Erleichterung vs. Belastung
Hilfe holen ist okay
Ich bin es eigentlich gewohnt stark zu sein. Ich weine nicht gerne oder oft und bin für alle immer gern da wenn es Probleme zu wälzen gibt. Auch im Beruf bin ich klar als “Helfer” zu identifizieren. Wenn es hart wird, beiße ich die Zähne zusammen (nachts dann wörtlich :)) und power durch.
Aber ist das immer gut? Muss man eigentlich alles alleine schaffen und möglichst keine Schwäche zeigen?
Selbst in der Akutphase meiner Krebstherapie habe ich, völlig zerstört im Bett liegend, den Daumen hochgehalten und gelächelt: wird schon wieder.
Erst als diese Phase vorbei war und ich mich im Post-Akuten Loch wiedergefunden habe, habe ich gemerkt: ich brauch doch Hilfe. Um mich wieder zu finden. Um zu verarbeiten. Und um mich neu aufzustellen und zu schauen wie es jetzt weiter geht. Das kriege ich alleine nicht mehr hin. Und will es auch gar nicht mehr.
Es hat etwas gedauert, bis ich eine Therapeutin gefunden habe, bei der es gepasst hat und bei der ich mich mit meinen Themen gut aufgehoben gefühlt hab. Die Zeit und das Geld dafür habe ich ganz bewusst mal in mich investiert. Wenn nicht jetzt, wann dann, oder?
Nach einigen Monaten erst hatte ich dann das Gefühl, dass es jetzt wieder ruhiger in mir wird. Ich hab mich endlich wieder sicher gefühlt und Pläne schmieden können. Ich konnte abschliessen. Auch mit der Therapie dann.
Mein Körper ist auch inzwischen wieder kräftiger. Anders als vorher, aber er fühlt sich gesund an. Ich passe besser auf mich auf, esse bewusster und mache regelmäßig mein Yoga. Mehr als ich vor der Erkrankung von mir sagen konnte. Und vorallem kann ich jetzt Hilfe annehmen. Sei es in Form von Körpertherapien, psychologischer Unterstützung oder von Freunden und Familie. Und dieses Geben und Nehmen ist viel schöner! Wie heisst es doch: Schwäche zeigen ist die wahre Stärke.