Erleichterung vs. Belastung
Ein Samstag in der Notaufnahme
Hier sitze ich, in der Notfallambulanz der Frauenklinik, und warte auf einen Arzt.
Nachdem ich am Dienstag kurzentschlossen nochmal operiert wurde bin ich Mal wieder Drainagenträgerin.
Letzte Nacht begann dann der Horror. Ich konnte nicht mehr liegen, oder nur auf dem Rücken, aber da ich schon viel Zeit auf dem Rücken liegend verbracht hatte tat mir dabei der eben dieser unendlich weh. Jeder Versuch mich auf die Seite (die linke, schmerzfreie) zu drehen scheiterte. Ich konnte meinen rechten Arm nicht ablegen. Legte ich ihn vorne ab drückte er auf die OP-Wunde, legte ich ihn hinten ab spannte meine OP-Wunde und versuchte ich ihn auf meiner Seite abzulegen lag er auf der Drainageeinstichstelle und das ging einfach gar nicht.
Nach stundenlangem hin und her, Kissen hier drunter und Decke dort hin lag ich irgendwann zitternd und heulend vor Schmerzen im Bett. An Schlaf war nicht zu denken und der Gedanke mit dieser Drainage mindestens noch bis Montag zurechtkommen zu müssen machte mir einfach nur noch Angst.
Aufstehen ging nicht mehr ohne Hilfe, mich umdrehen war eine Tortur.
Rätselhaft war mir warum das jetzt so ist, wo doch die letzten Nächte zwar bei weitem nicht bequem, aber doch weitestgehend schmerzfreie waren.
Heute früh dann der Schreck: auf der Rechten Seite, im Bereich der Drainageeinstichstelle, war kein T-Shirt nass.
Ich dachte zunächst an eine undichte Drainage, daran dass ich sie vielleicht rausgerissen hätte. Zu meiner Verwunderung hatte die Drainage aber deutlich sichtbar Unterdruck, was zu keinem der Beiden Szenarios passt.
Da das Pflaster über der Drainageeinstichstelle nass war musste das auf jeden Fall neu und ich schwankte zwischen Verzweiflung und Erleichterung, als ich nach dem Entfernen des Pflasters die Rötung und den Eiter sehen konnte.
Verzweiflung, weil es einfach reicht. Ich brauche keine Komplikationen mehr. Es muss endlich Mal rund laufen.
Erleichterung, weil das die Schmerzen erklärt und weil man das beheben kann. Weil ich (hoffentlich) nicht bis Montag mit diesen Schmerzen rumlaufen und nachts wach liegen muss.
Jetzt sitze ich in der Notfallambulanz der Frauenklinik und warte auf einen Arzt. Mir wurde bereits Blut abgenommen. Vermutlich wird die Drainage entfernt und ich bekomme Antibiotika.
Ich habe Angst, dass die Wunde wieder aufgeht. Dass die Infektion sich auf die OP-Wunde ausweitet und das meine Strahlentherapie sich immer weiter verzögert.
Es ist wie im falschen Film. Alles wiederholt sich.
Drückt mir die Daumen, dass ich das Problem in ein paar Tagen, mit einer Antibiose in den Griff bekomme.
Ich hab keine Lust mehr auf den Mist.