Erleichterung vs. Belastung
Annette fragt… Kirsten Metternich von Wolff von Herzwiese24.de
Bei den Recherchen zu einem meiner Blogtexte bin ich auf eine Website mit dem wundervollen Namen Herzwiese gestoßen. Die Frau, die hinter den tollen Fotos, informativen Texten, appetitanregenden Rezepten und all den anderen schönen Dingen steckt, die man auf der Herzwiese finden kann, ist Kirsten Metternich von Wolff. Sie ist staatlich geprüfte Diätassistentin, ausgebildete Ernährungsberaterin, Journalistin, Buchautorin und hatte vor fünf Jahren Brustkrebs.
Sie hat jahrelang Tamoxifen eingenommen und wurde neulich vom WDR hinsichtlich des Lieferengpasses zu Tamoxifen interviewt. (Ab Minute 26 hier zu sehen).
Annette: Liebe Kirsten, genauso wie ich hast auch du die Diagnose „Brustkrebs“ erhalten. Zunächst einmal fände ich es spannend, wenn du uns deinen Behandlungsweg schilderst.
Herzwiese Kirsten: Es fing alles damit an, dass ich eine Verhärtung in der Brust bemerkte, die mir ungewöhnlich vorkam. Kurze Zeit später hatte ich meinen jährlichen Routine-Check bei meiner Gynäkologin und schilderte meine Entdeckung. Nach einem Ultraschall verwies sie mich in eine Kölner Klinik zur Mammographie und zum Ultraschall.
Bei dieser Untersuchung sagte mir die Radiologin, dass die Wahrscheinlichkeit eines Tumors bei zehn Prozent liegen würde. Allerdings würde sie auch empfehlen eine Stanzbiopsie im Brustzentrum machen zu lassen. Nach der Biopsie im Brustzentrum sagte mir der behandelnde Arzt im Nachgang, dass er schon im Ultraschall sehen konnte, dass ein Tumor vorlag. Das heißt die Radiologin in der Kölner Klinik wusste auch, dass es ein Tumor war. Sie hatte wohl keine Zeit, Lust und Muße, mir die schlechte Nachricht zu überbringen. Zunächst hieß es dann aufgrund meines Brustkrebs-Typs, dass ich keine Chemo brauche. Lediglich die Operation mit einer Booster-Bestrahlung und anschließenden Bestrahlungen und einer Antihormontherapie. Was das sein sollte, wart mir da noch nicht klar.
Kurz nachdem ich aus dem Krankenhaus entlassen wurde, bestellte man mich wieder ein. Es hieß auf einmal, dass ich eventuell doch eine Chemo benötige. Dazu müsste nun noch ein Genexpressionstest namens OncotypeDX gemacht werden. Das Warten auf das Ergebnis dieses Tests dauerte über vier Wochen – eine nervliche Zerreißrobe für mich. Ich hatte furchtbare Angst, dass ich nun doch eine Chemo brauche, mit all ihren kurz- und langfristigen Nebenwirkungen. Endlich bekam ich nach Wochen die Nachricht, dass mein Wert im Referenzbereich lag und keine Chemo nötig sei.
Direkt danach habe ich mit der sechswöchigen, nahezu täglichen Bestrahlung angefangen. Im Anschluss ging es in die Reha. Aktuell bin ich im fünften Jahr meiner Antihormontherapie. Zunächst mit Tamoxifen und nun mit dem Aromatasehemmer Anastrozol.
Annette: Für mich selbst ist Sport ein wesentlicher Bestandteil meines Lebens und während meiner Therapien war mir die tägliche Bewegungseinheit heilig. Wie stehst du zu diesem Thema?
