Unter dem Motto „talk about cancer“ beschäftigen wir uns mit den vielen Facetten einer Krebserkrankung.hello@kurvenkratzer.at

Annette fragt… Maren Schaller

Anfang des Jahres 2022 stolperte ich auf Instagram immer wieder über das Profil einer jungen Frau auf, die kurz nach Weihnachten ihre Brustkrebsdiagnose erhalten hatte. Maren Schaller war bis zu ihrer Diagnose Leiterin einer KiTa. Sie lebt mit ihrem Freund und ihrer Hündin Nala bei Stuttgart und erhielt mit 26 Jahren die Diagnose „triple negativer Brustkrebs.“ Sie durchlief Chemotherapie und Bestrahlung und ist – Stand heute – krebsfrei.

Inzwischen hat Maren ein sehr großes Instagramprofil mit über 36 000 Followern. Sie steckt sehr viel Herzblut in ihre Stories, Beiträge und Videos. Mittlerweile betreibt sie auch einen Onlineshop für Portkissen.

Maren sagt, dass sich ihr komplettes Leben und ihre Denkweise durch und seit der Diagnose verändert hat. Grund genug, diese bewundernswerte, junge Frau, um ein Interview zu bitten. Ich freue mich sehr, dass ich euch heute die liebe Maren vorstellen darf.

Annette: Liebe Maren, dein erster Insta-Post trägt den Titel „11.1.2022. Der Tag, der unser Leben veränderte.“ Nimm uns bitte mal mit in deine ersten Tage nach der Diagnose. Wo standest du damals im Leben? Welche Gedanken gingen dir durch den Kopf?

Maren: Ich war gerade dabei, eine neue Kita aufzubauen. Laurin und ich waren ein paar Monate zuvor in unsere gemeinsame Wohnung gezogen und hatten vieles geplant. Und dann kam ganz plötzlich meine Diagnose. Ich habe  gar nicht realisiert, was das bedeutet. Aber es hat mein komplettes Leben, mein Denken und eigentlich alles verändert.

Ich hatte einfach nur Angst und ich hatte so viele Fragen im Kopf:

Werde ich das überleben? Kann ich überhaupt Kinder bekommen? Wie soll ich das durchstehen?” Und ja natürlich war da auch die Frage:„Warum bin ich mit 26 Jahren an Brustkrebs erkrankt?”

Ich habe geweint, weil ich wusste, ich werde meine Haare verlieren und so richtig krank aussehen. Es hat mir alles Angst gemacht und gleichzeitig konnte ich es nicht realisieren, weil es so viel war und einfach so schnell ging.

Ich fragte mich immer wieder:„Wie konnte da so schnell etwas so Aggressives und Bösartiges in mir wachsen und was bedeutet das für mein Leben?” Ich habe nur noch geweint. Das waren mit die schlimmsten Tage in meinem Leben, geprägt von dieser riesengroßen Angst, dem Warten und der Ungewissheit.

Annette: Du erzählst täglich in deinen Instagram- Stories von deinen Therapien, den Nebenwirkungen, nimmst uns mit ins Wartezimmer, aber auch in deine Küche oder ins Restaurant. Wieso hast du dich dafür entschieden, deine Krankheit nicht „allein im stillen Kämmerlein“ zu erleben, sondern damit in die Öffentlichkeit zu gehen?

Maren: Das war keine Entscheidung nach dem Motto „So und jetzt mache ich es öffentlich und teile meine Erkrankung mit der Welt.” Anfangs hatte ich mir ein ganz neues Profil erstellt, das noch niemand kannte. Mir ging es darum, mich mit dem Thema Brustkrebs auseinanderzusetzen, mir Tipps zu holen und mich auszutauschen. Ganz bewusst auf und mit einem neuen, unbekannten Profil, auf welchem mir nur Menschen folgen, die sich mit dem Thema auseinandersetzen und die nicht in Kontakt mit mir stehen.

