Unter dem Motto „talk about cancer“ beschäftigen wir uns mit den vielen Facetten einer Krebserkrankung.hello@kurvenkratzer.at

Der Glaube und das Vertrauen

„Nur manchmal, während wir so schmerzhaft reifen, dass wir an diesem beinah sterben, dann: formt sich aus allem, was wir nicht begreifen, ein Angesicht und sieht uns strahlend an.“
- Rainer Maria Rilke, aus dem Gedicht „An die Prinzessin“

Ich habe Nabil während meiner Rehabilitation getroffen. Einen Mann aus Ägypten, dessen Tochter genau zwei Tage älter ist als ich selbst. Wir vertieften uns sofort in Gespräche, die uns beiden wunderschöne Stunden bescherten. Ich war gerade bei diesem Kapitel angelangt und ich sah noch nicht, wie und was ich zu schreiben habe. Die Hilfe kam sofort. Die Antwort lag in der gemeinsamen Zeit mit unseren Diskussionen über Gott und Vertrauen.

Vertrauen und Glaube sind zwei Aspekte und sind einander auf gewisse Art und Weise ähnlich. Man glaubt an etwas: beim Vertrauen glaubt man an die Wirksamkeit von dem, was man tut – dabei ist ein aktiver Aspekt vorhanden. Beim Glauben braucht man dazu keine „Wunderpille“ ohne Wirkung: die Heilung liegt in der Hand des Schöpfers selbst.

Du hast sicherlich schon von Placebo gehört: von der Wirkung, die eine Tablette ohne Wirkstoffe auf den Organismus haben kann.

Vielleicht ist das Wort Nocebo dir auch geläufig: genauso, wie die Heilung im Vertrauen auf ein Medikament wirken kann, können bestimmte Nachrichten auch deine Gesundheit nehmen.

Die Geschichte von Mr. Wright begegnete mir mehrmals während des letzten Jahres und zeigt deutlich, wozu das Vertrauen in die Therapie fähig ist. Nachdem diese sowohl das Placebo, als auch die Nocebo Wirkung klar veranschaulicht, erzähle ich sie:

Mr. Wright, ein Krebspatient mit Lymphdrüsenkrebs im Endstadium lag im Sterben: durch den Druck seiner orangengroßen Tumore an seinen Hals, unter seinen Armen und an seiner Brust bekam er kaum Luft. Die Behandlungsmöglichkeiten waren komplett ausgeschöpft, als ein neues, experimentelles Medikament auf den Markt kam: Krebiozen.

Mr. Wright bat seine Ärzte, ihm das neue „Wundermittel“ zu geben. Er erhielt die erste Injektion und drei Tage später war er auf den Beinen, mühelos atmend. Der Arzt vermerkte schriftlich, die Tumore seien „geschmolzen wie Butter in der Sonne“. In wenigen Tagen konnte er nach Hause entlassen werden.

Einige Monate später war in den Zeitungen zu lesen, dass Krebiozen die Hoffnungen, die man in die Wirksamkeit des Medikaments gesetzt hat, nicht erfüllen konnte. Die Tumore von Mr. Wright sind innerhalb kürzester Zeit wieder zurückgekehrt. Es half nichts.

Nachdem er wieder am Sterbebett lag, versuchte sein Arzt ein Experiment: er sagte ihm, diese Berichte seien falsch gewesen und er hätte diesmal eine verbesserte doppelt so starke Version des Serums erhalten. Er hat es geschafft, Mr. Wright zu überzeugen und das „Medikament“ half neuerlich sofort – diesmal wurde ihm aber anstatt des tatsächlichen Medikaments Wasser injiziert.

Nach einigen Wochen in bester Gesundheit las Mr. Wright neuerlich ganz schlechte Kritiken über das Medikament und er verlor sein Vertrauen. Sein Köper reagierte auf diesen Verlust mit einem Rezidiv und er starb innerhalb einiger Tage.

