Unter dem Motto „talk about cancer“ beschäftigen wir uns mit den vielen Facetten einer Krebserkrankung.hello@kurvenkratzer.at

Krebs – da war er wieder

Ich möchte da mal was erzählen – was Unsichtbares. Etwas, was meine letzten Monate bestimmt hat. Ich habe es lange verschwiegen, weil es nicht nur mich alleine betraf und ich es erstmal verarbeiten musste. Dennoch ist es auch Teil meiner Geschichte. Ich möchte für diese Unsichtbarkeit sensibilisieren.

 

Was war passiert?

 

Der Krebs kam wieder zurück in mein Leben. Nicht bei mir und doch wieder viel zu nah. Ehrlicherweise ist er schon seit über einem Jahr wieder Teil in meiner Familie gewesen. Hat sich dort breit gemacht und gehörte wieder viel zu schnell dazu. Und er hat so Einiges durcheinander gewirbelt. Nicht nur bei meiner Familie, sondern auch viel in meinem Kopf. So viele Gedanken, Erlebnisse, Erfahrungen, Erinnerungen und Zweifel.

 

Da stand ich nun am Anfang diesen Jahres und weinte. Weinte, weil ich gerade erfahren hatte, dass der Krebs wieder einen lieben Menschen in meiner engsten Familie genommen hatte. So rasant, dass ich meinen Kindern nicht mal mehr sagen konnte, dass unser Familienmitglied, von dem sie wussten, dass es schwer krank ist, nicht mehr gesund werden würde. Dies hatte ich 3 Tage vorher erfahren und wollte nur noch auf den richtigen Zeitpunkt zu Hause warten, weil wir unterwegs waren. Doch der richtige Zeitpunkt kam nicht mehr. Es hatte sich schon alles geändert.

Mehrleben_janascheer IMG_ Scaled Aspect Ratio
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Die Welt herum drehte sich weiter – gefühlt unendlich schnell – die Notenabgabe für die Zeugnisse stand an meiner Schule am nächsten Tag an. Ich tat im Nachhinein das einzig Richtige: Ich „verlangsamte die Fahrt“ und tat, was ich einer Freundin geraten hätte: Ich rief in meiner Schule an, schilderte, was passiert war, und bekam ein paar Tage Aufschub. Ich meiner Schule auch im Nachhinein so dankbar für so viel Menschlichkeit.

 

Ich fühlte so sehr, dass ich Zeit zum Trauern brauchte und drückte auch Social Media auf Pause. Gleichzeitig fragte ich mich, ob ich – die Coachin für Krebsangehörige – denn überhaupt trauern dürfte, Social Media unterbrechen und straucheln durfte. Die Antwort ist ziemlich simpel und sie kam ehrlicherweise nicht von mir, sondern von meinem Mann (Danke!):

 

„Natürlich! Denn wenn dich der Tod in deiner eigenen Familie kalt lassen würde, würde ich mir wirklich Sorgen um dich machen. Coach bedeutet nicht, dass du keine eigenen Gefühle mehr haben sollst. Im Gegenteil, deswegen wirst du dich noch besser in andere hineinversetzen können und noch emphatischer sein.“

 

Und ich spürte, dass er Recht hat. Ich habe mir bewusst alle Zeit der Welt gegeben, zu trauern. Und ich nehme sie mir weiterhin. Denn Trauer hört nie auf, sie wird nur mit der Zeit leichter. Im Nachhinein ist das für mich der richtige Weg gewesen, so zu trauern, dass ich stark auf meine Intuition und Bedürfnisse höre und für diese einstehe.

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Warum erzähle ich erst jetzt von erneuten Krebsfall in meiner Familie? Einerseits, weil ich den Schock und alles drumherum erstmal für mich klar kriegen musste. Und andererseits weil es ja eben nicht nur mich betrifft. Krebs ist eine “Familien-Krankheit”. Und dieser Krebs beeinflusst(e) so viele Menschen in meinem Umfeld.

 

Ich habe dennoch beschlossen, dass ich  aufzeigen möchte, dass Krebskrankheiten (und seine Folgen) im nahen Umfeld manchmal unsichtbar sind. Dass wir nicht immer wissen, wer damit betroffen ist. Ich möchte aufzeigen, dass Krebs nicht beim Patienten aufhört, sondern weite Kreise zieht. Schwere Krankheiten und hier Krebs im Speziellen beginnt beim Patienten, geht über die nahe und ferne Familie und beeinflusst auch Freunde.

 

Dies sollte uns bewusst sein, wenn wir auf andere Menschen treffen. Wir kennen nicht immer ihr „Päckchen“. Lasst uns freundlich zueinander sein!

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