Das hatte nichts mit meinem Leben vor der Diagnose zu tun hatte. Zunächst kannten Familie, Freunde und Bekannte mein Profil gar nicht. Ich wollte erst einmal für mich einen Weg finden wollte, um mit der Diagnose umzugehen. Ich wollte schauen, was ich brauche, welche Infos ich mir holen möchte. Ich wollte mich mit anderen Betroffenen austauschen, die verstehen können, wie ich mich fühle.

Dann habe ich das, was ich aus den ganzen Nachrichten an Infos bekommen habe, in Posts aufgeschrieben, um es nicht zu vergessen und weil ich dachte, ich sollte das einfach mit anderen teilen, denn vielleicht wissen das ja ein paar andere auch noch nicht. Es war aber mehr mein privates Tagebuch und ich dachte mir, dass ich es es ja jederzeit wieder auf “privat” stellen könnte, wenn ich das möchte.

Irgendwie hat sich das dann aber so entwickelt, dass immer mehr nach Tipps gefragt hatten. Dann entstand die Idee, dass die Informationen der Ärzte*innen, Krankenkassen usw. und alles, was ich mir so mühevoll zusammensuchte doch eigentlich allen Betroffenen zur Verfügung gestellt werden könnte. So hat sich das dann mit der Zeit immer mehr zu einem sehr großen Profil entwickelt, in dem ich mein neues Wissen, Tipps und meine Geschichte teilte und auch jetzt im Leben nach Krebs weiterhin teile.

Geplant und wirklich eine Entscheidung, das öffentlich zu machen, war es nie! Es hat sich einfach ergeben. Ich habe immer aus meinem Bauchgefühl heraus gehandelt und dann entstand das einfach Stück für Stück. Ich habe das alles auf mich zukommen lassen und einfach das getan und erzählt, was ich gefühlt habe.

Annette: Dein Account hieß zunächst „Die Pfisterers“. Dann hieß er lange Zeit „Plötzlich Brustkrebs“. Wie kam es zu dieser Namensänderung? 

Maren: Laurin, mein Freund, heißt mit Nachnamen “Pfisterer”. Anfangs dachte ich, ich sollte uns so nennen, weil es “unser” Namen ist. Wir sind zwar noch nicht verheiratet, aber planen eine gemeinsame Zukunft – nach wie vor.

Dann wollte ich mit der Zeit aber, dass mein Profil entdeckt wird und man direkt sehen kann, dass es um Brustkrebs geht. Denn nur, wenn das auch direkt erkennbar ist, kann ich anderen Menschen mit meinem Profil helfen. Denn nur dann sehen sie auch meine Stories, Tipps und Beiträge. Deshalb  habe ich das Profil in “Plötzlich Brustkrebs” umbenannt, denn genau darum ging und geht es ja auf meinem Profil: Plötzlich an Brustkrebs zu erkranken.

Nachtrag: Mittlerweile nennt sich Marens Account “marenschaller_).

Annette: Ich habe zusammen mit einem anderen Krebspatienten eine Selbsthilfegruppe gegründet und habe meinen Krebsblog. Ich bin in Emails und Gesprächen häufig im Austausch mit anderen Betroffenen Das tut mir und den anderen gut. Wie ist das bei dir: Gehst du in eine Selbsthilfegruppe oder ist der Kontakt auf Instagram für dich Selbsthilfe genug?

Maren: Ich gehe nicht in eine Selbsthilfegruppe, da ich mich das nie getraut habe. Mich kostet so etwas total viel Überwindung. Durch mein Profil hatte ich aber von Anfang an sehr viel und sehr tollen Austausch und daraus haben sich teilweise wirkliche Freundschaften im echten Leben entwickelt. Den Kontakt zu einigen Menschen pflege ich also sozusagen nicht “nur” auf Instagram, sondern schon sehr lange auch außerhalb von Social Media.

