Erleichterung vs. Belastung
(B)LOGBUCHEINTRAG VOM 25.01.2020: 4 Liter Flüssigkeit. Die Venen sind jetzt auf jeden Fall gewienert.
„Lasset die Hungerspiele beginnen!“. Den Film hab ich zwar nie gesehen, hab mich aber so gefühlt. War mehrfach längere Zeit wach heute Nacht und hab dadurch einen Megakohldampf entwickelt. Obelix wäre ein Waisenknabe gegen mich. Hab mich bis zum Frühstück mit dem Rest Apfelsaft und mit einem Joghurt von gestern gerettet.
Das Frühstück an sich ließ auch heute sehr lange auf sich warten. Um 9:40 Uhr stand es dann auf dem Tisch. Und dann? Ernüchterung. 1 (in Worten: ein) Brötchen, eine Scheibe Käse und Marmelade. Juhu. Naja, besser als nix und einen Joghurt gab es ja auch noch. Der ist direkt in die Notbevorratung gegangen.
Nach dem Frühstück kam der erste Tropf, danach der Zweite. Dieser begleitete mich dann auch über das Mittagessen.
Rindergulasch mit Spätzle und Karotten. Ich liebe Gulasch. Anfangs habe ich noch über die Portionsgröße gewitzelt. Von wegen: „Kinderportion“ und so. Nach der Hälfte war ich eigentlich schon satt. Hab dann aber trotzdem brav aufgegessen. Hab ich ja so gelernt. ♂️ An die Karotten konnte ich dennoch nicht rangehen. Ging einfach nicht. Der Appetit ändert sich also tatsächlich unter der Chemo. Aber wie gesagt, wird schon nicht schaden.
Nun warte ich also noch, bis die zweite Infusion durch ist und dann freu ich mich, wenn nachher meine Süße mit den Kids kommt. Dann wollen wir es mal wagen an die Frische Luft zu gehen.
Ich bilde mir auch langsam ein, dass die ersten Barthaare ausgehen. Oh Gott, hypochondriere ich hier gerade?! Egal. Wenn der Bart und die Frisur weg ist, bin ich ja vielleicht auch schon wieder ein halbes Kilo näher am Idealgewicht.
Die Mädels lenken sich zuhause derweil beim Puzzlen ab. Würde ich auch gern machen.
Um kurz nach drei sind meine Herzensmädels zu Besuch. Wir wagen uns an die frische Luft und machen einen Spaziergang zum Supermarkt. Normalerweise wären Süßigkeiten ein Traum für mich. Momentan ist das aber alles nicht interessant für mich. Stattdessen nehme ich Ananas, Ananassaft und noch ein paar andere Saftvariationen mit. Ananassaft soll gut gegen Übelkeit helfen. Ich komme nicht zum Testen. Um 18:00 wird mir schlecht. Aber Ananassaft kriege ich nicht runter. Also doch wieder MCP.
Mehr wird heute wohl nicht mehr passieren. Höchstens TV und dann gehen die Lichter bald aus. Bis morgen.