Unter dem Motto „talk about cancer“ beschäftigen wir uns mit den vielen Facetten einer Krebserkrankung.hello@kurvenkratzer.at

(B)LOGBUCH VOM 28.04. BIS 05.06.2020 Homeschooling, technisches Versagen und total boredom

Homeschooling, technisches Versagen und total boredom

Ja, ich weiß. Es ist ruhig geworden hier. Das ist es aber überall. Es passiert ja auch derzeit nicht so viel. Ich arbeite nicht, weil meine Onkologin das noch bis mindestens August untersagt. Tagsüber erlebe ich auch nicht viel nennenswertes, da ich momentan immernoch versuche Liegengebliebenes aufzuarbeiten. Steuererklärung, Post, Ablage und so weiter. Dinge, die dir selbst wahrscheinlich bei dir schon nicht sonderlich viel Spaß machen. Für mich also auch kein Grund, mich da jetzt hier ausgiebig zu äussern. Macht keinen Spaß – uns beiden nicht. Daneben bin ich ja auch noch Teilzeitlehrer für zwei kleine Mädels, was zeitweise auch mal ziemlich frustrierend sein kann. Für beide Lager. Ich bin kein ausgebildeter Lehrer. Ich weiß nicht zweifelsfrei, wie ich Stoff vermitteln soll, damit eine 7- und eine fast 10-jährige sie verstehen. Die Schule und die Lehrer sind da leider auch in keinster Weise eine Hilfe, da haben wir leider kein gutes Los gezogen. Während anderenorts schlüssige und funktionierende Konzepte erarbeitet wurden, um die Kinder im Teleunterricht zu schulen, beschränkte sich das „Teleunterrichtskonzept“ bei unserer Grundschule auf wenige Jitsi-Meetings. Da geht es für mich schon los. Jitsi wäre für mich nicht die erste Wahl. Bei den aufgeteilten Gruppen mit maximal 5 Teilnehmern mag das noch gehen. Bei den über 20 Teilnehmern der 4. Klasse war das Chaos prädestiniert. Verbindungsabbrüche, extremes Stimmengewusel, keine Rollenverteilung. So war das eMeeting-Erlebnis der kleinen dann auch eher suboptimal. Das der Lehrer wahrscheinlich auch. „Aber wir haben es wenigstens versucht.“ scheint mir hier die Prämisse. „Beim nächsten Mal wird es bestimmt besser und wir schauen mal, ob wir bessere Alternativen oder Planungen finden oder anstrengen können“ wäre für mich der bessere Ansatz gewesen. So bleibt es für mich leider mit dem faden Beigeschmack behaftet und kommt in die Schublade „gewollt aber nicht gekonnt“ – Schade eigentlich. Letztendlich blieb und bleibt bundesweit alles an den Eltern hängen. Und dabei sind wir noch in einer vergleichsweise komfortablen Situation. Dadurch, dass ich derzeit nicht arbeite habe ich (zumindest theoretisch) die Kapazität die Kids zuhause zu beschulen. Aber eben auch nur theoretisch. Oben genannten Punkte stehen dem im Weg. Naja, wird schon werden. Bald sind ja Sommerferien und danach geht es für die Große auf die weiterführende Schule. Zum Glück mit deutlich mehr Medienkompetenz. Für uns alle sind die Sommerferien herbeigesehnte Auszeit.

Auszeiten

Auszeit ist ein gutes Stichwort. Davon haben wir uns auch ein paar genommen. Vom 15. bis 24.06.2020 waren wir unter anderem in der alten Heimat. Alex musste zwar im Zeitraum vom 18. bis 20.06. noch homeofficemäßig arbeiten, aber auch das ging. Auch wenn die Internetleitung bei Oma und Opa angesichts des gestiegenen Datenstroms nun schon an ihre Grenzen stieß. Wenn die Mädels ihre Serie aufs Tablet streamten, Opa an seinem Rechner arbeitet und ich vielleicht noch meine Mails abrief wurde es für Alex schon schwierig, die notwendige Bandbreite für ihren Videocall zu reservieren. Aber auch das haben wir irgendwie hingekriegt. Und wenn es nur durch räumlichen Umzug näher an den WLAN-Router war. Abgesehen von der Arbeit waren wir aber auch körperlich recht fleißig. Am Sonntag radelten wir alle zum Seeburger See und zurück (rd. 20 km). Die kleinen haben das erstaunlich gut weggesteckt, sind sie solche Strecken aus Hamburg doch nicht gewohnt. Selbst ich wüsste ad hoc nicht, in welche Richtung man fahren sollte, um hier oben 20 km nahezu ununterbrochen und ungefährdet abradeln zu können. Am darauffolgenden Montag haben die Mädels und ich mit Oma noch einen Radausflug ins 13 km entfernte Duderstadt gemacht. Mama Alex war derweil bei ihren Eltern im Homeoffice und unser Familienhund beim Hundefriseur. Nach der halben Strecke hatte unsere kleinste Prinzessin die Faxen dicke: „Ich will wieder nach Hause! Ich bin kaputt!“ war ihre Aussage, gefolgt von einem amtlichen Weinanfall. Damit meine ich nicht den Weinanfall, den Erwachsene kennen – also Pulle auf, Wein wegpumpen, Pulle in den Altglascontainer – nein, schon so einen mit dicken Tränchen und so weiter. Nachdem ich die kleine Maus in den Arm genommen habe, sie fest gedrückt und erklärt habe, dass wir uns in der Mitte der Strecke befänden, wir jetzt umkehren könnten, ihr aber dann das leckere Eis entginge, mobilisierten sich neue Kräfte in dem kleinen Körperchen. Ab da wollte sie es noch mal wissen. Wie ein unermüdlicher Lemming ackerte sie sich die Hügel bergauf und bergab, verdrückte dann in DUD das Eis, drückte dann Mama, die mit unserem T5-Truppentransporter familiärer Art von ihren Eltern zurückkam und zu uns stieß. Den Rückweg traten die Mädels, ihre Fahrräder und Mama dann im T5 an. Oma fuhr schon mal mit dem Rad vor, ich kehrte noch schnell bei meinem best Buddy in seiner Zahnarztpraxis ein und begab mich dann auch auf den Rückweg. Habe ich für den Hinweg mit Oma, den Kids und der kleinen Diskussionspause knapp 58 Minuten gebraucht, so war mein eigener Anspruch, es allein in mindestens 45 Minuten zu schaffen. Ideal wären für mich 30 Minuten gewesen. Das wäre in etwa mit meiner alten Kondition und Form vergleichbar gewesen. Am Ende habe ich die Minimalanforderung deutlich unter- und die Optimalanforderung knapp überboten. 32:28 Minuten habe ich für die knapp 13 km gebraucht. Gar nicht so schlecht und ein gutes Zeichen der Hoffnung. Welche aber bald wieder in Trümmern vor mir liegen sollte.