Ich bin nämlich eher von der “altmodischen Sorte” und mag das Persönliche viel mehr als die Internetwelt. Ich liebe es, in einem Café persönlich zu quatschen und mich mit jemandem auszutauschen, mich verstanden zu fühlen und zu merken, dass ich nicht alleine bin.

Klar habe ich mit manchen auch Austausch über Instagram, da auch einige einfach zu weit weg wohnen. Aber es gibt ja immer wieder tolle Krebsitreffen, an denen man sich dann doch endlich mal persönlich sieht, trifft und quatscht.

Ich bin aber auch ein Mensch, der viel Zeit für sich braucht und daher auch nicht immer Austausch möchte. Manchmal reicht es mir auch, einfach mit mir zu sein. Genau in mich hineinzuhören, was ICH gerade brauche. Es waren und sind bei so einer Erkrankung ja immer Phasen und meine Verfassung ändert sich auch immer wieder.

Aber ich finde es schön, dass man nicht alleine damit ist und es mittlerweile so viel Austauschmöglichkeiten – online und live – gibt.

Annette: Liebe Maren, dein Wohnort ist ja nicht gar so weit entfernt vom schönen Schwarzwald. Falls du mal hier in der Gegend bist, dann schau doch mal bei eine Treffen von “Jung-und-Krebs Team Wutachtal” vorbei. Du wirst sehen: So viel Überwindung ist gar nicht nötig, wir seine eine echt coole Truppe…

Als ich meine Diagnose bekam, war ich 42 und hatte drei Kinder. Du bist 26, hast einen festen Partner, noch keine Kinder. Vielleicht hattest du zum Zeitpunkt der Diagnose noch überhaupt keinen Kinderwunsch. Aber mit Beginn der Chemo ist dieser ja erstmal auf Eis gelegt. Wurdest du von deinen Ärztinnen und Ärzten irgendwie beraten und hast du etwas unternommen, um ggf. in der Zukunft noch Mama werden zu können?

Maren: Ich wollte schon immer jung Mama werden, hatte aber nie den richtigen Partner dafür. Laurin und ich sind jetzt knapp zwei Jahre zusammen und möchten auf jeden Fall Kinder haben. Aber uns war vor der Diagnose klar, dass wir erstmal unser Leben stabil aufbauen und erst eine Weile zusammen sein möchten, bevor wir eine Familie gründen. Zum Zeitpunkt der Diagnose waren wir noch kein Jahr zusammen.

Einen Kinderwunsch hatten und haben wir aber beide. Doch jetzt gilt es erst einmal zu warten und meinem Körper Zeit zu geben, das alles zu verarbeiten und sich zu erholen.

Tatsächlich war aber bei der Diagnose eine meiner ersten und wichtigsten Fragen,: „Kann ich trotz der Diagnose Kinder bekommen?” Ich bekam zum Glück die Antwort: „Ja!

Aber zur Sicherheit wurde mir ein halber Eierstock entnommen und eingefroren. Ich wurde beraten, jedoch ging alles so schnell, dass ich mich kaum noch daran erinnere. Es gab aber auch nicht wirklich eine Wahl für mich, weil ich bzw. wir auf jeden Fall Kinder wollten/wollen.

Für mich war und ist dieses Thema unheimlich wichtig.

Annette: Du packst deine Krankheit sehr positiv an, aber auch bei dir gibt es sicherlich schlechte Tage, an denen es dir körperlich nicht gut geht, an denen du psychisch nicht gut drauf bist. Wo holst du dir dann Energie? Wo tankst du Kraft? Oder womit lenkst du dich dann ab?

