtigste Teil des Immunsystems und so ist es auch ein wichtiger Bestandteil bei der Abwehr von Infektionen. Hier werden Lymphflüssigkeit und Lymphozyten, eine Untergruppe der weißen Blutkörperchen, gebildet, die in alle Regionen des Körpers transportiert werden.

Genau da liegt der Fehler: Eine unkontrollierte Vermehrung der B-Lymphozyten, es gibt B- und T-Lymphozyten, also ein spezieller Typ der weißen Blutkörperchen, verursacht das DLBCL. Bei den sogenannten Sammelplätzen des Lymphsystems (Lymphknoten) wird die Flüssigkeit gesammelt, gefiltert und anschließend in den Blutkreislauf zurückgeführt. In meinem Fall leider auch die erkrankten, bösartigen Zellen. Allerdings hilft bei dieser Zirkulation nicht der Herzschlag als „Pumpe“, wie bei der Blutzirkulation, sondern hier muss alles von allein fließen.

Tipp: Das Lymphsystem kann durch eine tiefe Bauchatmung oder aerobes Training wie zum Beispiel Schwimmen oder Fahrradfahren „in Gang“ gehalten werden. Das Schwingen (nicht Springen) auf einem Trampolin soll auch eine sehr gute Übung zur Reinigung des Lymphsystems sein. Quelle: Zentrum für Gesundheit

Wie schmerzhaft ist die Chemo?

Nach der Diagnose wurde mein Körper umgehend auf die Chemotherapie vorbereitet. Einen Tag vor Therapiestart erhielt ich die Antikörperinfusion, eine auf Eiweiß basierende Therapie, die gerne allergische Reaktionen hervorruft, wie mir die Krankenschwester erklärte. Voll verkabelt, wurde alle 30 Minuten kontrolliert, ob es mir gut geht, um dann die Dosis ganz langsam zu erhöhen. Erst noch etwas verkrampft, schlich sich die Wirkung der Begleitmedikamente ein, die mich schläfrig immer mehr entspannen ließen. So verging der Tag fast zeitlos und vor allem ganz ohne Drama. Die Antikörpertherapie gut überstanden, erwartete mich diese Zwangsentspannung nun vor jedem der acht geplanten Chemo Zyklen.

Ahnungslos, was auf mich zukommen würde, vertraute ich den Ärzten. Vor Beginn der Chemotherapie erhielt ich Medikamente gegen Blasenschwäche und Übelkeit, zusätzlich das morgendliche Cortison und den Magenschoner. All das half, die Chemotherapie mit möglichst wenigen Nebenwirkungen zu überstehen. Die zweite der vier Infusionen des ersten Chemotages war leuchtend rot-orange. Wie wir aus der Natur wissen, haben Signalfarben eine Bedeutung. Ich sollte meinen Arm so ruhig wie möglich halten, denn dieser Cocktail killt nicht nur den Krebs, er kann auch die Venenwände angreifen.

Auch nach der dritten Infusion fühlte ich mich noch gut, sogar das Mittagessen schmeckte. Doch während nachmittags die vierte Infusion lief, merkte ich, da passiert etwas. Ein Völlegefühl, eine leichte Übelkeit und ein komischer Geschmack im Mund breiteten sich aus. Innerhalb eines Tages brachte ich über 3 Kilo zusätzlich auf die Waage! Ich fühlte mich wie ein wandelnder Wasserballon. Zu diesem Zeitpunkt nahm mich das Gefühl von Kranksein ein. So unreal die Krankheit vorher war, damals als es anfing, mir schlechter zu gehen, begann die Zeit, die mir gutgetan hat. Die Zeit der Genesung und die Zeit der Hoffnung auf eine Zukunft. Und die wirklich gute Nachricht: Von hier an hatte ich nie wieder diese Übelkeit!

Trotz der weiteren Infusionen in den nächsten drei Tagen des ersten Chemozyklus ging es mir viel besser. Die Geschmacksnerven veränderten sich ständig und ich musste herausfinden, was mir schmeckte und guttat. Das Gefühl, einen trockenen Mund zu haben, blieb, doch dagegen halfen die Früchtelollis, die ich von der Schwester erhielt. Abschließend zu jeder Chemorunde erhielt ich Spritzen (ähnlich wie Thrombosespritzen). Dabei wurde ein Mittel unter die Haut gespritzt, das die Bildung der weißen Blutzellen im Knochenmark anregte. Ungefähr zehn Tage nach Ende der Chemorunden führte das zu einem Pochen im Lendenwirbelbereich. Ein positives Zeichen, denn es bedeutete, dass gute Zellen produziert wurden. Anschließend ging es nach Hause und die Therapie wurde ambulant weitergeführt.

