Krebs – Liebe – Punkt NULL
Eine Bucket List: Der Garant für ein erfülltes Leben?!
Meine Krebsdiagnose machte mir die Endlichkeit meines Lebens bewusst. Plötzlich war mir ganz klar, dass meine Zeit hier auf Erden begrenzt ist. Dass ich sie bewusst(er) nutzen muss.
In einem solchen krisenhaften Moment beginnt so mancheine/r den Einkaufszettel für sein/ihr opulente Lebensmenü zu schreiben: eine Bucket List. Dabei taucht immer wieder die Idee vom Fallschirmsprung auf, da wollen sehr hohe Berggipfel bestiegen, berühmte Stars zum Geburtstag eingeladen und andere spektakuläre oder verrückte Dinge getan werden.
Ich selbst konnte dieser Idee auch im ersten Jahr in meinem Leben nach Krebs nichts abgewinnen. Aber dennoch tauchte das Thema immer und immer wieder auf. In Büchern, Filmen, in Zeitschriften, bei anderen Krebsblogger*innen und im eigenen Umfeld. Journalistisch investigativ startete ich eine Umfrage in meinem Freundes- und Bekanntenkreis, erfuhr dabei von Listen in kleinen schwarzen Heften und hörte von wahnsinnig-spektakulären Aktionen und wundervoll-kleinen Kostbarkeiten im Leben.
In diesem Blogtext plaudere ich ein bisschen aus dem Besteckkästchen meines Lebens, stelle euch ein megacooles Kunstprojekt vor und verrate euch einige superinteressante Umfrage-Antworten. Und selbstverständlich erfahrt ihr, ob ich zukünftig lieber mit einem Löffel oder einer Gabel unterwegs sein werde.
Ich drehe mich im Hamsterrad
Bis zur Diagnose steckte ich in einem Hamsterrad, das sich in Höchstgeschwindigkeit drehte. Dann OP, Chemo, Bestrahlung und parallel die Lockdowns. Das Hamsterrad drehte sich gemächlicher, manchmal herrschte fast Stillstand.
Zum Sommerferienbeginn dann endete die Akuttherapie. Kein Halt, stattdessen erhöhter Nervenkitzel: sechs Wochen Urlaub daheim mit drei krebs-corona-lädierten Goldschätzen. Die Drehzahl im Hamsterrad erhöhte sich.
Dann ging ich zurück ins Arbeitsleben. Tageweise bin ich mittlerweile wieder Lehrerin, dazu Autorin und Bloggerin. Alle drei Wochen aber war ich weiterhin Krebspatientin und bekam meine Antikörperinfusion. Die ständigen Nachsorgetermine packte ich obendrauf. Der Familienwahnsinn lief zudem. Das Hamsterrad drehte sich unaufhörlich weiter.
Irgendwann erhielt ich dann den letzten Antikörper und der Port kam raus. Würde das Rad sich jetzt verlangsamen? Privat und schulisch herrschte Terminchaos am Schuljahresende. Also Vollgas.
Endlich dann die sommerliche Geschwindigkeitsreduktion. Wir hatten alle weniger Termine, fuhren in den Urlaub. Doch innerlich stieg meine Unruhe. Mein Bauchgefühl sagte mir: Irgendwas stimmt hier nicht. Das Tempo zog an.
Nach Ferienende ging es dann routiniert wieder rein in die Arbeit, in die Organisation und den Stress. Highspeed!
Aber dann: Full-Stopp – nachdem ich bemerkt hatte, dass irgendwas in meinem Körper nicht stimte, ging ich außerplanmäßig zu meiner Gynäkologin. Die stellte dann auch prompt eine Auffälligkeit in meiner Gebärmutter fest, die von der Anti-Hormontherapie herrührt. Nächste Woche schon geht´s in die Klinik. Ich habe einen OP-Termin. Wenn es gut läuft, ist es „nur“ eine Ausschabung, wenn es weniger gut läuft, ….. ist es eine Vorstufe von Gebärmutterhalskrebs und ggf. muss ich dann die Gebärmutter entfernen lassen. Uff! Das saß…
Prompt waren sie wieder da: Die Ratschläge von wegen „Denk an dich!“ „Setze Grenzen!“ Alles schön, alles gut. Seit meiner Krebserkrankung habe ich einen veränderten Fokus auf mich und mein Leben. Aber das hält das Hamsterrad nicht dauerhaft an. Denn: Kann ich alle Verpflichtungen sein lassen? Den Alltag einfach hinschmeißen? Nur noch an mich denken?
Und: Will ich das überhaupt?
Mit einem Fallschirmsprung zu mehr Lebensqualität?
Ich denke, ich bin nicht der Typ für dieses radikale „Lebe-dein Leben-Ding“. Ich bin hamsterig veranlagt. Ich arbeite zu gerne, schreibe zu gerne, wusele zu gerne für die Familie. Deshalb fahre ich die vorgegebene Hamsterradgeschwindigkeit meist gerne mit.
Ich bin wohl lieber gestresst glücklich als achtsam gelangweilt🙃.