Herzwiese Kirsten: Sport habe ich immer schon gerne gemacht. Früher bin ich gejoggt, habe an vielen Frauenläufen teilgenommen. Sogar im Köln Marathon bin ich mehrfach in einer Staffel 10 und 12 Kilometer gelaufen. Früher habe ich die Laufveranstaltungen gebraucht, um am Ball zu bleiben. Immer mehr habe ich aber nach der Krebsdiagnose gemerkt, dass diese Events mich ziemlich gestresst haben. Ich habe mich ganz schön unter Druck gesetzt, dabei besonders schnell laufen zu müssen. Das habe ich dann einfach abgeschafft. Nach der OP war ich erstmal wirklich sehr schlapp. Was ich aber während der ganzen Primärtherapie gemacht habe, ist täglich mit dem Hund längere Spaziergänge zu machen. Das war aber das Einzige was ich in dieser Zeit geschafft habe.
Mir war nach der Primärtherapie ziemlich klar, schnell weiter Sport zu machen. Ich habe mir dann ganz bewusst eine Reha ausgesucht, wo sehr viel Sport angeboten wurde. Denn ich wollte unbedingt wieder fitter werden.
Heute laufe ich ab und zu mit meinem Mann und meinem Hund. Das ist dann lockeres Traben ohne Druck. Ich habe seit drei Jahren ein sehr gutes Trampolin, das habe ich mir selber zum Geburtstag geschenkt. Darauf trainiere ich regelmäßig, dazu ab und zu Hula-Hoop. Außerdem mag ich die Übungen der Fitness-Expertin Barbara Klein und ich habe die Fitnessraum-App.
So habe ich unendlich viele Möglichkeiten, sportlich aktiv zu sein. Das bringt Abwechslung und auch Spaß. Ich mache es einfach, weil es mir guttut. Dazu kommen dann meine täglichen Gassirunden mit meinem Hund. Bewegung gehört für mich ganz normal zum Leben dazu, nicht nur als Langzeittherapie gegen Brustkrebs.
Annette: Eine Krebserkrankung bringt Traurigkeit, Ängste und Sorgen mit sich. Dennoch sprichst du auf deiner Seite von einem „bunten Leben“. Wie hast du es während der Therapiezeit geschafft, deinen positiven Blick beizubehalten?
Herzwiese Kirsten: Ich bin immer schon ein positiv denkender Mensch gewesen. Das ist nicht zu verwechseln mit Naivität. Einer meiner Leitsprüche ist: „Es gibt nichts Negatives, was nicht für irgendwas positiv ist“. Und so war es auch direkt nach meiner Krebsdiagnose. Der zweite Gedanke war: „Ich schaffe das“.
Kurz nach der OP, am ersten Krankenhaustag, ging es mir wirklich schlecht. Ich konnte kaum aufstehen, war schwach und mein Blutdruck im Keller. Trotzdem dachte ich zu diesem Zeitpunkt schon: „Irgendwann wird sich zeigen, wofür das alles gut war“.
Und dieses positive Denken habe ich einfach beibehalten. Das lässt sich trainieren, ähnlich wie ein Muskel. Jeden Abend, wenn ich ins Bett gehe, bedanke ich mich für vier schöne Dinge, die mir an diesem Tag widerfahren sind. Und es gibt auch immer einen Gedanken, worauf ich mich am nächsten Tag freue. Ich bin mir sehr bewusst, was für ein gutes Leben ich habe und wie dankbar ich dafür sein kann. Besonders in der heutigen Zeit wird mir das immer wieder deutlich.
Natürlich gibt es aber auch bei mir schlechte Tage mit Kloß im Hals. Auch Tage, wo ich mal weine, wo mir auch einige Dinge schwerfallen. Dann sage ich mir immer: „Das ist jetzt so. Lass es zu auch mal zu weinen, es befreit ja auch. Ich bin okay so und die Situation ist okay so wie sie ist. Am nächsten Tag geht’s wieder weiter und dann wird‘s wieder. Das ist auch wichtig in der Krebstherapie. Deshalb möchte ich auf meinem Blog Herzwiese24 meinen Leserinnen und Lesern Mut machen. Mut machen im Leben, Mut durchzuhalten, Mut und Zuversicht zu geben, schwierige Zeiten zu durchleben und nicht aufzugeben. Denn letztlich gibt es immer eine Lösung.