Maren: Ich muss dazu ganz klar sagen: Es wirkt manchmal anders auf Instagram als es ist. Deshalb versuche ich auch immer, alles zu zeigen. Instagram sind nur wenige Minuten meines Alltags. Auch mir ist in manchen Momenten, in denen es mir nicht gut geht, nicht zum Posten zumute. Ich versuche aber trotzdem zu zeigen, dass auch diese Seite normal ist und dazu gehört. Ich selbst habe wie jede andere Betroffene auch Ups and Downs und manchmal geht es mir alle paar Minuten anders. Manchmal geht es mir in einemMoment ganz okay und dann plötzlich wieder nicht. Dann bin ich traurig, dann wütend.

Ich bin nicht immer positiv! Ich habe sehr viel auch geweint und mir ging es an vielen Tagen wirklich sehr schlecht. Das ist einfach Teil einer Chemotherapie und Krebserkrankung.

Ich versuche aber prinzipiell, mit meinem Profil Mut und Kraft zu geben und nicht andere runterzuziehen, daher unbedingt der Fokus auf das Positive. Das klappt manchmal besser und manchmal auch gar nicht.

Ich habe trotzallem immer den Willen gehabt, leben zu wollen. Ich habe von meiner Familie, meinem Partner und unserer Hündin sehr viel Kraft bekommen und aus dem Zusammensein Kraft geschöpft. Geholfen haben mir viel Ruhe, viel Meditation, Zeit für mich, Me-Time und Dinge zu tun, die mir gut tun. Viele kleine alltägliche Dinge.

Ich rate zu einer Mischung aus Ablenkung und die Gefühle zuzulassen und sie zu fühlen. Denn verdrängen hilft nicht. Man muss aber seinen eigenen Weg finden, damit umzugehen.

Annette: Du nanntest lange Zeit als Inhaber deines Accounts „Maren und Laurin“ und der Untertitel lautete früher „Unsere Brustkrebsreise“. Das finde ich superschön. Du kannst dich glücklich schätzen, so einen tollen Partner zu haben: Laurin begleitet dich bei allen Terminen und Untersuchungen und ist bei vielen Posts zu sehen. Gelingt es euch, euch als Paar auch Momente zu schaffen, in denen die Krankheit keine Rolle spielt?

Maren: Das stand anfangs auf meinem Profil so, ja weil wir die Reise gemeinsam durchgemacht haben. Da Laurin selbständig ist und wir zusammen wohnen, hat er am meisten mitbekommen und – neben unserer Familie – das genauso mit durchgemacht wie ich.

Mittlerweile ist es aber eher mein Profil, denn ich schreibe aus meiner Sicht und es ist halt irgendwie doch wie mein Tagebuch. Laurin hat sein eigenes Profil. Trotzdem geht er die Reise auch weiterhin mit mir mit.

Ich bin sehr glücklich, ihn zu haben und dass er immer da war und es auch jeden Tag immer noch ist.

Es war oft schwierig, Momente zu schaffen, in denen die Krankheit keine Rolle spielt, da es mir oft sehr schlecht ging und wir Ausflüge oder Restaurantbesuche oft abbrechen mussten, weil es mir plötzlich nicht gut ging. Ich hatte so viele Nebenwirkungen, dass die Krankheit immer da war und es kaum möglich war, dass sie keine Rolle spielte.

Aber sie rückte immer wieder zur Seite und wir konnten trotzdem schöne Momente genießen. Es kommt immer darauf an, worauf man selbst die Aufmerksamkeit lenkt und was man daraus macht.

Annette: Laurin und du wart während der Chemotherapie im Urlaub. Das fand ich damals sehr mutig. Sicherlich hast du das vorher mit deinen Ärztinnen und Ärzten besprochen. Worauf sollte man achten? Würdest du es nochmal machen?

Maren: Ich hatte damals ein unglaubliches Bedürfnis, ans Meer zu fahren und mal eine Woche weg von der Kälte, von dem Therapiealltag. Ich wollte einfach raus zu kommen und Ruhe haben, Zeit zusammen Zeit zu verbringen und komplett abzuschalten. Kalt war es trotzdem morgens und abends und da es mir nicht so gut ging, war es auch kein richtiger Urlaub. Aber Laurin und ich hatten Zeit für uns beide und es hat uns trotzdem sehr gut getan.