Aber die Tatsache, dass da in meinem Körper wieder irgendwas los ist und ich mich behandeln lassen muss, bringt mich auf jeden Fall ins Grübeln. Egal, wie die Sache ausgehen wird, sie ist ein Wink mit dem Zaunpfahl für mich: Im Leben kann plötzlich kann alles anders sein!
Deshalb gebe ich nun noch mehr acht auf mich und versuche, öfter mal ins Schneckentempo runterzuschalten. So halte ich meine Kaffeetasse mittlerweile viel häufiger ganz bewusst mit beiden Händen fest, um nicht nebenher „noch schnell“ dies und das zu machen. Probiert diesen Tipp simplen, aber äußerst genialen Tipp von meiner Lieblings-Reisedoku-Moderatorin Tamina Kallert unbedingt mal aus. So habt ihr ruckzuck ein paar achtsame Minuten in eurem Tag!
Außerdem baue ich etwas mehr Genuss in mein Leben ein. So gab´s letztes Wochenende das erste Stück Kuchen mit richtig Zucker, Mehl und Glasur seit zwei Jahren. Diese einmalige Ausnahme hat meinem an vegetarische und low-carb-haltige Nahrung gewöhnten Körper nicht geschadet, aber mein Herz erfreut.
Der Herbsturlaub in „unserem Familienhotel“ ist gebucht und wird in Angriff genommen, egal, welcher Befund mir ins Haus steht. Eine Woche Verdrängen einer Diagnose ist durchaus legitim und macht diese nach der Rückkehr definitiv nicht schlimmer, lässt mich aber eine Woche lang unbeschwert sein.
Und der-Disney plus-Account, den wir seit Neuestem haben, wird von mir und den Goldschätzen emsig genutzt. Es ist so herrlich und wärmt von innen, wenn wir uns in so in eine heile-kuschelig-warme und bunte Welt flüchten zu können.
Doch: Sind diese Kleinigkeiten und mittelgroßen Aktionen genug? Wäre es jetzt nicht doch an der Zeit, eine Bucket List aufzusetzen und mir endlich, endlich Gedanken darüber zu machen, welche außergewöhnlichen Dinge, welche imposanten Gebäude, welche außergewöhnlichen Gerichte oder welch interessante Menschen ich unbedingt noch erleben, bereisen, essen oder treffen möchte?
Bucket List = Löffelliste /
Der Begriff kommt von der englischen Redewendung „to kick the bucket“ (im Deutschen etwa: „den Löffel abgeben“). Der Begriff hat wohl damit zu tun, dass im Mittelalter Hinrichtungen mit dem Galgen üblich waren und der Scharfrichter den Eimer (=the bucket) weggetreten hat.
Es handelt sich um eine Sammlung von Dingen, die eine Person sich für ihr Leben vornimmt. Das können berufliche Ziele, außergewöhnliche Reiseziele oder auch kulinarische Erlebnisse sein.
Würde ich also mithilfe einer solchen Bucket List dem sich so schnell und pausenlos drehenden Hamsterrad entkommen? Und vor allem: Würde mein Leben so nicht spannender, aufregender, kurzum: erfüllter werden?
Inspiration aus Büchern?
Ich habe in fiktiven Romanen schon etliche vom Leben gelangweilte, an Krebs erkrankte oder nach einer Krise gebeutelte Romanheldinnen oder -helden auf den Spuren ihrer Bucket Lists begleitet. Da werden „vollkommen fremde Frauen geküsst“, man lässt sich „nachts in einem Kaufhaus einsperren“ oder „futtert sich einmal durch Frau Krämers Konditorei“ (Wünsche von Finns Liste aus dem Roman „Die Dinge deiner Liste“ von Mia Hansen). Da wird ein „komplettes Lebkuchenhaus ohne belämmerten Bausatz gebaut“, eine Blockflöte ausgegraben, die man als Kind versteckt und dabei zugesehen hat, wie ein Freund fürs Verlieren derselben bestraft wurde, (Wünsche von Claires Liste in „Die Liste der vergessenen Dinge“ von Robin Gold).
Insgesamt wird in solchen Romanen immer sehr viel gereist, weil Urlaube, Roadtrips oder Städtereisen wohl Standardausstattung auf einer jeden Bucket List sind. So war ich lesenderweise schon bei den Nordlichtern, auf dem Macau Tower in China und mal bei einer Wildsafari dabei. Auch saß ich als Zaungast schon bei einem Eishockeyspiel in der VIP-Lounge oder als Geschworene in einem echten Schwurgericht (spitzenmäßig!).
In einer Geschichte liest sich das ehr amüsant, spannend und ist oftmals recht turboreich und auf jeden Fall sehr kurzweilig. Aber: Ist das auch im echten Leben umsetzbar? Oder bleibt es nicht doch eher fiktive Glückseligkeit?
Ines Gilmeister erzählt in ihrem Buch “Rock den Himmel, mein Held” davon wie sie zusammen mit ihrem an Krebs erkrankten Mann Simon und ihren beiden Heldenkindern die letzten Monate seines Lebens mithilfe einer Bucket List bereicherten. Ich habe dieses wundervoll ehrliche, zu Tränen rührende, und sehr inspirierende Buch an anderer Stelle auf diesem Blog rezensiert. Lasst euch gerne davon inspirieren!
