Erleichterung vs. Belastung
Die Bauchspiegelung
Der Tag der Bauchspiegelung kam. Mein Mann brachte mich zur Uniklinik und wir verabschiedeten uns. Er wollte mich dann Mittags abholen. Mein Termin war schon ziemlich früh am Morgen.
Ich wurde erstmal in einen Zimmer gebracht und durfte das OP Hemd anziehen. Im OP Saal wurde ich herzlich empfangen und ich musste dann von meiner Liege auf die OP Liege umsteigen. Es dauerte nicht mehr lange und ich bekam die Vollnarkose und schlief ein.
Nachdem ich im Wachraum aufwachte, schaute ich sofort nach, ob ich einen vierten Schnitt erhalten habe. (Bei einer Bauchspiegelung werden 3 kleine Schnitte gemacht. Wenn aber viel Endometriose entfernt wird, machen die einen vierten Schnitt.) Und in dem Moment wollte ich es unbedingt wissen und schaute nach: es war ein vierter Schnitt da.
Ich war froh und schlief wieder ein. Als ich wieder wach wurde, war mir übel und mein Kreislauf war nicht ganz Stabil. Nach kurzer Zeit wurde ich aufs Zimmer gebracht.
Als die Ärztin kam, sah sie mich an und sagte:
“Ich habe leider eine schlechte Nachricht für Sie. Wir haben bei der OP bei Ihrem Darm etwas auffälliges gesehen und den dann zur Seite geschoben, hinter dem Darm haben wir einen bösartigen Tumor gesehen der ca. 3-5 cm groß ist. Wir haben nicht länger gewartet und sofort einen vierten Schnitt gemacht um eine Probe zu entnehmen. Danach wurde die OP abgebrochen. Wir werden die Probe einschicken. Auf Sie wird demnächst einige Untersuchungen zu kommen und dann eine große Bauch Operation statt finden. Es tut mir leid.
Wir können leider noch nicht sagen, ob es Darm, Magen oder Eierstockkrebs ist. In 3 Tagen ist Ihre Magen Darm Spiegelung und dann folgt das CT….. möchten Sie heute schon nachhause? Sie können aber auch gerne noch hier bleiben. Wir sind immer für Sie da…. Sollen wir Ihren Mann anrufen?”
Wow puhh, das sind aber viele Informationen.. Okay wie Bitte, ich habe KREBS!? Mit 23! Was ist mit meinen Mann, mit meinen Eltern und meine Geschwistern? Wie sag ich denen das???
Ich fing an zu weinen und weinte eine Zeit lang. Dann beruhigte ich mich und hatte plötzlich einen tiefen Frieden im Herzen. Es wird schon alles gut werden. Gott ist da, er ist bei mir.
Ich konnte nach der Operation noch nicht wirklich sprechen und konnte nur meinen Mann über Whats App vorwarnen. Er weinte. 10 Minuten später riefen die Ärzte ihn an und informierten ihn über meine Diagnose und klärten ihn von dem weiteren Verlauf auf.
Er war Fertig. Es war sehr schwer für ihn.
Meine Freundin kam von über 180 km weit entfernt zu mir, um mich Zuhause zu unterstützen. Sie war gerade unterwegs zu uns, als ich sie versuchte anzurufen, um ihr zu sagen, dass ich Krebs habe und eine Nacht länger bleiben werde. Sie solle doch bitte auf mein Mann Acht geben. Da es auch noch zur Coronazeit war, durfte leider keiner mit ins Krankenhaus.
Hier die Sicht von meiner Freundin aus:
“Als du mir gesagt hattest, dass du einen Tumor hast, war ich ja gerade auf dem Weg zu euch. Ich war sprachlos und mir sind die Tränen gekommen (habe leise kurz geweint). Du hast es mir erzählt und gesagt das ich deinen Mann irgendwie ablenken soll . Ich wusste nicht was ich sagen soll, ich war einfach sprachlos. Naja… ich hab jedenfalls die Ausfahrt verpasst und habe vom Gespräch abgelenkt, dass ich die Ausfahrt verpasst habe…. So wirklich los weinen konnte ich nicht am Telefon, da es dir nichts bringen wird und du damit betroffen bist und nicht ich.
Als wir dich dann endlich aus dem Krankenhaus abholen konnten war ich so froh. Ich hätte dich am liebsten gedrückt, aber du hattest ja so schmerzen. Leider konntest du dich ja so gefühlt gar nicht ausruhen, kurz danach musstest du wieder ins Krankenhaus. Um die Magen & Darm Spiegelung und das CT zu machen. Ich muss sagen, ich halte euch wirklich für so ein richtiges Power Paar, ich finde ihr seid wirklich starke Menschen.
Und ich dachte mir so: Wow was für eine starke Frau, sie liegt da mit schmerzen aber lacht und redet mit mir.”
Es war eine große Überwindung es meinem Mann und meiner Freundin zur erzählen, aber genau das stärkte mich und gab mir Kraft.
Ja, es fiel mir gerade auch sehr schwer, das alles hier nieder zu schreiben… Einige Erinnerungen fehlen mir. Aber ich hoffe das die bald wieder hoch kommen werden. 🙂
Alles hat seine Zeit.