Ob das leichtsinnig war wegen Corona und der Chemotherapie? Hm, da ich sowieso jede Woche mehrmals im Krankenhaus war, wo sehr viele kranke Menschen, Bakterien, Coronaviren usw. waren und ich ja auch einkaufen ging usw., hätte ich mich überall mit Corona und Co. anstecken können. Es kommt einfach auch darauf an, was man macht und wie man es macht. Manche haben so viel aufgepasst und sind trotzdem krank geworden. Ich bin der Meinung, man kann aufpassen, aber verhindern kann man eine Ansteckung doch sowieso nicht, weil man immer und überall krank werden kann.

Ich habe diesen Urlaub einfach für mich und für uns gebraucht und wollte nicht darauf verzichten, weil ich krank werden könnte. Mit den Ärzt*inen war das natürlich abgesprochen. Worauf man achten muss, hängt sicherlich auch von den Medikamenten ab, die man bekommt, in welchem Zustand man ist usw. Auf jeden Fall muss man seine Medikamente mitnehmen sowie den Portausweis. Außerdem darf man nur innerhalb der EU verreisen, die Reise muss mit der Krankenkasse abgeklärt und und von ihr genehmigt werden usw.

Also es benötigt auf jeden Fall etwas mehr Planung als ein Last-Minute-Urlaub.

Annette: Ich hatte einen speziellen Gurt, als ich schwanger war. Du nähst zusammen mit deiner Mutter Portkissen. Damit wird die Stelle, an der der Port sitzt, geschützt, er vermindert z.B. das Reiben am Auto- oder Rucksackgurt. Wie kamt ihr auf diese Idee? Wo können Interessierte sich ein Kissen bestellen?

Maren: Ich habe während der Erkrankung gemerkt, wie viele Infos, wie viele Hilfsmittel und Aufklärung fehlen. Ich möchte genau das weitergeben und etwas dafür tun, damit andere nicht leichten Zugang zu den Dingen bekommen, die es einfach ein Stück leichter und erträglicher machen. Nicht jeder soll so kämpfen und suchen müssen wie ich selbst.

Die Vision von meiner Mutter und mir ist es, die schwere Zeit zumindest ein bisschen zu erleichtern und Hilfen zu schaffen, die alles etwas erträglicher machen und die helfen. Wir möchten einfach zeigen, wie jeder für sich seinen Weg finden kann, um damit umzugehen und sich gut um sich selber zu kümmern. All unsere Produkte sind mit viel Herz und Liebe gemacht und sollen helfen.

Mittlerweile haben wir Portkissen für den Autogurt, für den BH, für den Kompressions-BH, für die Erstversorgungs-BHs und Herzkissen. Bald werden noch Poster und viele Produkte dazukommen (Spoiler: Auch tolle Workbooks und ein Onlineprogramm!), die während und nach einer Krebserkrankung Betroffenen und auch Angehörigen helfen sollen.

All unsere Sachen kann man unter www.ohanaproducts.de kaufen und bei Sonderanfertigungen oder besonderen Wünschen einfach eine Email an info@ohanaproducts.de senden. Wir kümmern uns schnell und persönlich um jedes Anliegen!

Annette: Du hast in einem Video und einem Post darüber berichtet, dass der Krebs in all seiner Grausamkeit auch einiges Positives in dein Leben gebracht hat. Das mag sich für manch einen komisch anhören und auch ich war zunächst etwas irritiert. Was meinst du damit?

Maren: Naja nicht die Krebserkrankung an sich hat etwas Positives in mein Leben gebracht, denn ich wünsche mir – wie wahrscheinlich jede Betroffene! -, dass ich so eine Erkrankung nicht bekommen hätte! Aber es hat sich durch die Erkrankung einfach viel in mir drin verändert.

