Erleichterung vs. Belastung
10 Jahre – vom Glück und vom Leben
Willkommen zum 10. Jahrestag meiner Reise mit der Diagnose Krebs, ein guter Grund aus meiner Sicht mir Zeit zu nehmen und für dich diese Zeilen zu schreiben. Vom anfänglichen Schock über die Diagnose bis hin zum ständigen auf der Suche sein als Wissensammlerin, um nach 10 Jahren wieder so etwas wie innere Ruhe zu finden. Darüber möchte ich dir gerne berichten von meinen Erfahrungen, Erkenntnissen und den wertvollen Lektionen, die ich auf meinem Weg gelernt habe. Ich freue mich, wenn ich dir damit Freude machen kann.
Die Diagnose
Nach meiner Krebsdiagnose vor 10 Jahren fühlte ich mich zunächst schockiert aber auch verwirrt über das, was auf mich zukommen würde. Ich denke du kannst dir vorstellen oder hast selbst schon die Erfahrung gemacht, wie es sich anfühlt solche Nachrichten zu bekommen. Das Thema Angst kam aus heutiger Sicht überraschend, erst zeitversetzt auf mich zu. Zu Beginn war ich einfach viel zu überrumpelt und überfordert, um zu verstehen, wie krank ich eigentlich war. Als ich vor einigen Tagen, 10 Jahre nach dieser wirklich schweren Zeit, meinen klinischen Befund las, wurde mir das wieder klar und vielleicht habe ich die Tage, 10 Jahre nach der Diagnose, erst wirklich verstanden, wie knapp das alles war. Der 23. Januar 2014 brachte mir erstmal eine Zeit großer Unsicherheit und Sorgen, in der ich versuchte, die Diagnose zu begreifen.
Hilfe suchen
Meine Suche nach Unterstützung und Hilfe führte mich zu verschiedenen ganzheitlichen Ansätzen und Möglichkeiten mir selbst zu helfen. Hilfe von außen wollte ich nicht unbedingt, aber was Medizin und Therapie anging musste und wollte ich sie annehmen. Gleichzeitig lernte ich schnell, dass ich mich auch abgrenzen muss. Die verschiedensten Ansichten, was Krebs ist, wo er herkommt und welche „Fehler“ ich als Mensch gemacht haben könnte, waren so bunt wie die Vielfalt der Menschen um mich herum. Damit ich meinen eigenen persönlichen Weg gehen konnte, der zu mir passt, musste ich lernen zu unterscheiden. Ich hatte für meine Gesundheit, ganz klar andere Ideen im Kopf als die meisten Menschen, die ich kannte und das machte die Sache nicht einfacher.
Akzeptieren was ist
Inmitten all dieser Gefühle versuchte ich, einen klaren Kopf zu bewahren und mir selbst Zeit zu geben, um die Realität meiner Erkrankung zu erfassen. Meine Sicht auf das Leben war zu dieser Zeit schon lange eine ganzheitliche und auch wenn viele Menschen das Wort „ganzheitlich“ eher schwierig betrachten und lieber mit Begriffen „holistisch oder integrativ“ übersetzen, trifft es ganzheitlich für mich immer noch am besten. Geht es doch darum, dass wir eben mehr sind als ein Körper mit Wachstum an der falschen Stelle. Akzeptieren, dass der Körper gerade etwas macht, mit dem ich so gar nicht gerechnet hatte, war für mich ein erster wichtiger Schritt, um meinen Plan für Heilung zu entwickeln. Betrachten wir eine Erkrankung auf allen Ebenen, können wir erkennen, was wir selbst für uns tun können und an welcher Stelle es Hilfe von außen braucht. Ohne einen klaren Blick auf die Ereignisse, bleibt immer ein Teil vor der Tür, um den wir uns bewusst oder unbewusst nicht kümmern. Dabei sehe ich es heute wie damals so, es ist legitim einen Teil der Arbeit auf später zu verschieben. Wenn wieder genügend Energie für ein JA zum NEIN da ist, den Veränderungen brauchen Kraft, die mir im ersten Jahr nach meiner Krebsdiagnose definitiv gefehlt hat.
Schritt für Schritt
In den letzten 10 Jahren habe ich Schritt für Schritt meinen Lebensstil geändert. Nach OP und einer Zeit der Regeneration und Nachbehandlung, wusste ich, ich muss genau darauf achten, wie ich mein Leben gestalte. Selbst nochmal lernen was mir guttut und einen Sinn in den Ereignissen finden.
