Unter dem Motto „talk about cancer“ beschäftigen wir uns mit den vielen Facetten einer Krebserkrankung.hello@kurvenkratzer.at

Meine OP – Ablatio rechts, endlich beidseitig flach

Mein Operation ist vorbei. Ich liege im UKT und warte darauf, dass ich nach Hause darf.
Mittwoch früh wurde ich operiert. Ich war die erste auf dem OP-Plan. Zumindest musste ich nicht warten.
Ca 2 Stunden hat die OP gedauert. Jetzt bin ich beidseitig flach. Nur eine kleine Stelle auf der linken Seite stört noch und muss dringend irgendwann entfernt werden, damit ich richtig flach bin. So ist es nichts Ganzes und nichts Halbes.
Ich habe keine Schmerzen, nette Zimmernachbarinnen und das Essen hier ist erstaunlich gut (kein Vergleich zu Reutlingen).
Alles was im Vorfeld besprochen wurde wurde absolut konsequent vergessen (Allergien? Ja gegen Codein und gegen Pflaster… Wer wacht natürlich mit riesen Pflastern über den OP Wunden auf, statt wie normal mit einem Wickelverband? Und wer bekommt gegen seinen Reizhusten einen codeinhaltigen Hustensaft? Und meinen Port haben sie entsorgt, obwohl ich gesagt hatte ich würde ihn gerne mit nach Hause nehmen… Naja was soll’s…?).

Im Aufwachraum wurde ich Zeuge verschiedener Typen Post-OP-Patienten. Sehr spannend.

Direkt neben mir lag eine Frau, der ein künstliche Darmausgang zurückverlegt wurde. Sie freute sich nach dem aufwachen so sehr. “Nie wieder Beutel? Echt? Nie wieder Beutel?” Man konnte sich nur mit freuen.
Leider holten sie die Schmerzen schon wenige Minuten später ein.
Trotz sehr netter Schwestern und immer mehr Schmerzmitteln konnte man ihr die Qualen ansehen. Es wurde minütlich schlimmer. Sie stöhnte und ihr ganzer Körper verkrampfte sich. Aber sie jammerte nicht.
Ich hätte ihr so gerne Schmerzen abgenommen.
Nach vielleicht einer halben Stunde wurde die Operateurin gebeten sich die Patientin nochmal anzuschauen.
Ich hoffe es war alles OK und sie haben dann schnell eine Lösung für sie gefunden.

Auf der anderen Seite lag eine Frau, die unbedingt aufs Klo wollte. Sie müsse dringend pinkeln, erklärte sie. Dass sie einen Katheter hatte konnte ihr narkosevernebeltes Hirn sich keine zwei Minuten merken.
So ist das halt nach einer OP. Trotzdem war ich etwas genervt, nachdem sie sicher das zehnte Mal eine Schwester gerufen hatte, weil sie dachte pinkeln zu müssen.
Als auch sie Schmerzen bekam entschwand sie mit dem Einsetzen der Wirkung ihrer Schmerzmittel ins Land der Träume.
Leider vergaß sie dort ständig zu atmen. Ihr Blutsauerstoff sank und die Geräte piepten. Sie bekam extra Sauerstoff und gefühlt alle paar Sekunden die Aufforderung bitte zu atmen. Auch nervig irgendwie.

Neben ihr lag eine Frau, die offensichtlich immer wieder vergaß wo sie war. Alle paar Minuten versuchte sie aufzustehen. Nicht gut in ihrem Zustand und an reihenweise Schläuchen.
Die zwei Schwestern, die reichlich zu tun hatten gaben sich alle Mühe sie im Blick zu behalten und immer wieder rechtzeitig aufzuhalten.
Auf Nachfrage wo sie sei konnte sie sich offensichtlich orientieren und legte sich dann verständnisvoll wieder hin, nur um kurz darauf zu vergessen wo sie war und wieder aufstehen zu wollen.

Auf der anderen Seite lag noch eine Frau, ich glaube sie war sehr alt, die immer wieder fragte wo sei sei nur um dann direkt wieder einzuschlafen.