Ich war davor jemand, der es immer allen recht machen wollte, mehr für andere gelebt hat als für sich selbst. Ich war perfektionistisch, sehr gestresst, habe viel gearbeitet, nicht auf mich und meine Bedürfnisse geachtet und einfach funktioniert.

Die letzten Monaten haben mit mir viel gemacht und meine Denkweise darüber, wie ich leben möchte, was ich in meinem Leben möchte, was mir wichtig ist, hat sich verändert. Ich musste lernen, auf meinen Körper und seine Signale zu hören, meine Bedürfnisse nicht mehr zu ignorieren, wie ich es leider lange getan habe. Ich habe gelernt, für mich zu leben und nicht für andere. Ich habe gelernt, mich um mich und meine Gesundheit zu kümmern und MICH an die erste Stelle zu setzen, damit ich gesund werde und bleibe.

Dazu braucht es eigentlich keine Erkrankung und natürlich wäre es schöner, wenn ich das davor auch so verstanden hätte. Es ist aber wie es ist und ich habe dadurch mein komplettes Leben geändert. Die Krebserkrankung war der Stopp-Ruf meines Körpers, um mir zu sagen: „Maren kümmere dich endlich um dich und leb für dich! Achte auf dich! Achte auf deinen Körper!”

Außerdem haben sich ganz tolle Begegnungen und Freundschaften ergeben. Ich habe so tolle Menschen kennengelernt, die ich sonst vielleicht nicht kennen gelernt hätte. Meine Mama und ich haben uns zusammen etwas aufgebaut. Ich baue mir nun  Stück für Stück ein Leben auf, das ich liebe, in dem es mir gut geht, in dem ich mich um mich kümmere.

Das alles sind für mich positive Sachen.

Annette: Du stehst am Ende deiner Therapiezeit und bist krebsfrei. Welche Tipps kannst du rückblickend Frauen mit auf den Weg geben, die gerade ganz frisch ihre Diagnose erhalten haben?

Maren: Da weiß ich gar nicht, wo ich anfangen soll. Meine wichtigsten Learnings sind:

  • Frag nach, wenn du etwas nicht verstehst.
  • Setz dich durch und beharre auf dein Recht, aufgeklärt und betreut zu werden.
  • Tausch dich mit anderen aus, aber bleib bei dir und vergleich dich nicht. Jede Krebserkrankung ist anders und individuell.
  • Kümmere dich zwischendurch regelmäßig um dich, bau dir Auszeiten und kleine Selflove-Dinge ein.
  • Vergiss dich bei all dem Kämpfen nicht selbst! Setz Grenzen und sag, was deine Bedürfnisse sind, was du brauchst, was dir zu viel ist, damit andere dich verstehen und dir helfen können.
  • Entscheide, was für DICH das Richtige ist und bleib bei dir und dem, was DU brauchst
  • Gib dir Zeit, deinen Weg zu finden, klarzukommen und all das zu verarbeiten, was auf dich einprasselt und mit dir geschieht.
  • Nimm dir auch wirklich Zeit und Ruhe, denn du und dein Körper brauchen das.
  • Hol dir Zweitmeinungen oder Drittmeinungen, wenn du dich nicht gut aufgehoben fühlst
  • Und ganz, ganz wichtig: DU BIST NICHT ALLEINE!

 

Annette: Liebe Maren, ich danke dir sehr für deine offenen Antworten und deine wundervollen Tipps. Ich wünsche dir alles, alles Gute für eine krebsfreie Zukunft.

 

Mehr über Maren findest du hier:

Marens Instagram-Profil

Maren bei Stern-T (Scrollen zur Sendung vom 10.9.)

Maren im Podcast von Kendra Zwiefka „Krebs als zweite Chance

Ein Artikel über Maren in der Stuttgarter Zeitung

Marens Onlineshop

 

Hier geht’s zu den anderen schon veröffentlichten Interviews aus der Reihe “Annette fragt…”

 

 

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