Diese Geschichte zeigt, wie wichtig es ist, was man von der eingesetzten Heilmethode hält. Hast du volles Vertrauen in der Therapie, die dir verabreicht wird? Dann wird sie dir höchstwahrscheinlich tatsächlich helfen. Hast du Zweifel? Glaubst du deinem Arzt, wenn er sagt, du wirst in einigen Tagen sterben? Dann ist es an der Zeit, deine Programmierung umzuschreiben, deinen Arzt zu wechseln oder auch die Therapie neu zu überdenken.

 

Kraffftvoll Buddha Aspect Ratio
Kraffftvoll Buddha Aspect Ratio

Der Glaube ist das innere Wissen, dass eine höhere Instanz (Gott) das Leben lenkt. Er bedeutet eine fortwährende Verbindung zu dieser Instanz – zu einem Gott, der immer so ist, wie seine Geschöpfe von ihm denken. „Ana Enda Hosn Abdi Bi“ sagt man in Arabisch: „Ich bin so/dort, (wie) mein Geschöpf vom mir denkt/erwartet“.

Für mich ist mein Glaube mit dem Gefühl verbunden, ich wirke lediglich durch diese Instanz – ich sei ein Werkzeug Gottes. Indem ich mich hingebe, werde ich geleitet. Je mehr ich mich aufgebe, desto mehr komme ich bei mir, bei meinem wahren Selbst an und desto mehr wird mein Leben zu einem Dienst. Ich existiere nicht meinetwillen, sondern das zu erschaffen, wozu ich gerufen worden bin. Es geht nicht darum, dass ich durch meine Tätigkeit mir einen Vorteil beschaffe. Ich weiß, es wird für mich gesorgt. Sollte ich dann meine körperliche Hülle ablegen, so ist das eine Bewusstseinsänderung und kein Tod – denn ein Teil von mir ist unsterblich.

Mein Lieblingsgebet seit meiner Kindheit ist das vom Heiligen Franziskus von Assisi und es half mich über viele schwierige Situationen hinweg:

 

O Herr, mach mich zu einem Werkzeug Deines Friedens,
dass ich liebe, wo man hasst;
dass ich verzeihe, wo man beleidigt;
dass ich verbinde, wo Streit ist;
dass ich die Wahrheit sage, wo Irrtum ist;
dass ich Glauben bringe, wo Zweifel droht;
dass ich Hoffnung wecke, wo Verzweiflung quält;
dass ich Licht entzünde, wo Finsternis regiert;
dass ich Freude bringe, wo der Kummer wohnt.
Herr, lass mich trachten,
nicht, dass ich getröstet werde, sondern dass ich tröste;
nicht, dass ich verstanden werde, sondern dass ich verstehe;
nicht, dass ich geliebt werde, sondern dass ich liebe.
Denn wer sich hingibt, der empfängt;
wer sich selbst vergisst, der findet;
wer verzeiht, dem wird verziehen;
und wer stirbt, der erwacht zum ewigen Leben

 

Gebet und Gaube sind etwas Höchstpersönliches.

Sie können weder erzwungen, noch mit dem Kopf verstanden werden.

Sie sind eine Herzensangelegenheit.

Je öfter ich in die Augen des Todes schaue, desto tiefer wird meine Überzeugung, mein Glaube und mein Wissen, ich bin ein Kind Gottes.

Glaube ist für mich jedoch nicht mit Religion gleichgesetzt. Die unterschiedlichen Religionen betrachte ich als mögliche Pfade, die auf den gleichen Berg hinaufführen. Religionen helfen dabei, Menschen eine Struktur zu geben und das Richtige vom Falschen zu unterscheiden. Sie geben vielen Lebenssinn und Gemeinschaft.

Doch gilt für mich in diesem Bereich die gleiche Devise, wie bei der Heilung selbst: wir sind einzigartige Wesen. Jede von uns hat die Möglichkeit für sich selber zu entscheiden, wie ihr Glaube ausschaut und ob sie einer Glaubensgemeinschaft angehören möchte oder den Glauben – auch ohne Gemeinschaft – in sich trägt.

Text entnommen aus dem Buch: Die kraffftvolle Heilung von Erika Krafft, erhältlich bei kraffftvoll.at

Kraffftvoll Mariabild Aspect Ratio
Kraffftvoll Mariabild Aspect Ratio

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