Unter dem Motto „talk about cancer“ beschäftigen wir uns mit den vielen Facetten einer Krebserkrankung.hello@kurvenkratzer.at

Ein langer Kampf

Eine sehr anstrengende Woche endet mit einem sehr schönen Wochenende.

Ich habe viel darüber nachgedacht woher ich die Kraft und den Mut nehme weiter nach vorne zu schauen, weiter zu kämpfen und die Hoffnung nicht aufzugeben. Ich weiß, meine Chancen stehen nicht gut, aber ich bin hier und ich bin glücklich.

Es sind Tage wie heute und gestern, die mir zeigen, dass das Leben, dass mein Leben, schön ist!

Bin ich letztes Wochenende noch in der Notfallambulanz gewesen, wegen unfassbarer Schmerzen, durfte ich heute einen wunderschönen Tag auf der Terrasse super lieber Menschen verbringen. Einfach Mal das Leben genießen, meiner Tochter beim sein zuschauen und mich bedienen lassen. Gestern und heute waren wunderschöne Tage, ohne Schmerzen und ohne Ärzte…

Ich weiß, ohne die Schulmedizin wäre das nicht möglich gewesen.

Ich bin dankbar für jeden Tag, den ich genießen kann.

 

Ich habe dieses Foto schon vor einigen Tagen gemacht, noch bevor es so unerträglich warm wurde.

Es war ein wunderschöner Tag und wir waren im Wald. Es war super anstrengend, aber auch super schön und ich bin froh es gemacht zu haben.

Wenn ich dieses Foto anschauen fühle ich nur Liebe und Freude. Diese Kind ist mein Glück und mein Grund zu Leben und zu Kämpfen.

Vor zwei Wochen habe ich geheiratet. Meine Tochter hat den Vater, den ich mir für meine Kinder immer gewünscht habe und ich liebe ihn so sehr.

Ich kann gar nicht unglücklich sein, denn ich habe so vieles, das mich einfach glücklich macht! Wann immer ich traurig bin versuche ich mir das zu vergegenwärtigen und baue mich selbst ein Stück wieder auf.

 

 

Vor bald zwei Wochen wurde ich nochmal operiert. Nachdem meine OP-Narbe kurz vor der geplanten Bestrahlung auseinander ging wurde neu geschnitten und genäht. Leider riss die neue Naht genau am Tag des Bestrahlungsbeginns dann entgültig auf.

Statt Bestrahlung gab es also eine notfallmäßige OP und die Unsicherheit und Angst was passiert, wenn wir die Bestrahlung weiter vertagen?

Dass das keine gute Idee ist, darin sind sich alle einig. Leider gab es schlussendlich keine Alternative.

Nach der OP hieß es erneut warten und hoffen. Hoffen, dass die Naht dieses Mal hält. Die Spannung auf der Wunde wird natürlich immer größer und leider ist auch dieses Mal der Schnittrand voller Krebszellen, die die Heilung behindern.

Die OP ist jetzt 12 Tage her und bislang sieht es im großen und ganzen gut aus. Eine kleine Stelle ist offen, aber die ca 30cm lange Naht scheint soweit zu halten.

Am Mittwoch soll erneut ein Planungs-CT für die Bestrahlung gemacht werden. Ich hoffe so sehr, dass die Bestrahlung dann endlich starten kann.

 

Langsam kommt meine Kraft zurück. Mein Kreislauf wird stabiler, meine Kondition wird besser.

Die Bestrahlung hat mich das letzte Mal schon nicht besonders tangiert. Die macht mir keine Angst.

Wirklich zu kämpfen habe ich mit der systemischen Therapie, die im Anschluss geplant ist. Wieder die Haare verlieren (die erst seit wenigen Tagen dicht nachwachsen), wieder Körperlich abbauen, wieder mit den Nebenwirkungen und Begleitmedikamenten umgehen müssen.

Beim ersten Mal wars hart, aber man wusste wofür mans tut. Beim zweiten Mal wars härter, aber wenn’s nötig ist um zu überleben? Aber ein drittes Mal ist echt heftig.

Was soll’s?

Eine Wahl habe ich ja nun nicht und ich bin sehr froh, dass es dieses Medikament gibt und dass ich es bekommen werde.

 

Seit meiner Diagnose wurde ich 10x operiert. 10x haben Ärzte geschnitten und genäht.

Zieht man die beiden Nahtrevisionen, die nicht im OP gemacht wurden, ab bleiben 8 Eingriffe, die ich, nach eigener Einschätzung, mit Fassung und ohne viel zu jammern, hingenommen habe.

Mit meiner Bestrahlung sind die Radioonkologen an die Grenzen des möglichen gegangen. 35x wurde ich bestrahlt, habe nebenbei 2x die Woche eine Stunde Hyperthermie gemacht.

 

Ich habe 27 Chemoinfusionen und 4 Immuntherapieinfusionen hinter mich gebracht.

 

Nach all dem (und in dem Wissen, dass all das meinen Krebs nicht sehr beeindruckt hat) ist es absolut OK, wenn ich nicht fit bin. Es ist ok, dass ich manchmal nicht hoch komme. Es ist naheliegend, dass mir manchmal alles weh tut und ich denke es ist auch verständlich, dass ich manchmal frustriert bin.

 

Das bin ich. Ich bin frustriert.

Und ich habe auch Angst.

 

Aber mehr noch bin ich stolz auf das was ich schon geschafft habe, froh über das was noch möglich ist und sehr sehr glücklich noch im Rennen zu sein.

 

Ich bin nach wie vor bereit diesen Kampf zu kämpfen. Wenn mir kein KO gelingt gehe ich über die 12 Runden und dann wird der Krebs sehen, dass ich, betrachtet man den gesamten Kampf, nach Punkten gewinne.

 

Vielleicht gibt es irgendwann eine Rückrunde, vielleicht wird der Kampf irgendwann noch unfairer, als er es ist, aber auch wenn ich Mal zu Boden gehe – diese Runde geht an mich und ich habe Ausdauer!

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