Erleichterung vs. Belastung
(B)LOGBUCHEINTRAG VOM 08.02. UND 09.02.2020: ein bisschen schrauben, ein bisschen aufräumen, eine ganz tolle Überraschung, Simone Thomalla und Christoph M. Orth.
Es ist Samstag. Alle sind zuhause. Was tun? Samstags ist bei uns eigentlich immer Putztag. Alex zeigt mir drei Hotels und fragt, welches ich am schönsten finde. Mir ist eigentlich gerade nicht wirklich nach Urlaub planen. Weil ich ja 1.) nicht weiß, wie viele Chemozyklen ich am Ende bekommen werde, 2.) wann die getimed sind und 3.) wie es mir dabei, dazwischen und danach geht. Das Hotel in Boltenhagen gefällt mir.
Ich gehe in die Garage. Am Bus klappert seit ein paar Wochen die Koppelstange auf der Beifahrerseite. Die muss mal festgezogen werden. Also bewaffne ich mich mit meinem Werkzeugkoffer und los geht’s. Eine halbe Stunde später ist alles wieder fest. Aber anscheinend hatte ich bei der Aktion Unterstützung von Pumuckl oder einem seiner Verwandten. Denn der Inbusschlüssel zum Kontern ist weg. Und bleibt bis heute verschwunden.
Danach räume ich etwas im Keller auf. Reifenstapel etwas nach vorn ziehen, Bikebox an die Wand, Reifenstapel davor, Werkzeugkästen zusammen darauf. Altpapier in den Container. Mein Bike… Da wollte ich doch schon lange die Sache mit dem FlipChip ausprobieren und die Geometrie anpassen. Zack! Nächste Aufgabe. Und auch erledigt. Noch ein bisschen mit der Kamera spielen. Wenn ich aktuell schon nicht zum Biken komme, kann ich das Rad wenigstens fotografieren. Mittlerweile hab ich schon 2 oder 3 Stunden in unseren Katakomben „verbummelt“.
Der sogenannte „FlipChip“ ermöglich eine bestimmte Geometrieanpassung an Endurobikes. Er soll in der „Low“-Position das Bike mehr auf Abfahrt orientieren. In der „High“-Position verbessern sich die Bergaufqualitäten.
Auf einmal steht Lara vor mir. „Papa, du sollst endlich wieder hochkommen!“. Gesagt, getan. Als ich oben bin, erwartet mich ein gepackter Koffer, eine gepackte Sporttasche und unsere Kameratasche im Flur. Ich schaue wie ein Auto. Nur vielleicht nicht so schnell. „Was hast du denn gedacht, wann wir in das Hotel wollen? Im Mai?! Hopp, hopp, los geht’s!“. Mit diesen Worten empfängt mich Alex. Na dann, alles in den Bus geschmissen und los. Richtung Boltenhagen.
In Boltenhagen angekommen, beziehen wir ein Appartement des „Dorfhotel Boltenhagen“. Ich bin absolut platt, als wir die Tür öffnen. Meerblick! Vor dem Fenster führt nur ein ca. 2 Meter breiter Fußweg entlang, dahinter kommt schon der Steinwall, dann schon das Meer. Aus dem 1. OG sieht man weder Weg noch Steinwall. Ein Ausblick wie vom Kreuzfahrtschiff.
Mir fehlen immer noch die Worte!
Wir laden unsere Sachen ab und erkunden das Gelände. Strand, Spielplatz, KidsClub. Die Kinder bleiben direkt da. So haben wir etwas Zeit, ein paar Kleinigkeiten einzukaufen. Neben einem leckeren Eintopf fürs Abendessen, Süßigkeiten und Chips finde ich an der Kasse ein kleines Souvenir für mich. Ein Feuerzeug im T1-Look. Für mich als VW-Bus-Fahrer ja genau das Richtige. Und nützlich ist es ja auch. Immerhin haben wir ja einen Kamin im Appartement.
Schönes Feuerzeug im Look des kultigen VW T1 Samba.
Zurück im Ressort gibt es den Eintopf, deftig mit Würstchen, dazu Multivitaminsaft. Im Anschluss geht es noch ein bisschen an die frische Luft, anschließend zur Kids-Disco und zum Schluss noch ins Schwimmbad. Um 20:30 Uhr beschließen wir, zurück ins Appartement zu ziehen, bevor uns noch Schwimmhäute wachsen. Chillen, naschen, knabbern und Kaminfeuer genießen ist angesagt.