Seriöse Recherche: Annettes Mini-Umfrage
Ich wollte es genauer wissen und ging weg von der Trivialliteratur hin zu seriösen Artikeln zum Thema „Bucket List“. Dabei erfuhr ich ein paar sehr spannende Dinge und erhielt einige durchaus inspirierende Anregungen, Hier im Kurvenkratzer-Magazin findet sich sogar eine dreiteilige Artikelserie dazu – die durchaus empfehlenswert ist (Hüpf doch im Anschluss an meinen Text mal rüber!).
Mich selbst hat das weiterhin nicht so recht von der Notwendigkeit einer Bucket List überzeugt. Musste ich manche Dinge unbedingt gesehen haben? Manche Orte unbedingt bereisen oder mich bestimmten Herausforderungen unbedingt stellen?
Ich schaute noch genauer hin. Ich nahm ganz konkret Menschen in den Blick. Krebsloggerinnen und -Blogger haben solche Listen (z.B. die liebe Claudia Altmann-Pospiescheck, die hier davon berichtet). Figuren in Filmen haben solche Listen (Herrlich der Film „Das Beste kommt zum Schluss“ mit Jack Nicholson und Morgan Freeman, die ausgehend von einer Löffelliste einen Roadtrip unternehmen). Ja, auch Promis haben Bucket Lists und teilen diese oder Ausschnitte davon mit der ganzen Welt:
- Will Smith hat eine eigene Show, auf der er sich beim Abhaken der Punkte seiner Bucket List begleiten lässt. So kann man ihm z.B. dabei zusehen, wie er einen Halbmarathon läuft, Skydiving macht oder einen Formel 1-Wagen fährt.
- Bill Murray erfüllte sich seinen Bucket-List-Wunsch nach einem Selfie mit David Letterman und Lady Gaga live im TV.
- Die Komikerin Gaby Köster, die nach einem Schlaganfall im Rollstuhl sitzt,lässt sich beim Abarbeiten ihrer Bucket List in der RTL-Doku-Soap“ Gaby Köster – Meine verrückte Bucket List“ begleiten.
- Der Snowboardprofi Shaun White erstellte sich nach dem Ende seiner Karriere eine Bucket List und bestückte diese mit Dingen, für die er während seines Trainings nie Zeit hatte.
Aber: Haben eigentlich auch Menschen in meinem persönlichen Umfeld solche Listen? Was halten Leute, die ich persönlich kenne und schätze, eigentlich von einer solchen Liste? Wer von ihnen hat vielleicht sogar eine? Und welche supermegatollen Dinge hatten sie vielleicht schon erlebt?
Ich wollte es ganz genau wissen und startete in der Manier meines Jobs als „seriöse Autorin“ (oder einfach, weil ich neugierig bin?!) eine Umfrage in meinem Umfeld.
Das Ergebnis dieser Mini-Umfrage ist sicherlich nicht repräsentativ für eine ganze Bevölkerungsgruppe! Aber mit rund 20 Antworten auch nicht so nichtssagend, dass es nicht durchaus als „gut recherchiert“ durchgehen kann, würde ich meinen.
Deshalb: Seid gespannt, was sich dabei herausgestellt hat…
Meine Fragen:
- Hast du eine Bucket List oder schon mal daran gedacht, eine zu machen
- Glaubst du, dass eine solche Liste, dein Leben besonderer machen würde/könnte?
- Was war in deinem bisherigen Leben die verrückteste/größte/spannendste Aktion/Sache, die du mal gemacht hast?
- Ohne lange nachzudenken: Wenn du nur eine Sache auf deine Bucket List schreiben dürfest, was stünde darauf
Wie mir rückgemeldet wurde, habe ich mit diesen Fragen einige meiner Freundinnen und Freunde zum Nachdenken über sich und ihr Leben angeregt und der einen oder die anderen interessanten Erkenntnisse über sich selbst gebracht. Somit war die Sache – wie eigentlich mein ganzer Blog – eine echt Win-Win-Erfahrung. Ihr halft mir damit und ich in gewisser Weise auch euch. Schön.
Liebe Ka., ich freue mich, dass ich dich mit meinen Fragen daran erinnert habe, dass in deinem Schrank noch eine solche Liste liegt, die du nach dem Abitur geschrieben hast! Vielleicht machst du daraus auch einen Roman mit dem Titel „Als das Leben dazwischenkam und ich meine Liste vergaß“? Immerhin hast du tatsächlich einige Dinge darauf abgehakt. Dein Fallschirmsprung trotz Höhenangst wäre definitiv ein fulminanter Höhepunkt in deinem Buch, das ich auf jeden Fall kaufen würde!
Liebe Su., du bist keineswegs eine Langweilerin, wenn du bei Frage 4 ins Grübeln kommdt? Und wenn, dann bin ich auf jeden Fall auch eine.
Liebe Ev., toll, dass dir meine „saucoole Idee“ gefallen hat.
Liebe An., du meintest, du würdest eine Liste machen, wenn du „schwer krank wirst“. Bitte lass das bleiben und lebe lange so sportlich-aktiv und glücklich verliebt weiter!