Annette: Nach der Primärtherapie hast auch Du mit der jahrelangen Antihormontherapie begonnen. Hast du ein paar Tipps auf Lager, die Frauen wie mir, die noch nicht allzu lange Tamoxifen einnehmen, helfen können, die Nebenwirkungen etwas abzumildern?
Herzwiese Kirsten: Ich habe jetzt fünf Jahre Antihormontherapie hinter mir – mit allen Höhen und Tiefen, die man sich vorstellen kann. Zu Beginn hatte ich eine Tamoxifen-Blockade aufgrund der ganzen Nebenwirkungen, die dort im Beipackzettel beschrieben sind.
Ich hatte im Brustzentrum und der Reha die Möglichkeit, psychoonkologische Gespräche in Anspruch zu nehmen, was mir auf meinem Weg geholfen hat. Weit mehr geholfen haben mir hier aber die anderen Frauen in der Reha, die schon Tamoxifen genommen haben. Sie zeigten mir, dass ein normales Leben mit Tamoxifen möglich ist. Am letzten Tag der Reha habe ich unter Tränen meine erste Tamoxifentablette genommen. Insbesondere zu Anfang dachte ich bei jedem Zipperlein, dass Tamoxifen schuld sei. Das hat sich mit der Zeit relativiert und heute gehe ich total entspannt damit um.
Allerdings muss ich sagen, dass die Tamoxifentherapie größtenteils kein Spaziergang war. Zumal ich im Lauf der Jahre mit Einnahme sehr starke Hitzewallungen bekam – tagsüber und nachts. Das hat mich schon ziemlich gestresst. Auch eine Gewichtszunahme gehörte dazu, sowie Gelenkschmerzen und eine allgemeine Steifheit, trotz regelmäßigem Sport und gesundem Lebensstil.
Es bildete sich durch das Tamoxifen eine Zyste am Eierstock, die mitsamt der Eierstöcke operativ entfernt wurde. Ich hatte wieder ziemlich Respekt vor der OP. Auf Grund dieser OP musste ich auf Aromatasehemmer umstellen. Dieses Mal habe ich dann nicht die Nebenwirkungen im Beipackzettel durchgelesen. Ich gab mir eine sechswöchige Pause zwischen Tamoxifen und Aromatasehemmer. Vier Wochen habe ich durchgehalten und dann habe ich mit Anastrozol angefangen, was ich jetzt schon über ein Jahr nehme.
Wichtig ist, beim Wechsel eine Knochendichtemessung machen zu lassen. Denn Aromatasehemmer können eine Osteoporose begünstigen. Heute geht es mir bedeutend besser als unter Tamoxifen. Bis ich dahin gekommen bin, wo ich jetzt bin, war es ein schwerer Weg. Ich hatte in den ersten Monaten massive Gelenkschmerzen, sodass ich nachts durch die Schmerzen wach geworden bin. Ich habe versucht so wenig Ibuprofen wie möglich zu nehmen und durchgehalten. Denn ich wusste von den Ärzten beim Krebsinformationsdienst, dass die Beschwerden binnen sechs bis zwölf Monaten deutlich besser werden.
Was ich immer mache sind Sport, Sauna und auch öfter mal ein kleines Beautytreatment zu Hause mit Maske und Entspannung sowie Spaziergänge im Wald, denn das tut sehr gut. Ich esse kein rotes Fleisch und Wurst, wenig Hähnchen und regelmäßig Fisch. Alkohol trinke ich so gut wie gar nicht und geraucht habe ich noch nie im Leben. Ich versuche außerdem wenig Zucker und Weißmehlprodukte zu essen. Ich merke einfach, dass mir dies insgesamt und meinen Gelenken und der Beweglichkeit sehr guttut. Unter Anastrozol habe ich Akupunktur in Anspruch genommen, als ich starke Schmerzen hatte. Das hat mir innerhalb von zwei Monaten deutlich geholfen. Mittlerweile habe ich keine Gelenkbeschwerden mehr. Auch keine großartigen Hitzewallungen und fühle mich wieder deutlich besser. Ich kann für mich sagen, dass es natürlich mit dem Lebensstil zusammenhängt, aber auch mit meinem Wechsel von Tamoxifen zu Aromatasehemmern, was ich nie für möglich gehalten hätte.