Für die Weiterführung der Chemo wurde mir ein Port-Implantat empfohlen. Der kleine Plastikkatheter mit Venenzugang wurde mir links unterhalb des Schlüsselbeines unter die Haut implantiert. Es vereinfachte die Zuführung der Chemotherapie per Infusion und schonte die Venenwände. Der Eingriff war nach gut 2 Stunden Aufenthalt im Krankenhaus erledigt. Doch in den darauffolgenden Tagen hatte ich Schmerzen und konnte den Arm kaum heben. Ruhe und Schonung waren für eine gute Wundheilung notwendig.

Mit jedem der acht Chemozyklen, die mit der Antikörpertherapie über fünf Tage dauerte, hatte ich in einem 14-Tage-Rhythmus eine Woche „frei“ und ging die Woche darauf täglich ins Krankenhaus. Dabei vertrug ich die Chemo immer besser, gleichzeitig wurde der Körper mit jedem Zyklus schwächer. Trotz gutem Appetit verlor ich Gewicht. Schmerzen hatte ich kaum und wenn doch, dann nahm ich eine handelsübliche Paracetamol. Bedenken, dass das zu viel Chemie für den Körper sein könnte, hatte ich abgehakt, denn der Körper wurde durch die Chemotherapie einmal auf links gedreht – unnötig leiden half hier niemandem. Ich machte zweimal pro Woche leichtes Muskelaufbautraining, ging täglich mit dem Hund raus, ging einkaufen, auch mal ins Restaurant essen und probierte Neues aus, wie Yoga im Park. Alles war machbar mit genügend Ausruhphasen und Entspannung.

Kann man einen Tumor überleben?

Die Diagnose Krebs wirkt auf viele Menschen erst mal wie ein Schock und oft kommt sofort die Frage auf: „Wie lange habe ich noch?“ Diese Frage kann niemand genau beantworten. Aber es gibt natürlich Möglichkeiten, mit beispielsweise statistischen Berechnungen, ungefähre Überlebensraten für die unterschiedlichen Krebserkrankungen zu finden. Um die Überlebensraten zu berechnen, hat es sich bewährt, die Zeitspanne von 5 Jahren zu betrachten. Der Grund: Bei vielen Krebsarten haben Patienten, die die ersten 5 Jahre nach der Diagnose überlebt haben, gute Chancen auf eine dauerhafte Heilung, weil Rückfälle danach meist immer weniger wahrscheinlich werden.

Die Überlebensrate aller Non-Hodgking-Lymphom-Patienten nach 5 Jahren liegt bei Frauen bei 70 Prozent und bei Männern bei 68 Prozent. Es leben also noch rund 70 von 100 Patienten. Somit haben trotz Bezeichnungen wie „aggressiv“ und „bösartig“ viele Betroffene gute Chancen auf Heilung. Wichtig ist eine rechtzeitige Behandlung, da sich „aggressiv“ vor allem auf die Geschwindigkeit des Fortschreitens der Krankheit bezieht.

Wenn Sie mehr über den Umgang mit einer Krebsdiagnose erfahren möchten, dann lade ich Sie ein, mein Buch „rumgeKREBSt – mit Chemo, Charme und Schabernack“ zu lesen. Hier teile ich meine emotionale Achterbahnfahrt – von der Diagnose bis hin zu meinem Reha-Klinikaufenthalt. Gespickt ist das Buch mit meiner „Onko-Comedy“ aus dem Krebsalltag, denn gelacht werden darf trotzdem und gerade weil es für die Heilung wichtig ist. (erschienen 2021 im Marion Glück Verlag)

 

Patientin verschenkt ihren Geschenkgutschein fürs Waxing-Studio: "Den brauche ich nicht, ich feier diesen Sommer mit glatten Beinen und pickelfreier Bickinizone."
- Polli