Warum ich das alles schreibe? Warum ich das überhaupt alles mitbekommen habe?
Nun ja, sagen wir Mal man hat sich ordentlich Zeit gelassen mich aus dem Aufwachraum abzuholen.
Das hatte im übrigen zur Folge, dass ich auch dort noch pinkeln musste (und ich hatte (leider, muss man fast schon sagen) keinen Katheter). Für eine wache, erwachsene Person ist das meiner Meinung nach eine ziemliche Zumutung, die man leicht hätte umgehen können indem man mich früher auf Station geholt hätte.

Dort hatte ich allerdings noch kein Zimmer. In die OP gestartet war ich aus einem Abstellraum heraus, in dem auch mei Taschen standen bis ich zurück kam.
Das ist richtig schlecht, denn ich hatte keine Möglichkeit mich auch nur im entferntesten in meinem Zimmer einzurichten bevor ich aus dem OP kam.
Mit meinem angeschlagenen Kreislauf und im Flügelhemd war das alles andere als optimal.

Dennoch war das erste was ich in meinem Zimmer machte mir ein T-Shirt und eine Hose anzuziehen und auf die Toilette zu gehen.

Ich war tatsächlich rechtzeitig auf meinem Zimmer um noch Mittagessen zu bekommen.
Es gab Nudeln mit Bolognese. Sogar Parmesan gab es dazu. Es war wirklich sehr lecker und wie ich später erfuhr vegetarisch. Ich bin begeistert.
Leider ließ sich mein Appetit nicht mit meinem Magen und der Situation kurz nach einer Operation vereinbaren und ich musste nach wenigen Bissen aufgeben.

Schmerzen hatte ich zum Glück keine und lehnte auch alle weiteren angeordneten Schmerzmittel ab.

Allerdings war ich sehr müde (was wohl den Eindruck erweckte mir ginge es postoperativ nicht gut). Das lag jedoch an der Simplen Tatsache, dass ich zu wenig geschlafen hatte.

Um um halb 7 im Krankenhaus in Tübingen zu sein mussten wir um 6 los. Da ich am Vorabend nicht mehr packen wollte und konnte (wir hatten noch was zu feiern), musste ich um 5 Uhr aufstehen.
Ich hätte aber so oder so nicht länger schlafen können.
Um 5 vor 5 gingen draußen sie Sirenen los. Blaulicht ohne Ende.
Ich war zu müde um dem auf den Grund zu gehen und ging ins Bad um die letzten Klamotten für meine Krankenhaustasche aus dem Trockner zu holen und erschrak doch ein bisschen. Im Bad roch es verbrannt. Mein noch nicht waches Hirn schaltete in den Alarmmodus. Ich machte das Licht an und stellte fest, dass der Rauch im Zimmer stand.
Ich benötigte ein paar Sekunden um den Zusammenhang mit den Sirenen von vor wenigen Minuten herzustellen.

Aus dem Schlafzimmerfenster konnte man es dann deutlich sehen. Ein Haus in der unmittelbaren Nachbarschaft brannte. Das Aufgebot an Rettungskräften war eindrucksvoll. Unser Stadtteil war gesperrt.
Um sicher nicht zu spät zu kommen fuhren wir noch ein bisschen früher los, als angedacht.

Ausgerechnet am Tag meiner Operation so ein Spektakel. Später erfuhr ich, dass es wohl einige Verletzte gab, aber alle sind soweit wohl auf.
Ich jedenfalls war ordentlich müde an diesem Tag.
Ein Gutes hatte es, dass dieser Brand an diesem Tag war: an jedem anderen Tag hätten mich die Sirenen und der Rauch tatsächlich in meinem Nachtschlaf gestört. An diesem Tag musste ich sowieso aufstehen.

Den Nachmittag verschlief ich größtenteils und nach dem Abendessen schlief ich auch früh ein. Erst gegen 3 Uhr in der Früh ging ich ins Bad um mir die Zähne zu putzen und tatsächlich und geplant schlafen zu gehen.

Die OP habe ich gut überstanden. Jetzt gilt es auf den pathologischen Befund zu warten und zu hoffen.
Mal wieder kann ich jeden gedrückten Daumen gebrauchen. Bislang haben sie sehr geholfen.

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