Annette: In einem Blogartikel von dir sind Calcium und Vitamin D Hauptfiguren, um ein erhöhtes Osteoporoserisiko, das durch Chemo- und Antihormontherapie gegeben, zu senken. Kannst du uns erklären, was es damit auf sich hat?
Herzwiese Kirsten: Calcium ist das Knochenmineral überhaupt. Die maximale Knochenmasse ist ab dem 30.Lebensjahr erreicht. Danach zehren wir praktisch von dem, was bis dahin aufgebaut wurde. Etwa zehn Jahre später nimmt die Knochenmasse ganz natürlich mit den Jahren etwas ab. Deshalb ist es wichtig, die aufgebaute Knochenmasse auch in älteren Jahren und unter Antihormontherapie so gut es geht aufrecht zu halten. Durch die Wechseljahre steigt das Risiko für eine Osteoporose noch einmal an. Und auch unter Einnahme von Aromatasehemmern wie Anastrozol, Letrozol und Exemestan. Deshalb ist calciumreiches Essen für uns Brustkrebs-Frauen so unglaublich wichtig. Wie das genau aussehen sollte und welche Lebensmittel dazu wichtig sind, habe ich auf der Herzwiese im Beitrag “Wechseljahre – Osteoporose, Calcium und meine Tipps” zusammengestellt.
Auch das fettlösliche Vitamin D ist maßgeblich am Knochenstoffwechsel beteiligt und deshalb sehr wichtig im Zusammenspiel mit Calcium. Doch Vitamin D wird nur zu rund 20 Prozent über Lebensmittel gedeckt. Damit genug Vitamin D produziert wird, braucht die Haut täglich Sonnenlicht. Mindestens 20 bis 30 Minuten sollte die Frischluftkur deshalb täglich dauern. Was bei Vitamin D wichtig ist, wie Veganerinnen ihren Bedarf decken und welche Lebensmittel reich am Sonnenvitamin D sind, habe ich auf meiner Herzwiese in meinen Beiträgen zu Vitamin D zusammengestellt.
Annette: Auf deiner Homepage gibst du preis, dass du schon als Kind einen Karton voller Lippenstifte, Cremes und Nagellacke hattest und dich auch heute noch sehr gerne stylst. Wie du mir erzählt hast, hast du schon vor deiner Krebsdiagnose auf „gesunde Beautyprodukte“ geachtet. Andere Frauen stehen so wie ich selbst in Sachen Naturkosmetik noch ganz am Anfang. Was rätst du uns?
Herzwiese Kirsten: Verschiedene Inhaltsstoffe in Kosmetika werden ja immer wieder kontrovers diskutiert. Allen voran Parabene, die als Konservierungsstoff verwendet werden. Sie stehen im Verdacht eine hormonähnliche Wirkung im Körper zu haben. Auch zum Beispiel Mineralöle, Duft- und Farbstoffe sowie Lichtschutzfaktoren in Kosmetik werden kritisch und kontrovers diskutiert. Wer auf Nummer sicher gehen will, dass diese Stoffe nicht in Cremes, Lippenstift und Co enthalten sind, sollte zertifizierte Naturkosmetik auswählen.
Vorsicht ist geboten bei vermeintlichen cleanen Produkten, die aktuell als „clean Beauty“ im Trend sind. Dieser Begriff ist nicht gesetzlich geschützt und jeder Hersteller kann diesen Begriff beliebig einsetzen. Ich habe gerade erst ein Seminar zum Thema Inhaltsstoffe in Kosmetik besucht und auch hier wurde der Trend von clean Beauty eher kritisch bewertet. Die Wahrheit über clean Beauty habe ich auf meiner Herzwiese in einem Blogtext mal genauer beleuchtet.