Zwischen 22:00 und 22:30 Uhr ist es dann Zeit für den Matratzenhorchdienst. Wir lassen im Schlafzimmer das Fenster angekippt und genießen das Meeresrauschen. Mehr nicht. Nur Meeresrauschen. Keine Nebengeräusche, Autos, lärmende Nachbarn. Nix. Nur Meeresrauschen. So verwundert es nicht, dass ich ruckzuck eingeschlafen bin. Um exakt 05:00 Uhr bin ich das erste Mal wach. Die Blase! Danach liege ich einfach nur im Bett und genieße. Die Ruhe, die Auszeit, das Rauschen. Um 6:30 Uhr hält mich aber auch nicht mal mehr das im Bett. Ich will Meer!!! Also schleiche ich auf den Balkon und schieße ein paar Fotos. Schwäne treiben auf dem Wasser. Hinter mir Bewegung. Maxima ist auch schon wach. Wir kuscheln uns unter eine Decke und aneinander und genießen den Ausblick auf die Insel Poel.
Mimi und ich genießen die Zeit zusammen.
Als dann Alex und Lara auch wach sind, geht es zum Frühstück. Mit allem, was man sich wünschen kann. Orangensaft, Multivitaminsaft, Joghurt, Obstsalat, Müsli, Pancakes mit Sirup oder Apfelmus, Aufschnitt, Mett mit Zwiebeln, Rührei, gekochtes Ei, Gemüse, Lachs, Kaffee, Tee in allen erdenklichen Variantionen oder Kakao. Köstlich!
Lachsliebhaberin Alex genießt das reichhaltige Angebot beim Frühstück.
Nachdem wir uns ausgiebig gestärkt haben, verstauen wir unser Gepäck im Auto, stürzen uns noch einmal in die Fluten des Schwimmbades und gegen Mittag machen wir uns auf den Heimweg. Die ersten Ausläufer des Sturmtiefs „Sabine“ pusten uns nämlich schon gehörig um die Ohren. Da wollen wir rechtzeitig daheim sein, bevor Binchen noch richtig aufdreht.
Da wir auf dem Weg nach Hause unweigerlich am „Gyros Spezialisten“ vorbei müssen, gibt es heute halt wieder was mediterranes zum Mittag. Nach der Völlerei vom Frühstück und Mittag fällt dann aber das Abendessen aus. . Wir lassen den Tag gemütlich auf der Couch ausklingen. Wir drinnen, kuschlig, während es draußen ungemütlich, nass und kalt ist. Nach „The biggest loser“ auf dessen Titel ich dieses Jahr wohl momentan auch gute Chancen hätte, schauen wir „Frühling“ im ZDF. Ein Familienfilm mit Simone Thomalla und Christoph M. Orth, der darin einen an Leukämie erkrankten Mann spielt, der auf Pilgerreise geht um zu sich zu finden und sich über seine Zukunft bewusst zu werden. Ein recht interessanter Streifen. Simone Thomalla beendet den Film mit den Worten: „Und wenn Adrians Krankheit mich eins gelehrt hat, dann: Lebe jeden Tag, als sei es der letzte!“. Auch wenn es kitschig und abgedroschen klingt, weiß ich doch, was sie meint. Und dieses Wochenende haben wir das auch sehr gut hingekriegt… Pilgerweg… muss ich mal drüber nachdenken.
Unsere Reise auf jeden Fall war einfach nur traumhaft und hat einen ordentlichen Energieboost für den kommenden Chemozyklus gegeben. Jetzt heißt es durchbeißen. Aber bis dahin sind es ja zum Glück noch 4 Tage. Unsere nächste Reise ist zum Glück auch schon gebucht. So geht es Anfang März zum Erholen von Zyklus II ins Allgäu. Danach ist wohl leider erstmal Pause mit Auszeiten. Der Allgäutrip war nämlich letztes Jahr schon geplant und bezahlt. Wann, wie oft und wohin es dann dieses Jahr gehen wird, wird die Zukunft zeigen. Denn jetzt gehen die Finanzen und Rücklagen erstmal für die Therapien und Klinikaufenthalte drauf. Der erste Zyklus schlug mit rund 540,-€ ein ganz gutes Loch in den Sparstrumpf. Ich bin gespannt, was an Eigenanteil für die Chemomedikamente da wohl noch auf mich zukommen wird. Aber darum kann ich mir ja dann Gedanken machen, wenn es soweit ist. Denn was haben wir aus dem Film der Frühling-Reihe heute gelernt? „Im Hier und jetzt leben!“.
Mit ein paar Bilder unseres Kurztrips beschließe ich dieses Wochenende und wünsche euch viel Spaß. Carpe diem!