Lieber Mar., ich bekam Gänsehaut, als ich las, dass du nach deiner Diagnose kurz daran gedacht hast, eine Bucket List zu erstellen. Aber dann war es für dich „das Wichtgste, dass wenn der Fall eingetreten wäre und [du] diesen Planeten verlassen [hättest] müssen, [du] soweit vorgesorgt [hättest], dass [deine] Familie wenigstens keine finanziellen Schwierigkeiten bekommen hätte, wenn schon der Ehemann und Vater nicht mehr bei ihnen sein darf.“ Danke für das Teilen dieser intimen Gedanken.
Die Antworten:
Auch wenn ich bekannt bin für lange, sehr lange, vielleicht manchmal sogar zu lange, Blogartikel, werde ich euch hier natürlich nicht mit allen
Antworten zutexten. Ich habe die Antworten zusammengefasst und sortiert. Alle Umfragepartnerinnen und -partner mögen es mir verzeihen!
Ich habe alles gelesen, in meinem Computer abgespeichert und vieles hat sich in meine Gedanken eingeprägt. Ihr habt mich an sehr persönlichen Erlebnissen teilhaben lassen und mir sehr intime Gedanken mitgeteilt. Danke für eure Offenheit und Inspiration!
1.Hast du eine Bucket List oder schon mal daran gedacht, eine zu machen?
Der Großteil meiner Befragten hat keine solche Liste. Wobei einige sagten, dass sie meine Fragen zum Anlass nehmen würden, ihre Liste nun tatsächlich zu verschriftlichen, weil sie sie schon länger in ihrem Kopf hätten.+
2. Glaubst du, dass eine solche Liste, dein Leben besonderer machen würde/könnte?
Liebe Blogleserin und lieber Blogleser, du bist hin- und hergerissen zwischen „Ja, ich brauch unbedingt so eine Liste“ und „Himmelhilf, nein, sowas finde ich doof?“ Dann sind die Antworten aus meiner Umfrage durchaus aufschlussreich. Sie lassen sich wunderbar in Einklang bringen mit Vor- und Nachteilen einer Bucket List, die ich in entsprechenden Texten gefunden habe.
PRO Bucket List:
- Sie hilft dir, dich auf das zu fokussieren, was für dich wichtig ist und macht dir deine Prioritäten bewusst.
- Sie erinnert dich immer wieder an deine Träume, Vorstellungen und Wünsche. Und wie eine Befragte meinte, [liegt die besondere Magie darin], sie daraufhin auch in die Tat umzusetzen.“
- In traurigen, kranken oder depressiven Momenten hast du so einen Lichtblick.
- Sie hilft dir, über den Tellerrand deines Alltags hinauszuschauen, in dem du ansonsten möglicherweise dahintreibst. (Wobei das nicht unbedingt schlecht sein muss!)
- Sie lockt dich aus deiner Komfortzone, wenn du dich zu etwas überwindest. Stichwort „Mutprobe“.
- Sie holt dich ins Hier und Jetzt und lässt dich „wenn“, „aber“ und „später vielleicht“ abschaffen.
- Sie macht dich (zumindest) geistig frei und wild, wenn du dir besondere, große, spezielle Dinge ausdenkst.
- Indem du die Punkte auf deiner Liste abhakst, schaffst du dir tolle Erinnerungen für Zeiten, in denen es dir nicht gut geht, du krank bist.
- Es erfüllt dich mit Stolz, wenn du einen Punkt auf deiner Liste schaffst und somit erkennst, dass du deine Pläne „durchziehst.“
Eine ganz besondere Antwort auf diese Frage möchte ich euch nicht vorenthalten:
Ich brauche keine Liste, da ich den Umsetzungswillen und (…) die finanziellen Möglichkeiten habe. Ich mus auf „nichts extra sparen.“. Dies kann ich nur unterstreichen. Es stimmt absolut! Wenn man sich manche Reiseziele und Aktionen auf Bucket Listen (im Real Life oder in Büchern) so anschaut, dann kann das „freie, wilde Leben“ ganz schön exklusiv sein.
Es stellt sich dann allerdings die Frage, ob das tatsächlich der Sinn unseres Lebens ist…Womit wir bei den anders gearteten Antworten und den Contrapunkten sind…
CONTRA Bucket List
- Sie kann dich unter Druck setzen, weil du das Gefühl hast, alles (schnell) abhaken zu müssen.
- Und: Was ist, wenn du alles abgehakt hast? Ist dein Leben dann nicht mehr lebenswert?
- Du übersiehst die kleinen Dinge im Leben, weil du nur nach den großen Events lechzt.
- Du fühlst dich unwohl oder sogar wie ein Versager, wenn du etwas nicht schaffst, weil das Ziel doch zu weit oder die Aufgabe doch zu schwer war.
- Möglicherweise geht es dir mit der Zeit nur noch darum, „sagen zu können, ich war da“ oder „weil die Go-pro aufzeichnet, wie toll ich den Berg runter rase anstatt es zu machen, weil es mir Spaß macht“ anstatt es tatsächlich bewusst und mit Freude erlebt zu haben.
- Du übersiehst die spontanen Möglichkeiten, die das Leben dir bietet.