Mir ist und bleibt es wichtig, auf Parabene und Mineralöle zu verzichten. Deshalb schaue ich genau auf die INCI-Liste, also die Zutatenliste eines Produktes. Wichtig sind auch Synonyme für Mineralöle und Co.
Bei Lichtschutzfaktoren bin ich etwas entspannter. Denn jeder Dermatologe, den ich im Lauf meiner journalistischen Arbeit über die Jahre interviewt habe, empfiehlt zum Schutz vor Hautkrebs und Hautalterung täglich eine Pflege mit Lichtschutz anzuwenden. Was mir beispielsweise während meiner fast 40 Bestrahlungen wirklich geholfen hat, ist die Brust und das bestrahlte Areal täglich mit Thermalwasser einzusprühen. So blieb sie einigermaßen elastisch und ich hatte weitaus weniger starke Verbrennungen als andere Frauen. Dazu empfehle ich klassisches Thermalwasserspray aus der Apotheke. Das ist wirklich Gold wert und mein absoluter Tipp.
Insgesamt muss es auch nicht immer teure Kosmetik sein. Preisgünstige Produkte enthalten oft gute Inhaltsstoffe. Ebenso wie Produkte die Made in Germany sind. Denn die deutsche Kosmetikverordnung ist bedeutend strenger in ihren Richtlinien, im Vergleich zur US-amerikanischen.
Wer eine kleine Hilfe beim Einkauf von Kosmetik braucht, kann sich zum Beispiel die ToxFox-App herunterladen. Damit lässt sich im Drogeriemarkt oder auch in der Parfümerie per gescanntem Strichcode das Produkt bewerten. ToxFox wertet das Produkt aus und gibt an, ob problematische Stoffe wie zum Beispiel Parabene darin enthalten sind oder nicht.
Annette: Als Ernährungsberaterin hast du dich bestimmt schon immer gesund ernährt. Hast du nach deiner Krebsdiagnose etwas an deiner Ernährung geändert? Wenn ja, was? Was empfiehlst du Patientinnen hinsichtlich Ihrer Ernährung?
Herzwiese Kirsten: Gesund gegessen habe ich immer schon. Dennoch habe ich durch den Brustkrebs noch einmal an ein paar Schrauben feinjustiert.
Ich habe noch nie viel oder regelmäßig Alkohol getrunken. Als ich mit Tamoxifen gestartet bin, trank ich bei einem Geschäftsessen ein Glas Wein und die Hitzewallungen ließen nicht lange auf sich warten. Das fand ich nicht so prickelnd. Das ist mir dann noch einmal passiert und ich habe für mich entschieden überhaupt keinen Wein mehr zu trinken. Und da Alkohol ohnehin ein Zellgift ist und uns Brustkrebs Frauen überhaupt nicht guttut, verzichte ich so gut es geht darauf. Es fällt mir überhaupt nicht schwer. Auch von Seiten meiner Ärzte wurde explizit darauf hingewiesen so wenig oder besser keinen Alkohol nach Brustkrebs zu trinken. Hinzu kommt, dass Alkohol ja auch ganz schön kalorienreich ist, den Appetit anregt und die Fettverbrennung blockiert. Da ich zeitlebens immer schon auf mein Gewicht achten muss und es durch die Antihormontherapie und die Wechseljahre nicht einfacher wird, ist dies ein weiterer Grund so wenig Alkohol wie möglich zu trinken.
Mittlerweile ist auch bekannt, das rotes Fleisch und verarbeitete Fleischprodukte ebenfalls nicht empfohlen werden. Deshalb esse ich seit Jahren schon kein rotes Fleisch mehr. Aber das auch schon lange bevor der Brustkrebs kam.
