Krebs – Liebe – Punkt NULL
Früher war alles besser
War früher wirklich alles besser?
In Zeiten großer Veränderungen wünscht man sich oft, es wäre alles so wie früher. Unser Gehirn hat es so eingerichtet, dass wir uns gerne an das Schöne zurückerinnern, und weniger an das Schlechte. Diese Schutzfunktion bewirkt, sich an das Früher in einem besonders positiven Licht zu erinnern, und in mancherlei Hinsicht ist das auch sehr, sehr hilfreich. Es ist aber auch wichtig, sich dessen bewusst zu sein, damit nicht ein allzu verherrlichender Blick in die Vergangenheit ein unrealistisches Bild zeichnet.
Früheren Zeiten nachzuhängen, wenn einen neue Zeiten überfordern, ist nur allzu menschlich. Außerdem ist für manche der Zeitpunkt vielleicht gerade besonders schlecht, sich Veränderungen zu stellen, während es bei anderen gerade einfacher läuft. Befindet man sich in einer persönlichen Krise oder kämpft man gegen eine lebensbedrohende Erkrankung, dann können extreme Umschwünge, sei es in gesellschaftlicher oder wirtschaftlicher Hinsicht, besonders schwer wiegen. Daraus ergibt sich die Frage: Wieviel Veränderung ist jedem/jeder Einzelnen* zumutbar und muss er oder sie es überhaupt alleine stemmen?
Als Wanderköchin, die frisch vor Ort kocht, habe ich mit den unterschiedlichsten Situationen zu tun. Herd, Kochgeschirr und der zur Verfügung stehende Platz weichen oft vom Ideal ab, und würde ich diese Tatsache als unüberwindbare Komplikation einschätzen, hätte ich schon verloren. Dabei geht es weniger darum, eine möglichst professionelle Küche zur Verfügung zu haben, sondern das ausgewählte Menü muss zu den Gegebenheiten passen. In einem nostalgischen Holzherd zu kochen ist beispielsweise wunderbar Herz erwärmend und gleichzeitig unheimlich herausfordernd. Doch wenn man die Speisen darauf abstimmt, kann es zu einem ganz besonderen Erlebnis sowohl für mich, also auch für die Gäste werden.
So ein Holzherd versetzt einen in eine längst vergangene Zeit, und es können romantisch verklärte Bilder aufkommen und gleichzeitig die Erinnerung daran, wie anstrengend und aufwändig es damals war, ein warmes Essen auf den Tisch zu bringen. Aus diesem Blickwinkel betrachtet beginnt man gleichzeitig, die moderne Zeit mit all ihren Erleichterungen zu schätzen und vielleicht sogar neugierig auf die Zukunft zu sein, nämlich wie sich Wissenschaft und Technik wohl weiterentwickeln könnten, um uns die Zubereitung einer gesunden, frisch gekochten Speise noch mehr zu vereinfachen.
Schlussendlich war und wird es immer so sein: Das Leben besteht aus Veränderungen, die nicht immer für alle Menschen gleich schwer oder leicht zu nehmen sind. Wollen wir als Gesellschaft in eine neue Zeit hinüberwandern, dann lohnt es sich, die Schwächsten dabei besonderes zu unterstützen, sei es aus Nächstenliebe oder aus praktischen Überlegungen, denn im Endeffekt wird dadurch viel Geld und Zeit gespart. Aber Logik und Verstand sind leider nicht immer ausschlaggebend, wenn große Entscheidungen anstehen. Was wir aber auf jeden Fall machen können ist, die Vergangenheit loszulassen, und unsere Familie und unser näheres Umfeld mitzunehmen und uns gegenseitig zu unterstützen, um gemeinsam so gut wie möglich in der Zukunft leben zu können.