- Möglicherweise ärgert man sich über das, was man noch nicht getan, gesehen hat oder besitzt und übersieht dabei den Ist-Zustand.
- Dein eigene Ende wirkt möglicherweise bedrohlich, weil du mit der Liste assoziierst „Ich gebe auf und akzeptiere, dass ich bald gehen muss.“
3. Was war in deinem bisherigen Leben die verrückteste/größte/spannendste Aktion/Sache, die du mal gemacht hast?
Mit dieser Frage habe ich mich sehr weit aus dem Fenster gelehnt. Ich habe nicht damit gerechnet, dass tatsächlich alle Frauen und Männer hier so ehrlich geantwortet haben. Danke euch! Für mich war es mehr als spannend, erfahren zu dürfen, was ihr schon alles erlebt habt.
Liebe Blogleserin, lieber Blogleser: Lehn dich zurück und erlebt am Bildschirm einige der herrlich genialen, frechen und besonderen Aktionen mit. Vielleicht möchtest du die eine Sache nach dem Lesen selbst in Angriff nehmen? Dann sage ich: Nichts wie los! Vielleicht fällt dir beim Lesen auch ein, dass du dasselbe schon gemacht hast. Dann sage ich: Toll, Respekt!
Aber jetzt kommen die Antworten – ohne spezielle Rangfolge und kommentarlos. Los geht´s, lasst euch inspirieren!
- Kinder zu bekommen
- kurzfristig nach Rom gefahren und vorm Colosseum gestanden.
- Ich heiratete den Ex-Mannes der Frau meines Ex-Mannes geheiratet habe.
- Sieg bei der Weltmeisterschaft in der Amateur Kategorie vom Bodypainting
- Mit meinem Freund über den Dolomitenhöhenweg Nr. 1. gegangen.
- Karfreitagsprozession mitgemacht
- Als Kind kletterte ich bei einem Volksfest so oft barfuß an einem Holzmast hinauf, um mir ganz oben die aufgehängten Geschenke zu holen, bis meine Füße bluteten.
- mit dem Bike quer durch Neuseeland
- drei Monate Familienroadtrip durch die USA
- Als ich mit 17 alleine nach Südfrankreich getrampt bin.
- der Schritt in meine Selbständigkeit
- Mit 47 Jahren das erste und hoffentlich einzige Mal aus Liebe zu heiraten.
- Eine Reise nach Rumänien um (illegal) abgerodete Urwälder fotografisch zu dokumentieren.
- Das Land Marroko als Rucksacktour zu erleben.
- Ich fuhr bei Sturmwarnung mit Tabletten gegen Übelkeit im Bauch im Krabbenkutter zum Leuchtturm „Roter Sand“ und lief dort bei hohen Wellen über die glitschige Gangway.
- Übernachtung auf dem Trampolin mit Mann und Kindern
- Alles zu kündigen: Wohnung, Job. Dann fast alles verkauft, was wir hatten und acht Monate auf Reisen zu gehen. Wir waren Südostasien : Thailand, Kambodscha, Vietnam, Laos, Neuseeland, Fidschi, Sydney, Indonesien, Bali und Osttimor … es war der absolute Hammer!!! (Ich erblasse vor Neid, liebe Sa.!)
- Teilnahme am Muddy Angel
- Sprung aus dem Flugzeug mit dem Fallschirm
4. Ohne lange nachzudenken: Wenn du nur eine Sache auf deine Bucket List schreiben dürftest, was stünde darauf?
Diese Frage war für mich das Herzstück der Mini-Umfrage. Ich erhoffte mir dadurch die ultimative Erleuchtung und Erkenntnis im Hinblick auf die Frage: „Was ist tatsächlich wichtig im Leben?“
Und was soll ich sagen? Liebe Mädels, liebe Jungs, liebe Freundinnen und Freunde, (Instagram-)Bekannte: Danke, danke, danke! Es hat sich gelohnt. Da sind ganz große und ganz kleine, teure und kostenlose, ideele und materielle, romantische und pragmatische und insgesamt einfach ganz wundervolle Sachen dabei! Manche tauchten mehrfach auf, andere sind spezielle Pläne einzelner Personen.
Ich glaube, jede und jeder von uns wird sich in einer oder auch mehren der vorgestellten Ideen wiederfinden. Vielleicht sogar auf ihre oder seine Bucket List setzen oder ganz spontan, gleich heute noch in die Tat umsetzen oder zumindest in die Planung einsteigen. Viel Spaß dabei!
- eine schöne Reise mit der Familie.
- einen Bestseller schreiben natürlich(Da bin ich auf jeden Fall dabei, liebe Su.!)
- reiten
- Ich will die Nordlichter sehen.
- Wanderung oder Radtour auf dem Jakobsweg (Eine Freundin erzählte vom Hundefahrradanhänger, der wohl für diesen Trip schon bereit steht.)
- Ich war noch niemals in New York, Vancouver Island und Dänemark.
- Glück
- Mit all meinen liebsten Menschen (Familie, Freunde, Arbeitskollegen) ein großes Essen feiern. Am liebsten in einem Garten.
- Immer einen cremigen Milchkaffee zur Hand haben (Eine herrliche Anregung, liebe An.! Ich schließe mich diesem Wunsch an.)