Wobei Sinn für mich bedeutet nach vorne zu blicken. Als ganzheitlich denkender Mensch liegt die Gefahr häufig darin, statt nach einem Sinn – den Fehler im System zu suchen. Der Unterschied liegt im Gefühl. Mit Sinn kann ich aus einer Erfahrung schöpfen und mein Wissen dazu nutzen mir selbst und anderen das Leben ein wenig leichter zu machen. Mit Fehler im Gepäck, sind Gefühle wie Scham, Unzulänglichkeit und Schuld verknüpft. Dazu kommt die Abgrenzung zu anderen Menschen, die vermeintlich fehlerfrei gesund durchs Leben gehen. Mir gefällt die Sinnvariante deutlich besser.
Bausteine für mein Wohlbefinden
Meine Bausteine sind medizinische Nachsorge und Vorsorge, für mich umsetzbare und leckere Ernährung, Lebenspflege, Bewegung und Lernfreude. Sicher hast du deine eigenen Ideen im Kopf was dazu beiträgt gesund zu bleiben. Nach einer Krebsdiagnose ist ein medizinisches Team, dem du vertraust, wirklich wichtig. Falls es hier Unstimmigkeiten gibt, darf man/frau auch ein neues Team aufstellen.
Ernährung
Nach meiner Krebsdiagnose habe ich noch eine Ausbildung zur TCM – Ernährungsberaterin gemacht. Individuelle Ernährung, die aus Erfahrung gewachsen ist und sich gut mit meiner niederbayerischen Heimat verknüpfen lässt, das war aus heutiger Sicht wirklich eine gute Wahl.
Denn Ernährung ist wichtig, aber ich wollte keinen neuen Stress haben. Alles perfekt richtig machen, immer das passende Essen und mit einem Korb voll guter Tipps durchs Leben rennen ist nicht mein Lebenszweck. Lieber schaue ich was möglich ist und das gilt für mich selbst ebenso, wie für meine Klienten, die „eigentlich“ wissen was guttut und es dennoch wie die meisten von uns manchmal nicht auf die Kette bekommen gut für sich zu sorgen. Mir geht es da nicht anders und mir hilft einfach immer wieder der Anspruch es dennoch zu meistern und damit für viele meiner Klientinnen ein akzeptables „role model“ zu sein.
Lebenspflege, Stress abbauen und dem Leben entgegen gehen
Lebenspflege heißt Stress abbauen, Ängsten begegnen und überholte Verhaltensmuster loslassen. Das ist nicht immer einfach, auch als HP für Psychotherapie kommt man an die eigenen Grenzen und ich hole mir dazu Hilfe. Bewegung war und ist eins der wichtigsten Elemente für meine Heilung besonders in den ersten zwei Jahren nach meiner Behandlung waren kurze und lange Wanderungen heilsam für meinen Körper und meine Seele.
Das Gefühl langsam aber sicher wieder stabil auf den eigenen Beinen zu sein, war unglaublich bereichernd. Ich habe mit Gehen meine Seele wieder mit meinem Körper verknüpft, den die erste Zeit nach meiner Diagnose, war mir diese Verbindung verloren gegangen.
Glück und Dankbarkeit
Mein Wissen gebe ich schon lange direkt an meine Klienten und in Kursen weiter. Aber manchmal denke ich, wie sehr hat der Himmel doch für mich gesorgt: Einmal mit diesem Schatz an Informationen und Menschen, die ich fragen kann und einmal mit so viel Glück. Denn bei allem, was wir selbst für unser Heilung in uns haben, brauchen wir doch dieses Quäntchen Fügung in unserem Leben, das für uns sorgt, wenn wir es selbst nicht können.
So ist Dankbarkeit mein letztes Element für Wohlbefinden, dass ich jeden Tag pflege und wachsen lasse. Denn wir Menschen sind äußerst verletzliche Wesen, auch wenn wir das die meiste Zeit nicht realisieren. Ich wünsche dir, dass du jeden Tag etwas finden kannst, was dich dankbar sein lässt. Die Augen, die lesen – der Wasserhahn mit frischem Wasser, was auch immer es ist, freue dich für einen kleinen Moment daran.
Deine LebenskräfTigerin®