Unter dem Motto „talk about cancer“ beschäftigen wir uns mit den vielen Facetten einer Krebserkrankung.hello@kurvenkratzer.at

Eine traumatische Erfahrung?

Ich wollte schon länger mal über das Thema Trauma sprechen, wie ich es erlebt habe und was mir bei der Verarbeitung half.

Ich weiß nicht mehr, ob es jemand mal gesagt hat oder, ob ich es irgendwo gelesen habe: Die Diagnose Krebs kann ein Trauma sein.

Von selbst wäre ich nicht auf diese Beschreibung gekommen. Trauma klingt für mich eher nach Kriegs- und Fluchterfahrung, Gewalterfahrungen, Katastrophen….usw.

Habe ich ein Trauma mit der Diagnose Krebs erlebt?

Ich habe einiges dazu gelesen. Definitionen eines Traumas, Trauma und Krebs…

Check ✔️

  • Ein Trauma entsteht durch ein Ereignis, das mit extremer Bedrohung, Lebensgefahr oder Demütigung verbunden ist.
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  • Besonders schwer wiegt bei der Diagnose die Bedrohung durch den Tod.
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  • Kontrollverlust über die eigene Lebensführung
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  • Diffuse Angst, akute Notsituation
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  • Stockstarre, in den Übelbensmodus schalten, man funktioniert nur noch
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  • Der Schock der Diagnose dauert 7-8 Minuten; Herzrasen, Panik, wirre Gedanken, man bekommt kaum etwas mit was gesagt wird, “Boden unter den Füßen verlieren”, “man fällt in ein Loch”
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  • Man kann sich an die Diagnoseeröffnung nur teilweise, verschwommen oder gar nicht erinnern
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Mj And The Bitch Held Scaled Aspect Ratio
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Meine Traumaerfahrung 

Mh…es war wohl doch ein Trauma.

Ich erinnere mich nur verschwommen an die Diagnoseeröffnung.

Auf- und Ablaufen, hysterisches Schluchtzen, Beine kribbeln, plötzlich Klarheit was man alles jetzt regeln muss, ich erinnere mich nur an Wortfetzen…

 

Beschrieben hatte ich es im Tagebuch so:

“…dann kam der Befund. Tumore…mehrere, Eierstöcke, Darmschlingen…verklebt oder so ähnlich…Zysten, Metastasen im Bauchfell…da brach echt ne Welt zusammen. Man kann es gar nicht richtig begreifen. Man hört diese Worte, aber richtig ankommen tun sie nicht. Meine ersten Worte gestern: oh, Gott! Scheiße! FUCK! Wie?”

Das Wort Fuck habe ich in Dauerschleife gesagt.

Es ist bei mir (zum Glück) beim Trauma-Moment geblieben. Aber bis zu 25% der Krebspatient*innen haben eine Posttraumatische Belastungsstörung. Oder erleben auch die Therapie als Trauma.

Gestärkt

Was mir nach dieser Erfahrung geholfen hat. Ich spreche hier nur von meinen Erfahrungen.

  • Atmemübungen
  • Entspannungsverfahren, Meditation
  • über das Trauma reden
  • an hilfreiche Gewohnheiten anknüpfen, die beruhigen.
  • an Erfolge erinnern. Das stärkt und weist der schlechte  Erfahrung einen begrenzten Platz im Leben zu.
  • Ins Handeln zu kommen, kann helfen wieder Kontrolle zugewinnen. Was kann ich für meine Genesung tun?
  • Selbsthilfegruppe, Psychoonkologie

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