- mehr Zeit mit der Familie verbringen.
- Weltreise mit meiner Familie
- Indian Summer in Kanada genießen
- Klavierspielen (Das würde mein Teeniemädchen sicherlich auch antworten.)
- den Kilimandscharo besteigen
Etwas Kultur muss sein
Drei Antwortsätze zur Frage nach der einen Sache, die unbedingt auf der Buckt List stehen müsse, ließen mein Herz tanzend zurück. sind es wert, hier extra aufgeführt zu werden. Dabei geht es nicht um konkrete Reiseziele oder Dinge, die man sofort in die Tat umsetzen kann. Vielmehr sind es philosophische Gedanken, die für mich wie Überschrift über einer Bucket List stehen sollten. Ich bin stolz, so tiefsinnige Leute meine Freund*innen nennen zu dürfen. Ihr habt mit diesen drei Sätzen für ich das Kernstück meiner Gedanken im Leben nach Krebs formuliert:
- Lebe bewusst und denke daran, dass du nur ein Leben hast.
- Mein Leben ist schön, so wie es ist.
- Im Hier und Jetzt zu sein und wahrzunehmen.
Diese Sätze lassen so wunderbar die Endlichkeit des Lebens benennen. Aber diese Endlichkeit hat für mich so nichts Bedrohliches, sondern ist vielmehr eine Aufforderung dazu, aus der Gewissheit der Endlichkeit etwas zu machen: ZU LEBEN. OHNE KOMPROMISSE. BEWUSST. JETZT.
Dazu passt für mich ein Kunstprojekt, das im Jahr 2011 in New Orleans recht spontan begann. Dort hat die Künstlerin Candy Chang anlässlich des Todes eines nahestehenden Menschen auf der Außenwand eines leerstehenden Industriegebäudes ihre Gedanken zum Leben und zum Tod mit Kreide festgehalten. Über Nacht ergänzten andere Menschen diese Liste. Es entstand ein interaktives Projekt, in dem sich Menschen mit ihrer Endlichkeit befassen.
Überall auf der Welt vervollständigen Menschen auf großen schwarzen Tafelwänden mit weißer Kreide den Satzanfang „Before I die, I want to…“/„Antes de morir quiero..“/“Avant de mourir je veux…“/“Prima di morire voglio…“/Bevor ich sterbe, möchte ich…“.
Es gibt Tafeln in Deutschland (z.B. Aachen, Berlin, Wiesbaden), der näheren Umgebung (z.B. Zürich oder Klagenfurt), aber auch weit über die Landes- und europäischen Grenzen hinaus.
Hier findest du beispielsweise einen Bericht zur Aktion in Göttingen und auf dieser Seite berichtet eine Studentin davon, wie sie Before-I-Die-Tafel an der Universität in Usdan in den USA etablierte.
Vielleicht möchtest du den Punkt „Ich möchte mal nach … reisen und dort auf die Tafel schreiben…“ auf deine Bucket List setzen, liebe Blogleserin und lieber Blogleser?
Die weniger mutigen, weniger spontanen oder alle, die sofort jetzt verreisen wollen, aber gerade keine Zeit oder nicht genügend Geld haben, folgen einfach dem Link zur Fotoserie des Projekts: Diese Reise kann sicherlich jede und jede von euch mal machen!
Ich habe mir das Buch als UK-Import bestellt, ein paar Tage gewartet und habe ihm einen Ehrenplatz in meinem Bücherregal gegeben. Denn darin finden sich Inspirationen für
- die ganz großen Dinge im Leben wie „be the minister of education/BildugnsministerIn werden“ oder „wave to Earth from the moon/vom Mond auf die Erde hinunterzuwinken“ und „see my mom cancer-free/meine Mutter krebsfrei zu erleben“ oder give away everything I own/alles herzugeben, was ich besitze“ oder „teach kids to live, love and be free/Kidnern beizubringen, zu leben, zu lieben und frei zu sein“ oder „see a peaceful Mexico/ein friedliches Mexiko zu erleben“
- die unerreichbaren Dinge wie „have a talking dog“/ einen sprechenden Hund besitzen“ oder „understand wome/Frauen zu verstehen“
- verrückte Dinge wie „light a car on fire and watch it burn/ein Auto in Brand setzen und beim Abfackeln desselben zuzuschauen“, „sleep with an harp player/mit einem Harfenspieler zu schlafen“
- Dinge, die einen zum Schmunzeln bringen wie „own an ice factory/eine Eisfabrik besitzen“ oder „see a Paraguy without corruption/einem Menschen aus Paraguy zu begegnen, der nicht korrupt ist“ oder „make my own birthday cake and eat it all by myself/mir einen einenen Geburtstagskuchen zu backen und ihn ganz alleine aufzuessen“
- romantische Dinge wie „find and kiss her one last time/sie wiederzufinden und noch ein letztes Mal zu küssen” oder „speak with my children one last time/ein letztes Mal mit meinen Kidnern zu sprechen“, „kiss on the top of the Eiffel tour/auf dem Eiffeltum zu küssen“ oder „repair my broken heart/mein gebrochenes Herz zu reparieren“ oder „fall madly in love/sich komplett zu verlieben“
- die kleinen Dinge, die das Leben so lebenswert machen wie „eat a good baguette/ein gutes Baguette zu essen“ , „grow a salad/einen Salat anzupflanzen“ oder auch „play soccer with my kids/mit meinen Kindern Fußball zu spielen”
Für Candy Chang selbst sind all die Antworten auf den Tafeln und im Buch hilfreiche Erinnerungen und Begleiter beim Versuch, unseren Leben Sinn zu geben („It’s a reminder of our shared connections as we try to make sense of our lives.“)
Meine beiden Topfavoriten lauten:
- „Before I die I want to tell the world I was very happy/Bevor ich sterbe, möchte ich der Welt sagen, dass ich sehr glücklich war.“
- Before I die I want to find what I´m looking for./Bevor ich sterbe, möchte ich gefunden haben, wonach ich suchte.“
Anlässlich der Herausgabe ihres Buches hat die Initiatorin selbst in einem Interview ihre 10 Lieblingsantworten vorgestellt und jeweils mit einem kurzen Kommentar erläutert. Sehr, sehr spannend.