Auch beim Zucker versuche ich maßzuhalten, obwohl ich schon bei gutem Marzipan und Nougat schwach werden kann. Ab und zu gönne ich mir das, aber im Alltag versuche ich darauf zu verzichten. Was unter der Einnahme von Tamoxifen und Aromatasehemmern nicht gegessen werden sollte, sind Grapefruits, Granatapfel und Präparate mit Johanniskraut. Sie können die Wirkung negativ beeinflussen.
Wichtig sind natürlich auch Calcium und Vitamin D. Ich esse gerne Käse, Nüsse und natürlich Gemüse, Salat und Obst. Damit ich beim Vitamin D gut versorgt bin, nehme ich täglich einen Pumpstoß Vitamin D, also ein Nahrungsergänzungsmittel aus der Apotheke.
Und da ich auch gerne mal ein Stück Kuchen esse, gibt es auf der Herzwiese ganz viele leckere Rezepte von mir, die keinen oder weniger Zucker und weniger Kalorien enthalten. Lecker sind sie natürlich trotzdem, zum Beispiel mein Rezept für New York Cheesecake, süße Brownies mit Kidneybohnen, Nusskuchen oder Muffins
Annette: Anders als du war ich (noch) nicht in einer Reha. Würdest du mir und anderen betroffenen Frauen aus deiner Erfahrung heraus dazu raten? Wenn ja, warum?
Herzwiese Kirsten: Eine Reha zu machen kann ich allen Frauen wärmstens ans Herz legen. Ganz gleich ob die Therapie erst kurzfristig beendet wurde oder ob es schon eine Zeit her ist. In der Reha trifft man Frauen, die das gleiche erlebt haben. Mir hat das wahnsinnige Kraft gegeben und auch Mut weiterzumachen. Außerdem lernt man ganz gezielt bestimmte Dinge, die einem im Alltag helfen können. Zum Beispiel Infos zum Schwerbehindertenausweis oder der Wiedereingliederung in die Arbeitswelt. Es gibt die Möglichkeit psychoonkologische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Aber auch Kochkurse, Vorträge und Freizeitveranstaltungen.
Mir war wichtig, dass in der Reha viel Sport angeboten wurde. Deshalb habe ich mich für die Paracelsus Klinik in Scheidegg im Allgäu entschieden. Hier gab es auch Tanztherapie, Maltherapie, Singen und Meditation sowie schöne Wanderungen. Es ist für jeden was dabei. Ich empfand es als ganz tolle Erfahrung. Wunderbar mal drei bis vier Wochen Zeit nur für sich zu haben. Und einfach die ganzen Geschehnisse der Krebsdiagnose und was das mit mir gemacht hat zu verarbeiten. Mir hat das wahnsinnig gut getan.
Heute nach fünf Jahren denke ich immer noch sehr gerne an diese Zeit zurück. Ich kann es jeder Frau empfehlen eine Reha zu machen. Ausreden vorzuschieben wie: „Da kenne ich doch niemanden!“ oder „Wer macht dann den Haushalt zu Hause ?“ oder „Ich kann zu Hause nicht weg!“, lassen sich mit Planung bewerkstelligen.
Aus meiner eigenen Erfahrung kann ich sagen, dass ich nach der Reha wieder viel fitter war, mental als auch körperlich. Mein Appell an alle Frauen: Nutzt die Gunst der Stunde und macht eine Reha. Wir haben in Deutschland wirklich das goldene Glück so etwas in Anspruch nehmen zu können. Das ist nicht selbstverständlich und etwas ganz Besonderes.
Annette: Liebe Kirsten, ich danke dir für dieses Interview und wünsche dir alles, alles Gute auf deinem weiteren Lebensweg.
Schau doch gerne mal auf Kirstens Blog herzwiese24.de vorbei: https://herzwiese24.de
© Die Fotos stammen aus dem Besitz von Kirsten Metternich von Wolff und sind auf Ihrer Homepage zu finden.
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