Erleichterung vs. Belastung
Erlebte Chemotherapie
Hallo zusammen,
Chemotherapie! ein Wort des Grauens, der reale Horror für den ohnehin schwachen Körper, mit der Wortergänzung palliativ, das heißt in einer Situation, in der eine Heilung nicht mehr möglich ist, erhält das Wort seine todbringende endliche Bedeutung. Hoffnungslosigkeit, Verzweiflung und Einsamkeit sind die ständigen Begleiter der Chemotherapie. Die Seele gerät in den meisten Fällen aus dem Gleichgewicht.
“Zytostatika” sollen die Teilung und Vermehrung der Tumorzellen hemmen, im besten Fall zerstören, und werden in der Regel über eine Infusion in eine Vene dem Körper zugeführt. Der Transport der giftigen Medikamente über den Blutkreislauf entfaltet damit ihre Wirkung im gesamten Körper (Folge: Begleiterscheinungen oder Nebenwirkungen)!
Von einer Chemotherapie erwarten Patienten und Ärzte häufig auch im Endstadium einer Krebserkrankung eine Verbesserung der Lebensqualität. Ob dies tatsächlich eintritt ist aus meiner Erfahrung und den Gesprächen mit Krebspatienten in der ambulanten Onkologie abhängig von der individuellen Konstitution (medizinisch der AZ: Allgemeinzustand). Ich glaube die meisten Chemotherapien, vor allen über einen längeren Zeitraum, verschlechtern in der Regel den Allgemeinzustand. Ich sehe das bei jeder Chemotherapie, wenn sich geschundene, verfallene, aufgedunsene, wackelige, ausgemergelte, blutarme Körper sich in die Praxis schleppen oder gar vom DRK transportiert werden.
Ich erhalte eine ambulante palliative Chemotherapie (inoperabel infolge fortgeschrittenen Stadiums) mit Cisplatin/ Gemcitabin (Cisplatin 25 mg/m2 Tag 1 +8, Gemcitabin 1.000 mg/m2 Tag 1 +8, Wdh. Tag 22) in 100% über einen Port auf der rechten Seite knapp unter der Schulter. Dies ist ein Zugang mit einer kleinen Kammer, der bei einer ambulanten Operation unter die Haut eingesetzt und über einen dünnen Schlauch mit einer großen Vene am Hals verbunden wird. Mittlerweile habe ich 21 Chemos seit 16.11.2020 in meinen Körper über mein Herz gepumpt. Durchschnittlich verläuft eine Chemo bei mir 6 Stunden.
Für einen „optimalen“ Verlauf einer Chemotherapie empfehle ich:
- Ein Tag vorher: Lieblingsspeise genießen, am Tag der Chemo keine Milch- und Milchprodukte
- Fahrdienst organisieren: niemals selber fahren!
- Zur Chemo mitnehmen: Stillkissen (bequeme Sitz- oder Liegeposition), warme Socken, bequeme Kleidung tragen (ist keine Modenschau), Buch, Ohrstöpsel (abschalten, Ruhe), Taschentücher, Müsli- oder Energieriegel, 1 Liter stilles Wasser (falls nicht bereitgestellt: Kohlensäure vermeiden), Patiententagebuch (Auffälligkeiten der vergangenen Tage dokumentieren)
- Einnahme der Medikamente vor Chemo nicht vergessen!
- Nach der Chemo: 2 Liter Brennnesseltee aufbrühen (ev. auch die folgenden Tage) zur Unterstützung der Nierenfunktion
- Am Tag der Chemotherapie keinen Sport treiben – eher: Balkon oder Terrasse sitzen, liegen, …
An alle Krebskranken: „never give up“!
Euer
Christian