Und jetzt? Schreibst du deine Bucket List?
Falls du bis hierher gelesen hast und nun ganz sicher weißt, dass du du unbedingt eine Bucket List brauchst, dann will ich dich gar nicht mehr länger aufhalten. Hör hier auf zu lesen, folge meinen Linktipps und begebe dich in dein Lebenszielgedankenspiel.
Andernfalls überspringe die Links und begib dich noch etwas tiefer hinein in mein Gedankengeschwurbel und erfahre, zu welcher Lösung ich für mich und mein Leben gekommen bin.
Vorlage für eine ”Was ich mir schon immer gewünscht habe” – Liste: https://media.influcancer.com/wp-content/uploads/2021/10/29172428/kopftimismus-Meine-bucket-list-1.pdf
Bucket List, die nach Bereichen geordnet ist: https://herbstlust.de/wp-content/uploads/2021/01/Bucket-Liste-Vorlage-Themen.pdf
50 Ideen für eine Bucket-List: https://herbstlust.de/bucket-list/
Fragen zum Erstellen einer Bucket List: https://denise-bucketlist.de/hilfreiche-fragen-fuer-bucket-list
8 Tipps zum Erstellen einer Bucket List: https://denise-bucketlist.de/tipps-bucket-list
Interessanter Artikel zum Thema mit zahlreichen Tipps und Anregungen, Hintergrundinfos und Vorlagen für eigene Listen: https://www.planetbackpack.de/fuck-it-ich-will-leben-leben-leben-hier-ist-meine-bucket-list/
Langweiliger Alltag oder aufregendes Leben?
Nachdem ich mich nun ausführlich mit den ganz großen, den ganz tollen, den ganz besonderen, den ganz wahnsinnigen Lebenszielen beschäftigt hatte, nahm ich mein eigentliches Leben nochmal bewusst unter die Lupe. Ist dieses wirklich so langweilig und nichtssagend, dass es durch eine Bucket List gepimpt werden muss?
Klar, Wochenenden sind toll. Keine Frage, Urlaube sowieso. Unbesehen, Essengehen ist fein. Auch nicht von der Hand zu weisen: auf Konzerte zu gehen, ist ein Fest. Aber: Vier Wochen Familienurlaub im Jahr ergeben elf Monate Alltag. Und zwei Tage Wochenende machen fünf Tage Alltag.
Ich glaube, im Gegensatz zu den Highlihtmomenten, die man auf einer Bucket List visualisiert, hat es doch eigentlich der Alltag verdient, zum Star gekürt zu werden. Auch wenn dieser eng verwandt ist mit der Normalität, vielleicht sogar manchmal Ähnlichkeit mit dem Trott hat, muss er doch keine Verbindung mit der Langeweile oder der Eingefahrenheit eingehen.
Das habe ich in den letzten Monaten, als ich wieder verstärkt in den vor-Krebs-Alltag eingestiegen bin, etwas vergessen. Aber jetzt bin ich durch den auffälligen Befund iin meiner Gebärmutter wachgerüttelt. Zur Zeit der Akuttherapie war ALLTAG für mich schließlich ein Geschenk. Nach den fiesen Chemotagen mit entzündeter Mundschleimhaut wünschte ich mir nichts mehr als endlich wieder zu kochen, nach tagelanger Schlappheit war es ein Fest, den Familiengroßeinkauf zu machen und als die Bestrahlung vorbei war, genoss ich es, einen Vormittag lang putzen zu können, ohne dass das Taxi mich mittendrin abholte.
Bevor ich mir also eine Bucket List schreiben werde, werde ich erstmal meinem Alltag wieder mehr Wertschätzung entgegenbringen und ihm mit ein paar einfachen Tricks ab und zu einen Touch von Urlaub zu geben. In der Sonne auf der Terrasse sitzen und schreiben, beim Wäschezusammenlegen meine Lieblingssongplaylist hören, an meinem freien Tag allein zu Hause sein: Das ist schön, obwohl es alltäglich ist.