Mit dem T5-Truppentransporter familiärer Art bei Oma und Opa angekommen.

Über Christi Himmelfahrt konnten wir unseren für Januar eigentlich schon geplanten und gebuchten Urlaub nachholen und so luden wir alles benötigte in unseren T5-Truppentransporter familiärer Art und düsten in den Harz. Unser temporäres Domizil lag im Panoramic Hotel in Braunlage-Hohegeiß. Am ersten Tag erkundeten wir die Umgebung zu Fuß. Wanderten fast 5 km durch die Harzer Wälder, entdeckten alte Mühlen oder verlassene Bergwerksstollen, die heute das neue Zuhause unzähliger Fledermäuse sind.

Der verlassene Stollen dient heute unzähligen Fledermäusen als neues Zuhause.

Am zweiten Tag ging es nach St. Andreasberg zum Matthias-Schmidt-Berg. Im Nachhinein ärgere ich mich, dass ich zwar mein Bike, aber kaum Protektoren dabei hatte. Somit blieb das Rad am Auto und wir fuhren mit der Seilbahn hoch (unzählige Male) und mit der Sommerrodelbahn wieder runter (auch unzählige Male).

An Tag drei kamen dann die Räder mal wieder zum Einsatz. Zum Glück habe ich dieses Mal keinen Tracker laufen lassen. Die Tagesform war dieses Mal enorm unterirdisch. Jede noch so kleinste Steigung musste ich absteigen und schieben 👎 Auch unsere Kleine hatte mal wieder absolut null Bock mehr. Somit erkämpften wir uns die Rückkehr und ließen die Bikes erstmal links liegen und düsten nochmal zum Matthias-Schmidt-Berg. Nochmal rodeln. Die Mädels machen das jetzt mittlerweile allein. Allein in die Gondel, hochfahren, oben aussteigen, auf die Sommerrodelbahn, nach unten düsen, repeat. Solange das elterliche Portmonee das mitmacht. Momentan nicht so oft wie die Kids gern hätten. 😄

Mittlerweile können Mama und Papa auch mal im Tal bleiben. Die beiden machen das inzwischen souverän auch alleine.

Am Sonntag ging es dann nach dem Frühstück wieder zurück in Richtung Hamburg und Richtung Alltag und Richtung Homeschooling.

Für Alex und die Mädels gab es dann am darauffolgenden Wochenende eine Auszeit bei ihren Eltern. Ich durfte das erste Männerwochenende mit Veit verbringen. Wir hätten uns ohnehin an dem WE gesehen, da da eigentlich die Airport Days mit 1/4-Meilen-Rennen in Anklam angesagt waren, die dann dank Maisbier-Virus (Corona) zwar stattfanden, aber unter Ausschluss der Öffentlichkeit ohne Besucher. Somit taten wir bei Veit daheim alles, was Männer so tun. Grillen, ein paar Biere diverser Braukünste und -arten verkonsumieren, Bogen- und Armbrustschießen, Feuer machen, Quatsch labern (worin Veit und ich gemeinsam großartig sind, wir werden das mal aufnehmen und podcasten!) und irgendwas mit Autos anstellen. Nach der darauffolgenden Woche Homeschooling mitsamt ihrer Höhen und Tiefen sind wir somit schon beim „heute“ angekommen. Du siehst also: „nix verpasst, weil nicht viel passiert!“.

Somit schließe ich mal wieder und hoffe, dass sich hier bald mal was tut!

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