Erleichterung vs. Belastung
1. Wie alles begann….Weihnachten 2022
Schon immer habe ich Weihnachten sehr gemocht. Das Festliche und Sentimentale, Lichter, Wärme und überhaupt, die Stimmung spricht mich sehr an.
2022 sollte alles ein wenig anders kommen.
Mein Mann, 52 Jahre, hatte im Jahr 2022 einige Probleme im Magen und Darmbereich und seine Hausärztin hat nach Abschluss der Behandlung noch ein Kontrollblutbild angeordnet. Da die Werte nicht stimmten, gab es eine Überweisung zur Hämatologie.
Nach weiteren Untersuchungen hier manifestierte sich kurz vor den Weihnachtsferien die Diagnose Mantelzelllymphom (MCL) mit tp53-Mutation.
Da dies ein recht seltenes Lymphom ist, bedarf es schon einer guten fachärztlichen Erfahrung, um dieses zu diagnostizieren.
Zu dem Diagnosegespräch habe ich meinen Mann begleitet und es hat mir schlichtweg “die Beine weggehauen”.
Was bedeutet eine solche Diagnose? Wie wirkt sich die Diagnose auf das weitere Leben aus? Stimmt diese Diagnose?
Wie geht es weiter? Fragen, auf die kein Arzt Antworten kennt und benennen kann.
Und so wurden wir in unsere Weihnachtsferien entlassen, mit dieser Diagnose.
Was folgte, war ein endloser Kopfkreisel bei mir.
Mein Eindruck war, dass mein Mann die Dinge anders nahm als ich. Er kämpft bis zum letzten Mann, bis zur letzten Chemo und möchte so lange wie möglich mit mir zusammen sein und ein gutes Leben haben. Äußerlich vermittelte er mir den starken Mann.
Und ich, die ich ihm eine Stütze sein sollte, konnte es nicht sein. Seit 2019 waren wir in zweiter Ehe glücklich verheiratet und haben den Kopf voller Pläne und Ideen.
Sollte das alles bald zu Ende sein und muss ich alleine bleiben? Warum bin ich hier so hilflos? Wird der Krebs meinen Mann verändern?
Es war viel Zeit, im Internet zu recherchieren, je mehr man liest (Statistiken, Möglichkeiten, Überlebenszeiten), umso verunsicherter und ängstlicher ist man.
Okay, gut, dann suchten wir uns eben Beschäftigungen – wir, die Kopfmenschen und Langzeitplaner.
Das sah dann so aus: sind alle Dokumente gerichtet, haben wir entsprechende Vollmachten, was passiert, wenn einer länger ausfällt etc. pp.
Am meisten hat mich genervt, dass ich als Person nicht diejenige war, die meinem Mann zur Seite stand, sondern als Paradoxon – mein Mann mich oftmals trösten musste. Was für eine verkehrte Welt! Verdrängungsversuche hatten in dieser intensiven Zeit nur begrenzte Haltbarkeit.
Für mich resultierte aus der damaligen Situation die Fragestellung, ob Angehörigen von Krebspatienten nicht auch Aufmerksamkeit verdienen?
Auch sie haben Ängste und Befindlichkeiten, egal ob in einer Partnerschaft oder auch Elternschaft.
Wenn Ihr neugierig geworden seid, wie wir/ich im Laufe der Zeit mit der Erkrankung umgegangen sind und was noch passiert ist, dann freut Euch auf meinen nächsten Beitrag.