Ich werde fortan meinen Alltag auch zwischen Montag und Freitag sowie in den urlaubsfreien Monaten mehr genießen und auskosten. Ich werde sogar komplett übertreiben und das Wort „Alltag“ durch das Wort „Leben“ ersetzen.
Bucket List in einer Nummer kleiner…
Bei Denis Urban, der nach seiner Krebserkrankung als Coach arbeitet, fand ich eine tolle Anregung, die für mich eine Halblösung zwischen Bucket List und “einfach so dahinleben und sich im Alltag verlieren” darstellt. Er lädt mich, dich und uns alle zu einem Gedankenexperiment ein:
Stell dir für einen Moment vor, dass wirklich alles möglich ist. ALLES. Wie sieht dein Leben dann in 3 Jahren aus? Für einen Moment gibt es hierbei keine Grenzen. Kein NIEMALS. Kein DAS IST UNMÖGLICH. Kein DAFÜR BIN ICH NICHT GUT GENUG.
Ich selbst fand es sehr spannend, mich einmal bewusst damit auseinanderzusetzen, wie mein Traumleben in drei Jahren aussieht. Mein Beruf. Meine Beziehung. Meine Gesundheit. Meine Finanzen. Mein Alltag. Meine Freizeit. Mein Umfeld.
Hast du Lust, dich darauf einzulassen? Dann schnapp dir ein Papier! Durch das Verschriftlichen wirst du konkreter und erlaubst deinem Unterbewusstsein in diese Richtung loszugehen. Egal, ob du jetzt schon daran glaubst oder nicht. Erlaube dir zu träumen! Einzige Bedingung: Ohne Grenzen.
Geistreicher Gedanke zum Schluss…
Eine meiner Bekannten hat mir erklärt, dass eine Bucket List für sie ein Vision Board ist (Danke, liebe Sa.!). Dieser Gedanke gefällt mir sehr gut. Die Liste also als (täglicher) Reminder und Motivation, wenn im Alltag mal wieder viele Dinge gleichzeitig anfallen und das Hamsterrad sich schnell, schnell und noch schneller dreht. Dann kann sie einen an die eigentlichen Ziele und Wünsche erinnern.
Allerdings scheitere ich irgendwie daran, mir ganz konkrete Wünsche zu notieren. Wohin will ich reisen? Wen möchte ich mal treffen? Was will ich unbedingt mal machen? Vielleicht bin ich eine ganz langweilige, einfältige, unkreative Person….
Klar, ich möchte gern mal in New York shoppen gehen, möchte gerne mal auf den Darß, will mal Ed Sheeran live singen hören und würde gern mal eine echte Sachertorte in einem Café in Wien essen. Aber kann ich das nicht alles jetzt sofort per Mausklick buchen? Brauche ich hierzu eine Liste?
Und vielmehr: Wären das wirklich die Dinge, die mir am wichtigsten sind. Liegen hier meine Prioritäten? Je länger ich darüber nachdenke, sage ich ganz klar: Nein! Ich finde es bewundernswert, was Leute im fiktiven und echten Leben alles unternehmen. Ich bin auf manche Unternehmungen auch neidisch.
Aber…. Ich glaube, mir sind andere Dinge wichtiger. Meine Prioritäten liegen wohl ganz einfach im Kleinen, im Privaten, im Häuslichen.
Ich bin mir ganz sicher: Ich brauche keine Bucket List! Vielleicht brauche ich eher eine Anti Bucket List, auch Lost Bucket List genannt. Darauf werden Dinge notiert, die man nicht (mehr) tun möchte. Das kann doch definitiv Entstressung bedeuten und zu einer Verlangsamung des Hamsterrades führen, finde ich. So sage ich also „Adieu zu Vergleichen mit anderen.“, „Au revoir zu oberflächliche Freundschaften.“ oder „Tschüssi zum Bügeln von Küchenhandtüchern.“
Für mich schließt sich hiermit der Kreis: Mein Alltag ist mein Leben. Und mein Leben ist meine Bucket List. Ich werde definitiv nicht mit einem Löffel umhergehen und einzelne Dinge abschöpfen, die ich mir vorgenommen habe. Eine Bucket List wäre für mich keine Anleitung zum Glücklichsein und anders als Claudia Altmann-Pospischek würde ich nicht „mit einem Lächeln auf den Lippen ein Häkchen unter ein [Bucket List-]Ziel setzen“. Vielmehr würde sie für mich Druck bedeuten und Stress verursachen und mein Hamsterrad wohl noch beschleunigen, was wenig förderlich wäre. Höher, weiter, schneller, besser brauche ich nicht!
Ich möchte am Ende meines Lebens zurückblicken und es mir nochmal bewusst vor Augen führen. Anstelle eines Löffels werde ich mir dann eine Gabel zur Hand nehmen und damit schöne Erlebnisse, besondere Momente, wertvolle Begegnungen aufpicken. Dann werde ich mir meine Reverse Bucket List erstellen.
In diesem Sinne: Lasst uns nicht länger warten, sondern lasst uns leben! Und lasst uns auf keinen Fall mit einem Messer hantieren und sich ergebende Gelegenheiten abschneiden, unterhaltsame Treffen mit Freunden frühzeitig zu verlassen oder zu lang geratene Blogtexte zu kürzen.